Altertumswissenschaften: Profilbereich Ägyptologie
- Mono-Bachelor
Ägyptologisches Seminar
14195 Berlin
Der Bachelor-Studiengang Altertumswissenschaften bietet eine breite Grundausbildung im Verbund der fünf Disziplinen Ägyptologie, Altorientalistik, Klassische Archäologie, Prähistorische Archäologie und Vorderasiatische Archäologie. Durch die Verknüpfung des Lehrangebots der beteiligten Fächer im integrativen Bereich des Bachelor-Studiengangs wird Interdisziplinarität gefördert, die sowohl in Forschung und Lehre als auch in der Berufspraxis außerhalb der Universität wichtig ist.
Wiege der Schrift, Wiege des Staates, Impulsgeber für die abendländische Antike und damit für die heutige(n) europäische(n) Kultur(en) – das sind nur einige der für die heutige Gesellschaft relevanten Bedeutungen des Alten Ägypten. Aber gerade auch in der Andersartigkeit der altägyptischen Kultur liegt ein Schwerpunkt. Effekte des Studiums der Ägyptologie sind daher sowohl die eigenen Wurzeln, als auch das Andere zu ergründen und verstehen zu lernen.
Die Ägyptologie – akademisch seit 1831 mit dem ersten Lehrstuhl für das Fach am Collège de France institutionalisiert – umfasst die gesamte(n) alte(n) ägyptische(n) Kultur(en) über einen Zeitraum von mehreren Jahrtausenden. Beginnend mit vorgeschichtlichen Kulturen des 5. und 4. Jahrtausends über den pharaonisch geprägten ägyptischen Staat (von ca. 3000 v.Chr. bis ins 4. Jhdt. n.Chr.) bis hin zu den koptischen Christen und ihren Hinterlassenschaften im 1. Jahrtausend n.Chr. deckt das Fach die geographischen Räume des ägyptischen Niltals, aber auch des angrenzenden Sudan, des Sinai und der östlich und westlich des Nils gelegenen Wüsten ab.
Eine Besonderheit der deutschsprachigen Ägyptologie ist, dass sie im Gegensatz zu anderen altertumswissenschaftlichen Disziplinen, die nur noch Teilbereiche einer Kultur behandeln – z.B. Archäologie, Philologie und/oder Geschichte -, noch die gesamte alte Kultur zu erfassen versucht. Die Studierenden werden mit den Sprachen und Schriften, aber auch der Kunst, der Geschichte, der Religion und den archäologischen Hinterlassenschaften des Alten Ägypten vertraut gemacht; sie lernen, Besonderheiten der alten ägyptischen Kultur zu erkennen und zu beschreiben, Parallelen zu anderen Kulturen zu ziehen und das Nachleben des Alten Ägypten in den abendländischen Kulturen der Antike wie der Neuzeit zu verstehen.
An der Freien Universität Berlin bildet die Ägyptologie im Bachelor-Studiengang einen Schwerpunktbereich innerhalb der Altertumswissenschaften, im Master-Studiengang wird sie als eigenes Fach mit einer gleichwohl philologischen als auch archäologischen Ausrichtung angeboten.
Die Vermittlung von Grundlagenwissen steht im Verlauf des Studiums ebenso im Zentrum des Interesses wie aktuelle Themen der Kulturwissenschaften.
Im philologischen Bereich steht das Erlernen alter ägyptischer Schriften (Hieroglyphen im Bachelorstudium; Hieratisch, Koptisch, ggf. Demotisch im Masterstudium) und Sprachen (Altägyptisch, Mittelägyptisch im Bachelorstudium; Frühägyptisch, Neuägyptisch, Koptisch, ggf. Demotisch im Masterstudium) im Mittelpunkt. Es besteht die Möglichkeit, Koptisch auch bereits im Bachelorstudium zu belegen. Die Kenntnis moderner Sprachen (z. B. Englisch, Französisch) ist für das Studium ebenfalls bedeutsam.
Im archäologischen Schwerpunktbereich werden Theorien und Methoden der ägyptischen Archäologie vermittelt. Zudem ist an der Freien Universität die Möglichkeit zu Grabungspraktika in begrenztem Maße gegeben.
Rahmen der ägyptologischen Forschung an der Freien Universität
Die Ägyptologie ist ihrer kulturwissenschaftlichen Thematik nach ein Fach mit umfassenden interdisziplinären Bezügen. Ägyptologische Forschung an der Freien Universität Berlin trägt der Gegebenheit ihres Forschungsgegenstandes durch Kooperationen mit Universitäten, Forschungsinsitutionen und Museen in Berlin, Deutschland, Europa und Ägypten Rechnung. Innerhalb Berlins arbeitet das Ägyptologische Seminar mit dem Sonderforschungsbereich 980 „Episteme in Bewegung“, dem Exzellenzcluster 2020 "Temporal Communities - Doing Literature in a Global Perspective", dem Ägyptischen Museum und der Papyrussammlung, dem Museum für spätantike und byzantinische Kunst, dem Institut AKNOA der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Einstein Center Chronoi sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eng zusammen.
Theorie und Praxis
Das Ägyptologiestudium an der Freien Universität bietet den Studierenden Gelegenheiten zum theoretischen und praktischen Lernen. In den Modulen der strukturierten Studiengänge BA Altertumswissenschaften: Ägyptologie und MA Ägyptologie werden aktuelle Forschungsstände unterrichtet, Kenntnisse zur Geschichte der Erforschung Ägyptens vermittelt und Einblicke in laufende Forschungen gewährt. Die von Berliner Ägyptolog:innen geleiteten Ausgrabungen in Ägypten und die Verbindungen zum Ägyptischen Museum und zum Akademievorhaben Altägyptisches Wörterbuch gewähren vielfältige Möglichkeiten der Praxiserfahrung.
Philologie und Archäologie
Die Ägyptologie ist das einzige Fach im altertumswissenschaftlichen Fächerkanon, in dem nach wie vor das gesamte Objekt- und Methodenspektrum der Philologie und der Archäologie integriert ist. Diese Vielfalt bildet sich auch im Ägyptologiestudium an der Freien Universität ab.
Im Bereich der Philologie stehen am Ägyptologischen Seminar der Freien Universität derzeit Fragen der frühen Schrift und Sprache, der Textüberlieferung und Textkritik, der Papyrologie und der Lehnwort-Lexikographie im Vordergrund. Im Langzeitprojekt „Database and Dictionary of Greek Loanwords in Coptic“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft wird der griechische Lehnwortschatz im Ägyptischen systematisch gesammelt und erforscht.
Im Bereich der Archäologie sind Seminarangehörige derzeit in mehreren interdisziplinären und interinstitutionellen Projekten aktiv. Eine deutsch-ägyptische Grabungskooperation dient der Erforschung des westlich von Assiut in Mittelägypten gelegenen Berges Gebel-Assiut-al-gharbi. Dieser Ort wurde im Laufe von 4500 Jahren als Friedhof, Steinbruch, Schulausflugsziel altägyptischer Schreiberlehrlinge, Eremitenbehausung und Klostersitz sowie als Militärcamp genutzt. Durch diese Projekte können Studierende an die Methoden und Standards archäologischer Feldarbeit herangeführt und ggf. an den praktischen Arbeiten vor Ort beteiligt werden.
Von der Schrifterfindung bis zum Sprachtod des Ägyptischen, von den Pyramiden zu den Klöstern Ägyptens
Die ägyptologische Forschung und Lehre an der Freien Universität widmet sich der Kultur und Geschichte der antiken Zivilisation des Niltals in einem Zeitraum von mehr als viertausend Jahren, von der vor- und frühdynastischen Formationsperiode über die Jahrtausende der indigenen Hochkultur bis zur Integration Ägyptens die persischen und hellenistischen Königtümer, das römische und byzantinische Reich und das frühislamische Kalifat.
Das Studium umfasst den vom gewählten Profilbereich unabhängigen integrativen Bereich, den Profilbereich, affine Bereiche und den Studienbereich Allgemeine Berufsvorbereitung (ABV).
Am Ende des Studiums erfolgt die exemplarische Vertiefung und Differenzierung eines ausgesuchten Studiengebiets durch die selbstständige wissenschaftliche Erarbeitung einer selbst gewählten Problemstellung (Bachelor-Arbeit).
Module der affinen Bereiche erweitern das fachwissenschaftliche Spektrum. In Ergänzung der Module des gewählten Profilbereichs sollen die Module der affinen Bereiche den Studierenden ein erweitertes, aber in sich geschlossenes qualifikatorisches Profil verschaffen. Die Module der affinen Bereiche und darin erbrachte Leistungen dürfen nicht mit Modulen und Leistungen des integrativen Bereichs und des studierten Profilbereichs übereinstimmen. Die wählbaren Module sind mit den Fachvertretern bzw. den Prüfungsbüros abzustimmen.
Der Studienbereich Allgemeine Berufsvorbereitung (ABV) umfasst ein Berufspraktikum sowie folgende Kompetenzbereiche: Fremdsprachen, Informations- und Medienkompetenz, Gender & Diversity-Kompetenz, Organisations- und Managementkompetenz, Personale und sozial-kommunikative Kompetenz und Fachnahe Zusatzqualfikationen, in denen zusätzliche berufspraktische Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden. Ziele, Inhalte und Aufbau des Studienbereichs Allgemeine Berufsvorbereitung werden in gesonderten ABV-Studien- und Prüfungsordnungen geregelt.
Aufbau und Ablauf des Studiums regelt die Studienordnung. Sie enthält detaillierte Beschreibungen der Inhalte und Qualifikationsziele jedes einzelnen Moduls und einen exemplarischen Studienverlaufsplan. Die Prüfungsordnung definiert Art und Anforderungen der Prüfungsleistungen der Module. In den Ordnungen sind die Leistungspunkte (LP) für jedes Modul bzw. jede Veranstaltung sowie der Arbeitsaufwand in Zeitstunden für das gesamte Studium angegeben.
Altertumswissenschaften: Ägyptologie, Mono-Bachelor | |
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Integrativer Bereich |
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Modul | Grundlagen der Altertumswissenschaften I |
Modul | Grundlagen der Altertumswissenschaften II |
Modul | Integratives Arbeiten |
Modul | Integratives Wahlpflichtmodul aus einem nicht belegten Profilbereich |
Profilbereich Ägyptologie |
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Grundmodul | Vorgeschichte bis Erste Zwischenzeit |
Aufbaumodul | Mittleres Reich bis Zweite Zwischenzeit |
Aufbaumodul | Neues Reich |
Aufbaumodul | Dritte Zwischenzeit bis Spätantike |
Grundmodul | Einführung in die ägyptische Schrift und Sprache – Mittelägyptisch |
Aufbaumodul | Lektüre Älteres Ägyptisch – Literarische Texte |
Aufbaumodul | Lektüre Älteres Ägyptisch – Religiöse Texte |
Aufbaumodul | Lektüre Älteres Ägyptisch – Historische Texte |
Aufbaumodul | Einführung ins Koptische |
Aufbaumodul | Grundlagen und Perspektiven ägyptologischer Forschungen |
Bachelor-Absolvent*innen verfügen über wissenschaftliche Kenntnisse und praktische Fertigkeiten, die für eine Berufstätigkeit oder einen weiterführenden Studiengang qualifizieren.
Altertumswissenschaftler*innen arbeiten überwiegend in Forschung und Lehre an Hochschulen. Je nach Einsatzbereich üben sie prüfend-bewertende und gestaltende Tätigkeiten aus auf der Grundlage archäologischer und kulturgeschichtlicher Inhalte. Daneben ergeben sich berufliche Perspektiven in Bereichen wie Denkmalpflege, Museen und Forschungsinstitutionen (zum Teil nur mit Master-Abschluss und/oder Promotion) und in unspezifischen Berufsfeldern wie Erwachsenenbildung, Journalismus, Tourismus, Kultur- und Wissenschaftsmanagement oder Verlagswesen.
Da nicht alle Absolvent*innen einen Platz auf dem engeren fachwissenschaftlichen Arbeitsmarkt finden, sind der Erwerb von Zusatzqualifikationen, wie sie auch schon im Studienbereich Allgemeine Berufsvorbereitung (ABV) vermittelt werden, sowie die frühzeitige Orientierung in Bezug auf weiter gefasste Beschäftigungsmöglichkeiten und die persönliche Bewerbungsstrategie von großer Bedeutung für den erfolgreichen Berufseinstieg.
Für leitende Tätigkeiten oder eine Beschäftigung in Forschung und Lehre ist ein Master-Abschluss und ggf. die Promotion Voraussetzung.
- Erik Hornung: Einführung in die Ägyptologie, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993.
- Regine Schulz & Matthias Seidel (Hg.): Ägypten. Die Welt der Pharaonen, Königswinter 2004.
- Dietrich Wildung: Ägypten. Von der Prähistorischen Zeit bis zu den Römern, Köln 2009.
- Jan Assmann: Ägypten. Eine Sinngeschichte, München/Wien 1996.
- Ian Shaw (Hg.): The Oxford History of Ancient Egypt, Oxford 2000.
- John Baines & Jaromir Malek: Cultural Atlas of Ancient Egypt, rev. edition, New York 2000.
- Kathryn A. Bard: Introduction to the Archaeology of Ancient Egypt, Malden 2008.
- Günter Burkard & Heinz J. Thissen: Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich, EQÄ 1, Münster 2008.
Weitere einführende Literatur finden Sie auf der Homepage des Ägyptologischen Seminars