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Gedenken an Benno Ohnesorg

Am 2. Juni erinnerten ehemalige Weggefährten und Zeitzeugen an den gewaltsamen Tod Benno Ohnesorgs vor 50 Jahren

08.06.2017

Zu der Gedenkfeier für Benno Ohnesorg hielt auch Gretchen Klotz-Dutschke, Witwe des an den Folgen eines Anschlags gestorbenen Studentenführers Rudi Dutschke, eine Rede.

Zu der Gedenkfeier für Benno Ohnesorg hielt auch Gretchen Klotz-Dutschke, Witwe des an den Folgen eines Anschlags gestorbenen Studentenführers Rudi Dutschke, eine Rede.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Es ist ein Schicksalstag, der die Bonner Republik für immer verändert: Am 2. Juni 1967 stirbt Benno Ohnesorg, Romanistik- und Germanistikstudent an der Freien Universität und überzeugter Pazifist, im Alter von 26 Jahren durch einen gezielten Kopfschuss des Polizeibeamten Karl-Heinz Kurras. Ohnesorgs Tod ist der Beginn der antiautoritären Studentenrevolte. 50 Jahre später versammelten sich ehemalige Weggefährten, Zeitzeugen und Veteranen der Studentenbewegung vor der Deutschen Oper in Berlin.

Insgesamt nahmen 100 Personen an der Gedenkveranstaltung nahe der Deutschen Oper an der Bismarckstraße teil....

Insgesamt nahmen 100 Personen an der Gedenkveranstaltung nahe der Deutschen Oper an der Bismarckstraße teil....
Bildquelle: Annika Middeldorf

....in deren Nähe, in der Krummen Straße, war der damals 26-Jährige Benno Ohnesorg vom Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen worden.

....in deren Nähe, in der Krummen Straße, war der damals 26-Jährige Benno Ohnesorg vom Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen worden.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Ort des Gedenkens: Das Benno-Ohnesorg-Relief "Tod des Demonstranten” von Alfred Hrdlicka wurde im Dezember 1990 an der Bismarckstraße neben der Deutschen Oper aufgestellt.

Ort des Gedenkens: Das Benno-Ohnesorg-Relief "Tod des Demonstranten” von Alfred Hrdlicka wurde im Dezember 1990 an der Bismarckstraße neben der Deutschen Oper aufgestellt.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Auch Klaus Hofmann-Holland, Vizepräsident der Freien Universität Berlin, legte im Namen der Hochschule einen Kranz nieder.

Auch Klaus Hofmann-Holland, Vizepräsident der Freien Universität Berlin, legte im Namen der Hochschule einen Kranz nieder.
Bildquelle: Annika Middeldorf

„Wir haben diesen Tag freudig zu feiern, denn unsere Kulturrevolution hat Früchte getragen“, sagte Gretchen Klotz-Dutschke in ihrer Gedenkrede. Die Witwe des an den Folgen eines auf ihn verübten Attentats gestorbenen Wortführers der West-Berliner Studentenproteste Rudi Dutschke sagte, Deutschland habe sich seit 1967 grundlegend verändert.

Das gelte auch für die Verhältnisse an den Universitäten, wie Hazel Rosenstrauch, in den sechziger Jahren Germanistik-, Philosophie- und Soziologiestudentin an der Freien Universität Berlin, berichtete. Die englisch-österreichische Kulturwissenschaftlerin gehörte damals zur Studentenbewegung – jener Bewegung die sich traute, Autoritäten infrage zu stellen: „Vor 50 Jahren war es nicht üblich, dass ein Mann oder gar eine Frau einem Professor eine Frage stellte. Das ist heute kaum mehr vorstellbar.“ Der 2. Juni habe weite Teile der Gesellschaft zum Guten verändert, sagte Rosenstrauch. Deutschland sei heute kein Land mehr, in dem – mit den Worten Erich Kästners – „die Kinder mit kleinen Sporen und gezogenem Scheitel zur Welt kommen“.

Hazel Rosenstrauch hatte, wie ihr Kommilitone Benno Ohnesorg und Hunderte andere, am 2. Juni 1967 vor der Deutschen Oper gegen den Deutschlandbesuch des Schahs von Persien demonstriert. Die Polizei hatte den Platz vor der Oper räumen lassen und fliehende Studierende verfolgt. In einem Hinterhof tötete der Polizist Karl-Heinz Kurras den am Boden liegenden Benno Ohnesorg. Die genauen Hintergründe der Tat sind bis heute ungeklärt. Aus Mangel an Beweisen wurde Kurras im November des gleichen Jahres vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Benno Ohnesorg hinterließ seine schwangere Frau Christa, die im November 1967 den gemeinsamen Sohn Lukas zur Welt brachte. Lukas Ohnesorg war am Freitagnachmittag ebenfalls unter den rund 100 Gästen die sich an der Gedenktafel für Benno Ohnesorg an der Deutschen Oper versammelten.

„Mit Benno Ohnesorg hatte die Freie Universität einen Studenten verloren, der sich mit friedlichen Mitteln für die Freiheit anderer eingesetzt hat. Das war ein bitterer Verlust“, sagt Professor Klaus Hoffmann-Holland. Der Vizepräsident der Freien Universität Berlin legte im Namen der Hochschule einen Kranz nieder. Der Tod Benno Ohnesorgs, so Hoffmann-Holland, habe einen Einschnitt an der Freien Universität markiert: „Dieses schreckliche Ereignis hat auch die Universität wachgerüttelt: Sie musste und muss lernen, mit Protesten umzugehen.“ Eine Universität, so Hoffmann-Holland, sei immer auch ein Ort, in dem unterschiedliche und neue Ideen entwickelt werden müssen. Damals wie heute.