Einen Beitrag für mehr Umweltschutz leisten
In der Zeit vom 9. bis 29. Juni 2022 wurden den Teilnehmenden der #FU Climate Challenge täglich neue Herausforderungen gestellt, die ihnen dabei helfen sollten, ihren Alltag nachhaltiger zu gestalten.
Die Aktionswochen wurden begleitet durch eine vierwöchige Studie: Was denken die Studierenden, Doktorand*innen, Professor*innen und Mitarbeiter*innen der Freien Universität Berlin über den Klimawandel und wie groß ist ihr ökologischer Fußabdruck in den Bereichen Mobilität und Ernährung? Erste Ergebnisse zu diesen Fragestellungen haben wir auf dieser Website dargestellt. Es ist geplant, ein Manuskript zu diesen Studienzielen anzufertigen und bei einer Fachzeitschrift einzureichen.
Methodik der Studie
Nach einer Eingangsbefragung (Anfang Juni 2022) wurden von den Teilnehmenden eine Woche lang täglich Fragen zum Ernährungs- und Mobilitätsverhalten beantwortet. Anschließend fanden die „Climate Challenges“ statt, in denen täglich Aufgaben zum Klimaschutz in den Bereichen Mobilität und Ernährung (Mitte Juni) sowie Müllvermeidung und Energiesparen (Ende Juni) absolviert werden sollten.
Die Teilnehmenden konnten dadurch Klima-Punkte sammeln und entsprechende Klima-Titel erreichen. Während und nach den Climate Challenge-Wochen fanden zwei weitere Befragungswochen mit täglichen Kurzbefragungen statt. Am Ende der Studie wurde ein Abschlussfragebogen beantwortet (Anfang Juli 2022).
Charakteristiken der Stichprobe aus der Eingangsbefragung
Es haben insgesamt 207 Mitglieder (159 Frauen, 48 Männer) der Freien Universität Berlin an der Eingangsbefragung teilgenommen. Das Durchschnittsalter der befragten Personen lag bei 35 Jahren.
Die Mehrheit der Teilnehmenden waren Studierende (78; 38% der Stichprobe) sowie nicht-wissenschaftliches Personal (73; 35% der Stichprobe). Die Teilnehmenden hatten einen durchschnittlichen Arbeitsweg von 14 Kilometern.
Nach den ersten 2 Wochen nahmen weiterhin 187 FU-Mitglieder an der Studie teil (90%). Nach Abschluss der Climate Challenges aus den Bereichen Ernährung, Mobilität, Energie und Müll, nahmen noch 132 FU-Mitglieder an der Studie teil (64%).
Ernährung
Ergebnisse der Eingangsbefragung
Die Mehrheit der Befragten (63%) gab an, ab und zu Fleisch zu essen, während sich 22% als vegetarisch und 9% als vegan lebend einschätzten.
Im Mittel betrug der Anteil an saisonalem Obst und Gemüse am gesamten Obst- und Gemüsekonsum ungefähr 50%. Im Mittel wurden 0- bis 1-Mal pro Tag Lebensmittel weggeworfen.
CO2-Fußabdruck und Konsum im Bereich Ernährung
Aus den 3 verschiedenen Wochen der täglichen Kurzbefragungen wurden die Ernährungsverhaltensweisen zum Konsum an Milch-, Fleisch- und Eiprodukte in CO2-Äquivalente umgerechnet und auf ein Jahr hochgerechnet. Die Werte spiegeln daher wieder, wie hoch die geschätzten CO2-Emissionen pro Jahr wären, würde sich ein*e durchschnittliche*r Teilnehmer*in im ganzen Jahr genauso wie in der jeweiligen Woche verhalten.
Die Ergebnisse in der Abbildung zeigen CO2-Äquivalente pro Jahr (hochgerechnet) von 0,37 Tonnen (Woche 1), 0,35 Tonnen (Woche 2) sowie 0,38 Tonnen (Woche 4). Somit ergibt sich, dass es im Rahmen der #FUClimateChallenge beim CO2-Fußabdruck im Bereich der Ernährung kaum Veränderungen über die Zeit gab.
Weiterhin gab es Befragungen zu den Einkäufen der letzten vier Wochen, die sich im Rahmen der Eingangsbefragung auf die Zeit vor der #FUClimateChallenge und im Rahmen der Abschlussbefragung auf die Zeit während der #FUClimateChallenge bezogen.
Im Durchschnitt haben die Teilnehmenden ihren Anteil an saisonalen Obst- und Gemüse-Einkäufen von 3,01 auf 3,36 signifikant gesteigert (3 bedeutet „Etwa die Hälfte“; 4 bedeutet „Etwa drei Viertel“).
Es gab keine Veränderung hinsichtlich der Einkäufe von Label-Produkten (Bio, MSC, Fairtrade), welche zu beiden Zeitpunkten im Durchschnitt etwa die Hälfte ausmachten.
Welchen Anteil hatte saisonales Gemüse und Obst an deinen Einkäufen von Gemüse und Obst in den letzten vier Wochen?
Welchen Anteil hatten Label-Produkte (Bio, MSC, Fairtrade) an deinen Einkäufen der letzten vier Wochen?
Mobilität
Ergebnisse aus der Eingangsbefragung: CO2-Fußabdruck im Bereich der Mobilität
Die durchschnittliche teilnehmende Person an der #FUClimateChallenge ist (während der letzten fünf Jahre) pro Jahr zwei bis acht Stunden mit dem Flugzeug geflogen. Dies entspricht einem geschätzten CO2-Wert von 0.91 Tonnen pro Jahr.
Während der täglichen Kurzbefragungen wurde außerdem die Alltagsmobilität (d.h. gefahrene Kilometer mit Auto, S-Bahn, U-Bahn, Bus, Regionalzug, etc.) erhoben und hochgerechnet auf ein Jahr in CO2-Äquivalente umgewandelt. Anzumerken ist, dass keine CO2-Äquivalente im Rahmen von Schifffahrt oder Flugreisen einberechnet wurden. Analog zur Ernährung spiegeln die Werte wider, wie hoch die geschätzten CO2-Emissionen pro Jahr wären, würde sich ein*e durchschnittliche*r Teilnehmer*in im ganzen Jahr genauso wie in der jeweiligen Woche verhalten.
Es ergeben sich hochgerechnete CO2- Äquivalente pro Jahr von 0,80 Tonnen für die 1. Woche, 0,77 Tonnen für die 2. Woche sowie 0,72 Tonnen für die 4. Woche. Es lässt sich ein leichter Rückgang der CO2-Äquivalente von der 1. Woche bis zur 4. Woche um durchschnittlich 0,08 Tonnen beobachten.
Ökologischer Handabdruck
Neben dem ökologischen Fußabdruck existiert das Konzept zum ökologischen Handabdruck, welches Verhaltensweisen einschließt, die auf soziale, organisatorische oder politische Rahmenbedingungen abzielen. Solche Verhaltensweisen adressieren beispielsweise die Mobilitätswende oder nachhaltige Landwirtschaft und können über folgende Handlungen ausgeführt werden:
- ein Gespräch im eigenen sozialen Umfeld
- das Teilen eines Beitrags in den sozialen Medien
- Teilnahme an einer Demonstration
- Beteiligung in einer Gruppe oder Initiative
Während der täglichen Kurzbefragungen wurden zwei Fragen zum ökologischen Handabdruck in den Bereichen (1) Ernährung sowie (2) Mobilität gestellt: „Hast Du heute versucht, eine oder mehrere Personen zu überzeugen, etwas für umweltfreundliche (1) Ernährung / (2) Mobilität zu tun? (z.B. durch einen Beitrag in sozialen Medien, durch ein Gespräch mit Familie & Bekannten)“.
Im Vergleich zu den Ausgangswerten der 1. Woche wurden während der Climate Challenge-Woche häufiger Verhaltensweisen zum ökologischen Handabdruck ausgeführt; vor allem hinsichtlich umweltfreundlicher Ernährung (Steigerung von 8,4% auf 11,3%; Abbildung 7). Nach den Climate Challenges (4. Woche) gingen die Werte wieder auf das Niveau der Ausgangswerte zurück.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass Verhaltensweisen zum ökologischen Handabdruck sehr selten auftraten (d.h. meist an gar keinem oder an nur einem Tag pro Woche).
Fazit
Wir freuen uns, dass wir im Rahmen unseres FUturist-Projekts insgesamt 207 Mitglieder der Freien Universität Berlin motivieren konnten, an der #FUClimateChallenge teilzunehmen und bedanken uns für die vielen positiven Rückmeldungen sowie Verbesserungsvorschläge.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es im Bereich der Ernährung unabhängig von der Statusgruppe kaum Veränderungen gab, was unterstreicht, wie schwierig es ist, sich von täglichen Gewohnheiten zu lösen. Die Verbesserung der Durchschnittswerte hinsichtlich der Einkäufe von saisonalem Obst und Gemüse unterstreicht die Bedeutung von vorbereitenden Handlungen (z.B. Einkäufe oder Planung der Einkäufe) in diesem Prozess.
Im Bereich der Mobilität wurden die bisherigen Erkenntnisse bestätigt, dass eine erhebliche Klimabelastung von Flugreisen ausgeht. Bezogen auf die Alltagsmobilität konnten wir erfreulicherweise feststellen, dass die durchschnittlichen CO2-Werte über die Zeit reduziert werden konnten.
Verhaltensweisen zum ökologischen Handabdruck haben eine immense Bedeutung für den zukünftigen Klimaschutz. Hier konnten wir zeigen, dass es kurzfristige Verbesserungen durch die Teilnahme an der #FUClimateChallenge gab, allerdings gingen die Durchschnittswerte anschließend wieder auf das Ausgangsniveau zurück. Es werden kreative Ideen benötigt, um eine langfristige Änderung des ökologischen Handabdrucks erzielen zu können.
Bei der Interpretation der Ergebnisse der Studie sollte beachtet werden, dass die CO2-Äquivalente nur auf Schätzungen beruhen (siehe Referenzen) und dass die Veränderungen über die Zeit nicht mit einer Kontrollgruppe verglichen wurden, sodass keine kausalen Schlüsse gezogen werden können.
Autor*innen
Leiter der Studie zur FU Climate Challenge sind Prof. Stephan Heinzel & Dr. Jan Keller, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Freie Universität Berlin
Kontakt
E-Mail: climatechallenge@psychologie.fu-berlin.de
Referenzen
- Schelewsky, M., Follmer, R., & Dickmann, C. (2020). CO2-Fußabdrücke im Alltagsverkehr. Datenauswertung auf Basis der Studie Mobilität in Deutschland. Umweltbundesamt, Texte 224/2020.
- WWF-Klimarechner. (2022). World Wide Fund For Nature (WWF). Abgerufen am 28. Juni 2022 von https://www.wwf.de/themen-projekte/klima-energie/wwf-klimarechner