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Vortrag | Berlin, Susa, Persepolis: Die achämenidische Leibgarde in Wort und Bild

02.07.2024 | 18:15 - 19:45

Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Hinter dem Bauzaun – Schätze des Vorderasiatischen Museums neu entdeckt

  • PD Dr. Kai Kaniuth, Institut für Vorderasiatische Archäologie, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Prof. Dr. Wouter Henkelman, Sciences Historiques et Philologiques, École Pratique des Hautes Études (Paris) / Institut für Altorientalistik, FB Geschichts- und Kulturwissenschaften, Freie Universität Berlin

Im Vorderasiatischen Museum wacht seit einem knappen Jahrhundert ein einsamer Lanzenträger, den es auf Umwegen aus dem königlichen Palast von Susa nach Berlin verschlagen hat. Die aus reliefierten Glasurziegeln
zusammengesetzte Figur verkörpert das Idealbild eines persischen Kriegers aus der Zeit um 500 vor Christus. Sie soll zunächst aus technischer und ikonografischer Perspektive betrachtet und in ihrem ursprünglichen architektonischen Kontext eingebettet werden. Persische Lanzenträger sind bisher vor allem aus griechischen Quellen bekannt, in denen sie oft als Teil der 10.000 "Unsterblichen" dargestellt werden. Primärquellen aus dem Iran (Festungsarchiv von Persepolis) werden vorgestellt, um die archäologischen Belege zu ergänzen und den einsamen Lanzenträger in eine persische Perspektive zu rücken. 


Das Vorderasiatische Museum ist seit dem 23. Oktober des vergangenen Jahres geschlossen. Ein Wiedersehen mit Ischtar-Tor und Co. wird es voraussichtlich nicht vor 2037 geben. Das heißt zum Beispiel: Die Kinder, die im letzten Herbst eingeschult wurden, werden dann ihre Schulzeit bereits hinter sich haben.

Ein geschlossenes Museum bedeutet aber nicht, dass seine Schätze verschwinden. Die Forschung geht weiter. Ein großes Forschungsnetzwerk in Berlin beschäftigt sich mit den Zeugnissen aus dem antiken Vorderasien. Zu diesem Netzwerk gehören u. a. die Freie Universität Berlin, das Deutsche Archäologische Institut und natürlich das Vorderasiatische Museum selbst. Hinzu kommen zahlreiche nationale und internationale Kooperationen.

Die Ringvorlesung macht ausgewählte, nun hinter den Baugerüsten verschwundene Museumsschätze sichtbar. Dazu gehören berühmte Highlights wie das Ischtar-Tor aus Babylon, aber auch auf den ersten Blick unscheinbare Objekte wie eine zerbrochene Tontafel, Elfenbeinfragmente oder ein Lehmziegel. Jede Woche präsentieren jeweils zwei Vortragende ein Objekt oder eine Objektgruppe aus der Sammlung des Museums aus unterschiedlichen fachlichen Blickwinkeln.
Auf diese Weise zum Sprechen gebracht eröffnen die Sammlungsobjekte Einblicke in die Breite und Buntheit vergangener Lebenswelten: Sie erzählen von den ersten Metropolen, von religiösen Praktiken im Großen wie im Kleinen, vom Alltagsleben und von Herrscherideologien, von uralten Mythen und astronomischen Berechnungen, von Schönheit und Verfall. Zugleich vermittelt die Vorlesung das Spektrum der Erforschung der antiken Hinterlassenschaften. Zum Einsatz kommen Archäologie und naturwissenschaftliche Analytik, restauratorische Arbeit, historische und stilistische Einordung, Forschung zu Sprachen und Schriften, bis hin zu digitalen Methoden und KI-gestützten Verfahren.

Zeit & Ort

02.07.2024 | 18:15 - 19:45

Hörsaal 1b,
Gebäudekomplex Habelschwerdter Allee 45,
14195 Berlin