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Studierende des Selbstlernzentrums der Freien Universität bieten Deutsch-Workshops für Flüchtlinge an

23.03.2016

Ein Team, dass sich engagiert: Die studentischen Hilfskräfte des Selbstlernzentrums mit Maria Giovanna Tassinari, Leiterin des Zentrums.

Ein Team, dass sich engagiert: Die studentischen Hilfskräfte des Selbstlernzentrums mit Maria Giovanna Tassinari, Leiterin des Zentrums.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Mit Videos, Büchern oder einem Tandempartner eine neue Sprache lernen – das ist das Konzept des Selbstlernzentrums (SLZ) der Freien Universität. Besonders bei Austauschstudierenden ist das Angebot beliebt. Seit vergangenem Jahr besuchen aber auch immer mehr Flüchtlinge, die Deutsch lernen oder ihre Sprachkenntnisse verbessern wollen, das Zentrum. Für sie haben studentische Hilfskräfte des Selbstlernzentrums im Rahmen des Welcome@FUBerlin-Programms eine Workshopreihe entwickelt.

Yunus-Emre Gündogdu könnte man als Sprachagenten bezeichnen: Neben seinem Lehramts-Studium der englischen Philologie und Politikwissenschaft und seinem Job im Selbstlernzentrum unterrichtet der 23-Jährige Geflüchtete in Deutsch. Klar, dass er seiner Klasse auch das SLZ zeigte. „Viele meiner Schüler mussten ihr Studium in ihrem Heimatland aufgeben. Jetzt sehnen sie sich danach, zurück an die Universität zu kommen“, sagt Gündogdu. Das Selbstlernzentrum als offener Lernort, an dem offizielle Dokumente oder Abschlusszeugnisse keine Rolle spielen, sei ideal, um wieder Universitätsluft zu schnuppern, sagt der Student.

Übungsgelegenheit und Treffpunkt

„Viele unserer neuen Besucher aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak haben sich explizit auch eine Möglichkeit zum Austausch gewünscht“, sagt Katharina Gnendinger, ebenfalls studentische Hilfskraft am SLZ. „Deshalb haben wir Deutsch-Workshops entwickelt, bei denen es um Alltagssituationen geht – als Übungsgelegenheit und als Treffpunkt“, sagt Gnendinger. In den Workshops geht es um Themen aus dem Alltag. Mal ums Einkaufen, mal um Gesundheit, Wohnen, Kultur oder Essen. „Letztlich wollen wir Themen anbieten und Anregungen für Gespräche schaffen“, sagt Gündogdu.

Sechs der knapp zweistündigen Workshops mit bis zu 30 Teilnehmern haben bisher stattgefunden. Nach einer Pause in der vorlesungsfreien Zeit soll das Angebot im Sommersemester fortgeführt werden. Maria Giovanna Tassinari, Leiterin des Sprachlernzentrums am Sprachenzentrum, unterstützt das Angebot: „Die studentischen Hilfskräfte haben sich stark für diesen Workshop engagiert. Sie haben gründlich darüber nachgedacht, was sie anbieten wollen. Das ist eine bemerkenswerte Initiative.“

Studentische Helfer….

Um das Lernen zu erleichtern, werden die Neuankömmlinge in den Workshops ihren Deutsch-Vorkenntnissen entsprechend in Gruppen eingeteilt. An jedem Lerntisch unterstützen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer den Sprachaustausch. „Wir hoffen besonders auf Studentinnen und Studenten, die uns im kommenden Semester unterstützen“, sagt François Peverali, der seit zwei Jahren als studentische Hilfskraft am SLZ arbeitet. Um Flüchtlingen beim Deutschlernen zu helfen und sich in den Workshops zu engagieren, bedarf es keiner didaktischen Vorbildung, sagt Peverali: „Ein wenig Zeit und eine offene, freundliche Art – mehr braucht es nicht. Fast nie geht es in dem Workshop um grammatische Details. Viel wichtiger ist der Austausch.“

…und Tandempartner gesucht

Deshalb bietet das Selbstlernzentrum neben Lernhilfen – Filmen, Büchern oder Sprachsoftware – zu insgesamt 27 Fremdsprachen auch die Vermittlung von Tandempartnern an. Mehr als 1.600 Sprachlerner konnten allein im vergangenen Wintersemester vermittelt werden. Interessierte finden auf der Website des SLZs einen Online-Anmeldebogen, bei dem Sprachkenntnisse und Wunschsprache angegeben werden können. Aktuell sind besonders viele arabische Muttersprachler auf der Suche nach einem deutschen Tandempartner.

Ob als ehrenamtlicher Helfer im Deutsch-Workshop oder als Tandempartner: Yunus-Emre Gündogdu ist überzeugt, dass sich das Engagement auszahlt. „Ich profitiere selbst ganz stark davon, dass ich anderen helfe. Es ist auf jeden Fall eine Bereicherung.“

Weitere Informationen

Das Selbstlernzentrum befindet sich in der Habelschwerdter Allee 45 in Raum KL 26/225 und ist ein offener Lernort für insgesamt 27 Fremdsprachen.In den Semesterferien ist es von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr geöffnet, in der Vorlesungszeit von 9 bis 19 Uhr.
In der vorlesungsfreien Zeit ist das SLZ samstags geschlossen, während der Vorlesungszeit ist es von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Wer einen Tandempartner sucht, findet online eine Übersicht der aktuellen Gesuche und Angebote. Gerade sind mehr als 70 arabische Muttersprachler auf der Suche nach einem deutschsprachigen Tandempartner.

Wer sich im kommenden Semester als Helfer bei den Deutsch-Workshops engagieren möchte, melde sich bitte per E-Mail unter slz@sprachenzentrum.fu-berlin.de.

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