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Hemdhosen und T-Shirt-Beutel

Bei den Hochschultagen Nachhaltigkeit + Klimaschutz der Initiative SUSTAIN IT! wurden Fahrräder repariert, ein Supermarkt simuliert und Kleidung stilbewusst erneuert

01.08.2017

Die Hochschultage Nachhaltigkeit + Klimaschutz fanden zum vierten Mal statt.

Die Hochschultage Nachhaltigkeit + Klimaschutz fanden zum vierten Mal statt.
Bildquelle: Jonas Huggins

Es ist ein kleiner Zaubertrick: Sarah Schwesig nimmt ein großes altes Herrenhemd, kürzt es, schneidet Ärmel und Kragen ab. Dann nimmt sie das Reststück, dreht es, setzt die abgeschnittenen Teile wieder an und näht alles zusammen – und aus dem Hemd ist eine Hose geworden. Das ist nur ein Trick von vielen, die Besucherinnen und Besucher der Hochschultage Nachhaltigkeit + Klimaschutz an der Freien Universität lernen konnten, um alter Kleidung neues Leben zu geben. Upcycling heißt das Verfahren, wenn aussortierte Kleidung auf kreative Weise wiederverwendet wird. Die Modedesignerinnen Sarah Schwesig und Annett Borg wollten mit ihrem Workshop für nachhaltigen Mode-Konsum werben. Es mache ihnen aber auch einfach Spaß, an neuen Upcycling-Kniffen zu tüfteln, sagte Sarah Schwesig: „Das ist wie eine Rätselaufgabe.“

Fünf Tage lang, Anfang Juli, war das Foyer im Hauptgebäude der Freien Universität gefüllt mit Ideen für ein nachhaltigeres Leben. „It’s easy being green!“ waren die Hochschultage in diesem Jahr überschrieben. Auf dem „Markt der nachhaltigen Möglichkeiten“ stellten sich zahlreiche Initiativen vor, in denen sich Studierende engagieren können, während eine „Bürgerausstellung“ Menschen aus dem Universitätsalltag präsentierte, die dies bereits tun. Zwei Filmabende luden Interessierte ein, über den Anbau von Soja in Brasilien oder das Bienensterben zu diskutieren.

Aus Muster mach neu: Kathrin Bramke schneiderte aus Teppichmustern eine Sporttasche.

Aus Muster mach neu: Kathrin Bramke schneiderte aus Teppichmustern eine Sporttasche.
Bildquelle: Jonas Huggins

Carolin Bergmann, studentische Mitarbeiterin bei der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT!, hat beim Fahrrad-Repair-Café besonders viele Besucher gezählt. Unter Anleitung von Expertinnen und Experten konnten dort Universitätsangehörige ihre Drahtesel in Schuss bringen. „Obwohl es geregnet hat, haben viele das Angebot genutzt“, erzählte sie. Die Fahrradexperten hätten sogar Überstunden gemacht, weil der Andrang so groß war.

Einige der Projekte stammten aus dem Projektseminar „Partizipation in Theorie und Praxis. Der Campus als Living Lab“, das die Koordinatorin der Initiative SUSTAIN IT Karola Braun-Wanke gemeinsam mit Dörte Ohlhorst vom Forschungszentrum für Umweltpolitik am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften für Bachelorstudierende angeboten hatte. Dort hatten sich Studierende systematisch mit dem Thema Nachhaltigkeit und mit partizipativen Methoden auseinandergesetzt und daraus Beiträge für die Hochschultage entwickelt. Leonie und Marie hatten sich entschieden, einen Supermarkt der besonderen Art zu simulieren – einen, der keine Waren verkauft, sondern die „Käufer“ über den ökologischen Fußabdruck und den Wasserverbrauch alltäglicher Lebensmittel informiert. Auch diejenigen, die schon sehr auf ihre Ernährung achteten, hätten die Statistiken überrascht, sagte Leonie: Die Produktion eines Hühnereis brauche beispielsweise 200 Liter sogenanntes virtuelles Wasser.

Klamottenwechsel: Aus einem alten Hemd wird eine Hose.

Klamottenwechsel: Aus einem alten Hemd wird eine Hose.
Bildquelle: Jonas Huggins

Die Modedesignerinnen Annett Borg und Sarah Schwesig setzten die Upcycling-Ideen von Kathrin Hensse um. Die Studentin hatte den Workshop aus einem Seminar heraus entwickelt.

Die Modedesignerinnen Annett Borg und Sarah Schwesig setzten die Upcycling-Ideen von Kathrin Hensse um. Die Studentin hatte den Workshop aus einem Seminar heraus entwickelt.
Bildquelle: Jonas Huggins

Die Studentin Kathrin Hensse entwickelte aus dem Seminar heraus die Idee für einen Upcycling-Workshop, den sie gemeinsam mit den Modedesignerinnen Annett Borg und Sarah Schwesig anbot und der  viele neugierige Blicke auf sich zog. Auf einem großen Tisch lagen Scheren und Fäden, Knöpfe und Stoffe, dazwischen mehrere Nähmaschinen. Viele der Upcycling-Ideen ließen sich in den Minuten zwischen zwei Seminaren umsetzen: Um ein altes T-Shirt in einen Strandbeutel zu verwandeln, brauchte es lediglich eine Schere und das Vermögen, einen einfachen Knoten zu knüpfen. Mit selbstgebastelten Schablonen und bunter Farbe bekamen verwaschene oder fleckige Hemden und Hosen neuen Schwung.

Kathrin Bramke hatte sich ein etwas größeres Projekt ausgesucht: Die Studentin der Biodiversität, Evolution und Ökologie schneiderte aus altem Anschauungsmaterial für Teppichböden eine kleine Sporttasche. Sie interessiere sich schon länger für die Arbeit von SUSTAIN IT, sagte sie. Zu Hause habe sie eine Nähmaschine, im Upcycling habe sie sich bislang aber nur selten versucht. Den Workshop fand sie sehr inspirierend. „Ich habe viele neue Ideen bekommen und nun richtig Lust, sie gleich auszuprobieren.“

Modedesignerin Annett Borg hat früher für einen großen Einzelhändler gearbeitet und dort mitbekommen, wie viel Müll in der Bekleidungsindustrie anfällt. Mit Upcycling-Methoden begann sie zu experimentieren, als sie eines Tages eine große Menge alter Bettlaken von ihrer Großmutter erbte. „Der Stoff war zu schön, um ihn wegzuwerfen“, sagte sie. „Also habe ich angefangen, daraus Blusen zu nähen.“ Upcycling könne nicht alle Umweltprobleme der Modewelt lösen, sagte sie. Aber es sei der Anfang des Umdenkens.

Weitere Informationen

Die Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT! wurde vor sieben Jahren von Studierenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Forschungszentrums für Umweltpolitik an der Freien Universität gegründet. Die Initiative ist offen für Engagierte aus allen Bereichen der Universität. Neben den Hochschultagen Nachhaltigkeit + Klimaschutz, die bereits zum vierten Mal stattfanden, organisiert SUSTAIN IT! Ringvorlesungen, Filmabende, das UniGardening im Botanischen Garten und viele weitere Projekte. Wer sich beteiligen möchte, schreibe eine E-Mail an sustain-it@fu-berlin.de.

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