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Holocaust-Gedenktag: „Wir dürfen nie vergessen, wohin Hass und Nationalismus führen“

#WeRemember: Die Freie Universität Berlin gedenkt anlässlich des Jahrestags der Befreiung des KZ Auschwitz der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft

27.01.2022

Holocaust-Gedenktag: Präsident Prof. Ziegler legt vor der Ihnestraße 22 Blumen nieder. In dem Gebäude war vor Gründung der Freien Universität Berlin das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik untergebracht.

Holocaust-Gedenktag: Präsident Prof. Ziegler legt vor der Ihnestraße 22 Blumen nieder. In dem Gebäude war vor Gründung der Freien Universität Berlin das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik untergebracht.
Bildquelle: Moritz Hartmann

Universitätspräsident Professor Günter M. Ziegler legte am Vormittag des 27. Januar 2022 Blumen vor dem Gebäude in der Ihnestraße 22 in Berlin-Dahlem nieder. 77 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedachte er der Opfer der Verbrechen der Nationalsozialisten:

„Die Freie Universität gedenkt der Opfer des Holocaust. Es ist unsere Pflicht und Aufgabe, ganz besonders an Hochschulen und Bildungseinrichtungen, uns mit den Verbrechen der Naziherrschaft auseinanderzusetzen. Wir dürfen nie vergessen, wohin Hass und Nationalismus führen. Das ist umso wichtiger angesichts der zunehmenden Verrohung unserer Gesellschaft, rechter Umtriebe, antidemokratischer Tendenzen und leider immer noch antisemitischer Übergriffe.

#WeRemember – wir erinnern uns heute und immer wieder an die Opfer und machen diese Erinnerung zur Mahnung, damit sich das Verbrechen niemals wiederholt.“

Aufgerufen zum stillen Gedenken hatten Mitglieder des Otto-Suhr-Instituts der Freien Universität Berlin und des Instituts für Vorderasiatische Archäologie.

Aufgerufen zum stillen Gedenken hatten Mitglieder des Otto-Suhr-Instituts der Freien Universität Berlin und des Instituts für Vorderasiatische Archäologie.
Bildquelle: Moritz Hartmann

Aufruf zum Holocaust-Gedenken

Mitglieder des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft und des Instituts für Vorderasiatische Archäologie der Freien Universität Berlin hatten zum Gedenken aufgerufen. Anlässlich des 77. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz solle an die Menschen erinnert werden, die durch die Nationalsozialisten verfolgt, entmenschlicht und ermordet wurden: Jüdinnen und Juden, Romnja und Roma, Sintizze und Sinti, Kriegsgefangene vieler Länder, politisch Verfolgte, Marginalisierte und Kriminalisierte.

Die Initiatorinnen und Initiatoren des Aufrufs mahnten an, „ganz besonders die potenziell verbrecherischen und mörderischen Seiten wissenschaftlicher Tätigkeiten zu reflektieren“. Sie hatten angeregt, am Eingang der Ihnestraße 22 einen Blumenstrauß oder ein anderes angebrachtes Symbol zum Gedenken an die Opfer niederzulegen.

Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen musste auf ein gemeinsames Gedenken verzichtet werden. Über den Tag verteilt versammelten sich immer wieder Menschen vor dem Gebäude in der Ihnestraße 22.

Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen musste auf ein gemeinsames Gedenken verzichtet werden. Über den Tag verteilt versammelten sich immer wieder Menschen vor dem Gebäude in der Ihnestraße 22.
Bildquelle: Moritz Hartmann

Zur Geschichte der Ihnestraße 22 in Berlin-Dahlem

Wo heute Teile des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin untergebracht sind, befand sich von 1927 bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. Die dort arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren mit ihrer sogenannten Rassenforschung an den nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt.

Von 1927 an hatte der Anthropologe und Rassenhygieniker Eugen Fischer in der Ihnestraße 22 gearbeitet. Otmar von Verschuer, der 1942 die Nachfolge Eugen Fischers als Institutsdirektor antrat, forschte in dem Gebäude an Zwillingen. Er wollte nachweisen, dass Krankheiten und psychische Störungen, aber auch charakterliche Neigungen, erblich sind.

Sein Doktorand war Josef Mengele, der später als Arzt im Konzentrationslager Auschwitz menschenverachtende medizinische Experimente an Häftlingen durchführte – und der Organe und andere Körperteile von im KZ ermordeten Menschen auch im Kaiser-Wilhelm-Institut untersuchen ließ.

Eine Gedenktafel erinnert an die dunkle Geschichte des Gebäudes

Gedenktafel am Gebäude Ihnestraße 22.

Gedenktafel am Gebäude Ihnestraße 22.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Am Nachmittag vor der Ihnestraße 22 in Berlin-Dahlem.

Am Nachmittag vor der Ihnestraße 22 in Berlin-Dahlem.

Weitere Informationen

Die Politikwissenschaftlerin Dr. Manuela Bauche untersucht die Geschichte der Ihnestraße 22. Sie leitet das Projekt Geschichte der Ihnestr. 22.

An der Freien Universität Berlin werden in verschiedenen digitalen Archiven Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gesammelt. Sie sind öffentlich zugänglich und auch für die Arbeit in Schulen geeignet. Eine Auswahl:

Im Masterstudiengang Public History beschäftigen sich Studierende mit Erinnerungskultur und der Aufarbeitung historischer Ereignisse. Sie erwerben Kenntnisse für die medien- und öffentlichkeitsadäquate Präsentation historischer Inhalte und Probleme besonders der Modernen Geschichte (mit einem Schwerpunkt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts).