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„Die Teilung überwinden“

Sung Wook Nam, politischer Berater des südkoreanischen Staatspräsidenten, hielt einen Vortrag an der Freien Universität Berlin

23.11.2009

Sung Wook Nam, politischer Berater des südkoreanischen Staatspräsidenten, bei seinem Vortrag an der Freien Universität Berlin

Sung Wook Nam, politischer Berater des südkoreanischen Staatspräsidenten, bei seinem Vortrag an der Freien Universität Berlin
Bildquelle: Tomasz Kurianowicz

Ist die Dynamik der deutschen Wiedervereinigung auf Nord- und Südkorea übertragbar? Sind eine diplomatische Annäherung oder gar ein Ende des Konflikts realistisch? Sung Wook Nam, persönlicher Berater des südkoreanischen Staatspräsidenten Lee Myung-bak, hat an der Freien Universität Berlin einen Vortrag gehalten über die militärischen Strategien Nordkoreas und die Chancen für einen nachhaltigen Frieden in der Region.

Während man in Berlin das 20-jährige Jubiläum des Mauerfalls ausgiebig feiert, ist in anderen Regionen der Welt die Teilung von Ländern und Völkern immer noch politische Realität. In Korea zeigt sich dieser Misstand in größter Brisanz. Erst vor einer Woche hielt die Weltöffentlichkeit den Atem an, als ein südkoreanisches Marine-Schiff mit einem nordkoreanischen Patrouillenboot in ein Schussgefecht geriet. Nach dem Scharmützel beschuldigten sich beide Parteien gleichermaßen, die Seegrenze illegitim überquert und so gegen gemeinsame Vereinbarungen verstoßen zu haben. War dies nur eine Provokation in einer Kette von zahlreichen Missverständnissen oder ein ernstes Signal für das zerrüttete Verhältnis zwischen den Ländern?

„Wir brauchen eine entschiedene Politik“

Auf einer Veranstaltung, die das Institut für Korea-Studien und das Center for Area Studies der Freien Universität organisiert hatten, schilderte Sung Wook Nam, persönlicher Berater des amtierenden südkoreanischen Staatspräsidenten Lee Myung-bak in Fragen der Nordkorea-Politik,  die diplomatischen Verhältnisse in der Region und entwarf mögliche Szenarien für einen Auswege aus dem Konflikt. Zentraler Aspekt der Veranstaltung war die Frage, ob Nordkorea in Zukunft das Versprechen wahrmachen könnte, auf die Erforschung und Produktion von nuklearen Waffen vollständig zu verzichten - ein Schlüsselproblem im langwierigen Friedensprozess.  

„Wir brauchen eine entschiedene Politik“, sagte Nam und verwies mit Hoffnung und leisem Optimismus auf die ausstehenden Gespräche zwischen Nordkorea und fünf Repräsentanten der internationalen Staatengemeinschaft, die Zugeständnisse auf nordkoreanischer Seite bewirken wollen. „Auch der Präsident der USA hat die Bedrohung, die von Nordkorea ausgeht, erkannt“, ergänzte er.

Von den historischen Prozessen in Deutschland lernen

Besonderes Augenmerk legte Nam, der sowohl Professor für Nordkorea-Studien an der renommierten Korea University in Seoul ist als auch Präsident des Institute for National Security, auf das Staatsoberhaupt seines nördlichen Nachbarlandes, Kim Jong Il. Er zeigte Fotografien des abgemagerten Präsidenten, dessen schlechter Gesundheitszustand einen baldigen politischen Wechsel nahelege. „Die Nachfolgefrage an der Führungsspitze ist nicht geklärt“, sagte Nam und wertete dies als Schwäche des Regimes.

Mit Blick auf die Feiern zur 20-jährigen Wiedervereinigung Deutschlands betonte Nam, wie viel sein Land von den historischen Prozessen in Deutschland  lernen könne. „Die Verhältnisse sind sehr gut vergleichbar, nur dass Nordkorea eine noch aggressivere Politik betreibt als die damalige DDR.“ Nam schloss mit einem eindringlichen Appell an das freie Europa, dem die Überwindung der Teilung zwischen Ost und West in einem friedlichen Prozess gelungen sei. „Helft uns!“, sagte Nam zum Abschluss und machte mit seinem Vortrag deutlich, dass er an eine Wiedervereinigung zwischen Nord- und Südkoreas trotz aller Rückschläge glaubt.