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„Plattform für forschungsstarke Universitäten“

15 deutsche Universitäten haben sich zum Verbund „German U 15“ zusammengeschlossen

12.10.2012

Universitätspräsident Prof. Dr. Peter-André Alt ist stellvertretender Vorsitzender des neuen Verbunds "German U 15".

Universitätspräsident Prof. Dr. Peter-André Alt ist stellvertretender Vorsitzender des neuen Verbunds "German U 15".
Bildquelle: David Ausserhofer

Sie nennen sich „German U 15“ und wollen künftig gemeinsam für ihre Interessen eintreten: 15 große deutsche Universitäten haben sich an diesem Freitag zu einem neuen Verbund zusammengeschlossen, dem auch die Freie Universität Berlin angehört. Campus.leben sprach mit Universitätspräsident Professor Peter-André Alt, der auch der stellvertretende Vorsitzende des neuen Verbandes ist.

Herr Professor Alt, welches Ziel hat der neue Zusammenschluss?

Wir wollen eine Plattform bilden für forschungsstarke Universitäten in Deutschland, die Grundlagenforschung betreiben, die Medizin führen und die ein bestimmtes quantitatives Mindestniveau von Studierendenzahlen und Professuren aufweisen. „German U 15“ soll für diese starken Universitäten zum einen ein Ort sein, an dem sie ihre Interessen und Erwartungen artikulieren können, was künftige Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen angeht. Zum anderen sollen sie dort ihre Forderungen an die Politik in Bezug auf die Förderung universitärer Forschung adressieren können.

Wie grenzt sich der neue Verband in seinen Aufgaben von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ab?

Die HRK vertritt mehr als 300 Einrichtungen aus Universitäten und Fachhochschulen sowie privaten Universitäten und ist deshalb eine große Dachorganisation geworden, die immer wieder bei Stellungnahmen Kompromisse machen muss, um ihrem Anspruch, alle zu repräsentieren, gerecht zu werden. Das muss „German U 15“ nicht. Wir haben ein klares Profil: deutsche Spitzenunis mit internationaler Reputation. Das erlaubt es uns, unsere Interessen klar und pointiert zu vertreten. 

Welche Themen will "German U 15" vorrangig angehen?

In Deutschland wird zurzeit die Frage der Förderung von Universitäten durch den Bund diskutiert, was ja zurzeit laut Gesetz Landessache ist. Es geht des Weiteren um die Verstetigung von exzellenter Spitzenforschung in der öffentlichen Diskussion. Und drittens ist die Frage der Verzahnung zwischen Hochschulmedizin und Universitäten ein Dauerbrenner. Das sind nur drei Themen, derer wir uns annehmen und die wir meinungsfreudig artikulieren werden. Es geht aber auch um die bessere internationale Wahrnehmung deutscher Spitzenuniversitäten –  Stichwort Rankings. Werden die Rankings unserer Leistungsstärke gerecht? Was erwarten wir von einem europäischen Universitätsranking? Und schließlich geht es auch darum, die Frage zu diskutieren, wie weit der Bund universitäre Spitzenleistung weiterhin fördern kann und soll.

Was erwartet sich die Freie Universität von dem Beitritt?

Wir dürfen in einem solchen Verein nicht fehlen, das ist völlig klar. Deshalb habe ich mich auch bereitgefunden, in den Vorstand zu gehen, gemeinsam mit dem Kollegen Eitel von der Universität Heidelberg. Die Freie Universität ist an den genannten Themen interessiert. Wir sind in Berlin in einer Sondersituation, was die Medizin angeht, mit zwei Trägeruniversitäten für die Charité. Und wir brauchen leistungsfähige Modelle für die Kooperation mit dem Bund. Wir sind in Berlin außerdem dauernd in der Situation, die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu organisieren, was nicht immer ganz einfach ist. Hier erwarten wir Anregungen und eine Stärkung unserer Position durch den neuen Verband. All das sind Themen, die wir nur zum Teil in der HRK diskutieren können, weil der Reigen der Themen dort zu groß ist.

Welche Universitäten gehören dem Verbund an?

Neben der Freien Universität Berlin sind noch die Humboldt-Universität zu Berlin, die Universitäten Bonn, Frankfurt, Freiburg, Göttingen, Hamburg, Heidelberg, Köln, Leipzig und Mainz sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Universitäten Münster, Tübingen und Würzburg dabei.

Ist der Zusammenschluss offen für weitere Unis?

Das war eine wichtige Grundsatzfrage. Wir wollten sicherstellen, dass es nicht ein ständiges Kommen und Gehen gibt, deshalb haben wir mit dem Begriff „German U 15“ festgelegt, dass das die 15 sind, die zusammenarbeiten. Wir wollen kontinuierlich kooperieren, und wir wollen einen Vorrat an Gemeinsamkeiten entwickeln. Dafür brauchen wir eine geschlossene Konstruktion und keinen offenen Verein, in dem dauernd neue Mitglieder aufgenommen werden.

Was passiert, wenn eine Universität ausscheidet?

Dann kann man darüber nachdenken, ob man die Lücke wieder schließt. Wir gehen aber davon aus, dass wir gedeihlich und auf lange Frist zusammenarbeiten.

War der Verbund der „TU 9 German Institutes of Technology e. V.“, also der Zusammenschluss führender deutscher Technischer Universitäten, ein Vorbild für „German U 15“?

Es gibt ja weltweit verschiedene Modelle eines solchen Zusammenschlusses: Die kanadischen Universitäten, die Spitzenleistungen erbringen, haben sich zu einem solchen Verbund zusammengeschlossen, die niederländischen Universitäten auch. Das hat sich bewährt, weil die Wahrnehmung steigt und man sich so Gehör verschafft. Nicht nur in Deutschland: Wir werden unsere Wissenschaft im Ausland stark und selbstbewusst vertreten. Das geht durch einen solchen Zusammenschluss. Seit es die „TU 9“ gibt, artikulieren die Technischen Universitäten sehr viel vernehmlicher ihre Interessen als zuvor. Das Modell hat sich bewährt. Wir sind weder Nacheiferer noch Konkurrenten, aber wir sehen die Notwendigkeit dieses Zusammenschlusses.

Wo wird die Geschäftsstelle angesiedelt sein?

An dem Standort, an dem Wissenschaft so aufregend und produktiv ist wie nirgendwo sonst in Deutschland: in Berlin.