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Für den freien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen

Die Freie Universität hat eine Open-Access-Strategie verabschiedet / Zum Start einer campus.leben-Serie: Interview mit Universitätspräsident Professor Peter-André Alt

31.01.2018

Die Freie Universität hat als erste Berliner Universität eine Open-Access-Strategie verabschiedet.

Die Freie Universität hat als erste Berliner Universität eine Open-Access-Strategie verabschiedet.
Bildquelle: Istockphoto / FrancescoCorticchia

Open Access – das Prinzip des freien Zugangs zu wissenschaftlichem Wissen hat die Publikationskultur in allen akademischen Fächern verändert. Während Forschungsergebnisse früher in Zeitschriften und Büchern publiziert wurden, die von den wissenschaftlichen Bibliotheken gekauft oder abonniert werden mussten, ermöglicht Open Access den kostenfreien Zugang: vor allem zu Zeitschriftenartikeln, aber auch zu Büchern. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität veröffentlichen bereits nach dem Open-Access-Prinzip. Ende vergangenen Jahres hat das Präsidium eine Open-Access-Strategie verabschiedet. Die Notwendigkeit des freien Wissenszugangs erläutert Universitätspräsident Professor Peter-André Alt im Gespräch mit campus.leben.

Herr Professor Alt, im Dezember hat die Freie Universität eine Open-Access-Strategie verabschiedet – warum braucht die Universität eine solche Strategie?

Zum einen, weil Publikationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Freien Universität für die wissenschaftliche Community leichter und schneller zugänglich gemacht werden sollen. Zum anderen, damit umgekehrt Forschende an der Freien Universität die Möglichkeiten des Open-Access-Modus im Sinne einer flexiblen und dynamischen Struktur nutzen – und auch Rückmeldungen auf eigene Publikationen in diesem Modus erhalten können.

Welche Anreize sollen durch die Strategie geschaffen werden?

Durch die Veröffentlichung im Open-Access-Modus werden die Rezeptionsmöglichkeiten breiter, und die Rezeptionsdynamik wächst. Im Sinne eines Open-Science-Systems ist es im Open-Access-Modus leichter, eine wechselseitige Kommunikation über Forschungsergebnisse in Gang zu setzen.

Hat Open Access grundsätzlich für alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Vorteile?

Ja – die schnellere Zugänglichkeit und die Möglichkeit, in einer digitalen Struktur etwa Foren zu bilden, die einen Austausch über Ergebnisse der Forschung ermöglichen, ist für alle Fachkulturen attraktiv.

Universitätspräsident Professor Peter-André Alt

Universitätspräsident Professor Peter-André Alt
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Bedeutet Open Access für die Geistes- und Sozialwissenschaft etwas anderes als für technische oder naturwissenschaftliche Disziplinen?

Es gibt in den verschiedenen Disziplinen unterschiedliche Positionen zu Open Access gegenüber Möglichkeiten und Risiken. Die Naturwissenschaften waren Vorreiter, in den Geistes- und Sozialwissenschaften entwickelt sich das System allmählich. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Ansprüche der Fachkulturen unterschiedlich sind. In den Naturwissenschaften werden kürzere Texte publiziert, die stärker auch mit visuellen Elementen durchsetzt sind. In den Geisteswissenschaften gibt es eine andere Form der Diskussion als in den Naturwissenschaften, die sich vielleicht weniger über „flexible response“ und schnelles Feedback als vielmehr über längere Diskursivierungen manifestiert. Sicher lässt sich nicht erzwingen, dass Open Access von jetzt an überall der Standard ist. Es gibt auch Gründe, in den Geisteswissenschaften an bestimmten traditionellen Veröffentlichungsformen festzuhalten, wenn das notwendig ist.

Es gibt auch Befürchtungen, dass Open Access Auswirkungen auf die Qualität der Forschung haben könnte. Hat diese Art des Publizierens Nachteile?

Es existieren mehrere Bereiche, auf die man achten muss. Verlage haben die Gelegenheit genutzt, um Open Access als Geschäftsmodell zu entwickeln, sodass vielfach die Gefahr besteht, dass das, was mit der George Soros‘schen Vision von Open Access verbunden war, in reine Ökonomisierung umschlägt. Es wird wichtig sein, darauf zu achten, die Kosten im Rahmen zu halten, deshalb sind die Verhandlungen der Hochschulrektorenkonferenz mit den großen Verlagen an dieser Stelle auch so wichtig. Das Zweite ist die Qualitätssicherung. Es lässt sich feststellen, dass im Open-Access-System Zeitschriften schnell entstehen, aber auch schnell wieder verschwinden – und dann nicht mehr zugänglich sind. Gerade junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen beraten werden und sie sollten darauf achten, nur dort zu publizieren, wo die Veröffentlichung durch Qualitätssicherung begleitet wird und nachhaltig ist. Es gab und gibt auch im Printsystem Zeitschriften unterschiedlicher Qualität. Aber eine mittelmäßige oder schlechte Zeitschrift, die irgendwann eingestellt worden ist, ist über eine Bibliothek in der Regel noch zugänglich – die eingestellte Online-Zeitschrift dagegen nicht mehr. Achten muss man bei Open Access also auf Kosten und Qualitätssicherung. Zu Fragen zu beiden Aspekten stehen die Expertinnen an der Freien Universität, vor allem die Open-Access-Beauftragte und das Team des Open-Access-Publikationsfonds in der Universitätsbibliothek, beratend und unterstützend zur Verfügung.

Open Access an der Freien Universität

Open Access an der Freien Universität
Bildquelle: www.fu-berlin.de/open-access

Open Access ist jetzt erstmals in den Hochschulverträgen verankert worden, was bedeutet das für die Freie Universität?

Zweierlei: notwendige politische Rückendeckung und finanzielle Unterstützung. Wir haben eine berlinweite Strategie verabredet – zu diesem Zweck gibt es ein Open-Access-Büro, das an der Freien Universität als zentrale Stelle angesiedelt ist und vom Senat finanziert wird. Auch andere Bundesländer, wie etwa Baden-Württemberg, tun schon viel für Open Access. Man braucht tatsächlich einen Masterplan, denn die Kosten sind nicht gering. Die Kultusministerkonferenz muss sich darüber im Klaren sein, dass sie für die Länder jeweils entsprechende budgetäre Möglichkeiten vorsehen muss. Es wäre auch sinnvoll, das vertraglich abzusichern. Deshalb freue ich mich, dass das Land Berlin uns auch im Rahmen des Hochschulvertrages bei der Umsetzung der Open-Access-Strategie unterstützt.

Engagiert sich die Freie Universität über die eigene Einrichtung hinaus für Open Access?

Genau das tun wir mit unserer Open-Access-Strategie, die wir gemeinsam mit dem Berliner Open-Access-Büro entwickelt haben. Sie wird, wie ich gerade von einem Kollegen aus Großbritannien gehört habe, auch international wahrgenommen. Mit der Ansiedelung des Berliner Open-Access-Büros an der Freien Universität bündeln wir weitreichend Services für das ganze Land Berlin.

Die Fragen stellten Christine Boldt und Katrin Plank-Sabha

Weitere Informationen

Das Open-Access-Team steht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in allen Fragen rund um das Thema Open Access und Elektronisches Publizieren zur Verfügung:

Universitätsbibliothek, Center für Digitale Systeme (CeDiS)

Universitätsbibliothek, Redaktion Dokumentenserver

Zentrale Webseite: www.fu-berlin.de/open-access