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Neuberufenen-Empfang: Willkommen an der Freien Universität Berlin

Videokonferenz statt Schnittchen und Getränke: Der Universitätspräsident begrüßte 26 neu an die Freie Universität gekommene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

27.01.2022

Auch rund 30 Uni-Beschäftigte nahmen am Neuberufenen-Empfang teil. Die Lehr- und Forschungsthemen der 26 neuen Professorinnen und Professoren, die Universitätspräsident Günter M. Ziegler an diesem Januarabend begrüßte, könnten kaum vielfältiger sein.

Auch rund 30 Uni-Beschäftigte nahmen am Neuberufenen-Empfang teil. Die Lehr- und Forschungsthemen der 26 neuen Professorinnen und Professoren, die Universitätspräsident Günter M. Ziegler an diesem Januarabend begrüßte, könnten kaum vielfältiger sein.
Bildquelle: Screenshot/Stabsstelle Kommunikation und Marketing

Traditionell im Januar heißt Universitätspräsident Professor Günter M. Ziegler neuberufene Professorinnen und Professoren willkommen. Im Vorjahr fand der Empfang zum ersten Mal digital statt, in diesem Jahr ist es pandemiebedingt wieder so. 

Der Universitätspräsident begrüßte zusammen mit in der Hochschulverwaltung beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Freien Universität die 26 Neuberufenen: „Schön, dass Sie alle da sind.“ Er fügte hinzu: „Wir brauchen Sie für eine vielfältige, diskussionsfreudige und aktive Universität.“

F wie Freie Universität

Manche Professorin und mancher Professor lehrt und forscht schon seit Beginn des vergangenen Jahres an der Freien Universität, andere sind ganz frisch dabei oder stehen unmittelbar vor ihrem Dienstantritt. 

Nach einem kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr an der Freien Universität – das zweite in der Pandemie – bat der Präsident alle Neuberufenen, sich mit einem Begriff vorzustellen, der gerne mit dem Buchstaben F beginnen sollte – F wie Freie Universität: „Etwas, das zu ihnen passt und das Sie mitbringen wollen.“ Die Vorstellung erfolgte alphabetisch nach Nachnamen, aber rückwärts – „um der lexikografischen Diskriminierung entgegenzuwirken“, unter der er selbst durch seinen Nachnamen gelitten habe, sagte Ziegler mit Augenzwinkern.

Neuzugänge decken breites Forschungsspektrum ab

Der Islam- und Nahostwissenschaftler Florian Zemmin machte den Anfang und brach gleich aus dem Schema aus: Er wählte als Begriff „L wie Leidensgenosse“: „Wie Sie, Herr Ziegler, kam ich bei alphabetischen Reihenfolgen immer am Ende dran.“ Zemmin ist seit Oktober vergangenen Jahres Professor für Islamwissenschaft am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften. Dort arbeitet er zu Religion und Gesellschaft in der islamischen Neuzeit und Gegenwart, wobei Ägypten und Marokko seine regionalen Schwerpunkte bilden. 

„Faszination Sprachgebrauch – das charakterisiert vielleicht am besten meine Forschungsinteressen“, sagte Antje Wilton. Die Professorin für Soziolinguistik untersucht am Institut für Englische Philologie nicht nur den Zweck des formelhaften Sprechens im Fußballer-Interview, sondern auch, wie Menschen, die unterschiedliche Muttersprachen haben, Gespräche über Sprachgrenzen hinweg humorvoll gestalten. 

Anita von Poser wählte den Begriff „Affekte“. Die Sozial- und Kulturanthropologin betreibt seit 2004 Feldforschung in Papua-Neuguinea. Dort hat sie untersucht, wie sich bei der Sprachgemeinschaft der Bosmun Nahrungsweisen oder Gefühle zum Älterwerden wandeln. Ein weiteres ihrer Themen sind Lebenswelten im vietnamesischen Berlin. Sie fragt, inwieweit Migrationserfahrung Gesundheit und Fürsorge beeinflusst.

Die Sozial- und Organisationspädagogin Inga Truschkat geht in ihrer Forschung unter anderem der Frage nach, wie Organisationen ihr Personalmanagement weiterentwickeln, wie Auswahlentscheidungen in Bewerbungsgesprächen getroffen werden und welche Rolle soziale Herkunft beim Zugang zur Hochschule spielt. Sie wählte die Formulierung „Freude am kooperativen Forschen“. Sie freue sich auf Vernetzung und Kontakte unter den neuen Kolleginnen und Kollegen. 

Für Luca Stella, Juniorprofessor für Volkswirtschaftslehre, ist „Interdisziplinarität“ das Wichtigste. Eines seiner Themengebiete ist die Familienökonomie. So untersucht er zum Beispiel den Zusammenhang von automatisierter Produktion und sinkender Heiratsrate oder den Einfluss von Breitband-Internet und Telearbeit auf die Zeit, die Eltern für Kinderbetreuung aufwenden. 

In Webex-Kacheln vereint: Im zweiten Jahr der Pandemie fand der Empfang für die neuberufenen Professorinnen und Professoren erneut nur virtuell statt. Neben den Neuberufenen waren auch Beschäftigte aus der Univerwaltung dabei.

In Webex-Kacheln vereint: Im zweiten Jahr der Pandemie fand der Empfang für die neuberufenen Professorinnen und Professoren erneut nur virtuell statt. Neben den Neuberufenen waren auch Beschäftigte aus der Univerwaltung dabei.
Bildquelle: Screenshot/Stabsstelle Kommunikation und Marketing

Der Biologe Daniel Schubert erforscht die Epigenetik von Pflanzen. Dieses molekulare Gedächtnis erlaubt Pflanzen eine Vererbung von Merkmalen unabhängig vom genetischen Code, der DNA. Schubert, seit 2015 am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie, wählte das Wort „future“, weil er sich freue, die weitere Zukunft an der Freien Universität mitzugestalten.

Claudia Schillings wird ab März Professorin für „Numerische Mathematik deterministischer und stochastischer partieller Differentialgleichungen“. Statt „Zungenbrecher“, wie Günter M. Ziegler, selbst Mathematiker, scherzhaft anbot, lautete ihr Begriff „Unsicherheit“. „Ich beschäftige mich mit Unsicherheitsquantifizierung – gerade in der jetzigen Zeit ist Unsicherheit ein wichtiges Thema.“ 

„Facettenreichtum von Staubstürmen“, so stellte sich Kerstin Schepanski vom Fachbereich Geowissenschaften vor. Die Meteorologin sammelt nicht nur Daten über die Entstehung von Staubstürmen, sondern auch über ihre genaue Zusammensetzung und weltumspannende Ausbreitung – und kombiniert sie mit meteorologischen Informationen. 

Malte Rosemeyer entschied sich für „Fröhlichkeit“ – die helfe ihm bei der Arbeit. Seit Oktober ist er Professor für „Sprachwissenschaft des Spanischen mit einem Schwerpunkt in der Soziolinguistik“ am Institut für Romanische Philologie. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Variation und Wandel in der Grammatik der romanischen Sprachen. 

„Ich bringe Zuckermoleküle zum Fliegen“, sagte Kevin Pagel. Der Chemiker verwendet eine Art Windkanal, um komplexe Zuckerstrukturen erst aufzutrennen und dann zu identifizieren. Zuckerbausteine spielen bei nahezu allen biologischen Prozessen eine wichtige Rolle. Ihr besseres Verständnis ist auch wichtig für die Entwicklung neuartiger Impf- und Wirkstoffe. 

Eirini Ntoutsi vom Institut für Informatik ist überzeugt, dass ihr Forschungsgebiet, die Künstliche Intelligenz, enorme Fortschritte biete, aber auch Risiken berge. Sie wählte deshalb den Begriff „Responsibility“, mit dem sie Fairness, Transparenz und Privatsphäre verbindet. 

Juliana Noth forscht zur chinesischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Ihr Interesse gilt unter anderem der chinesischen Landschaftsmalerei während der Kulturrevolution. Folgerichtig stellte sich die Professorin für Ostasiatische Kunstgeschichte mit den Worten „Flüsse und Berge in der chinesischen Fotografie und Malerei“ vor. 

Daniela Mahler beschäftigt sich mit dem Lehren und Lernen von Biologie. Für die Biologiedidaktikerin ist „Freude am Biologieunterricht“ essenziell – für Lehrkräfte und für Schulkinder. Sie geht beispielsweise der Frage nach, wie digitale Medien den Zugang zu biologischen Phänomenen wie Stoffwechselreaktionen erleichtern können. 

Mit dem englischen Begriff „Care“ beschrieb Sozial- und Kulturanthropologin Claudia Liebelt einen wichtigen Teilaspekt ihrer Arbeit. So thematisiert ihre Forschung auch die Haus- und Pflegearbeiten, die in reicheren Ländern hauptsächlich von Frauen mit Migrationshintergrund und oft unter prekären Bedingungen ausgeführt werden.

Mit „freien Medien“ befasst sich Matthias Künzler. Der Kommunikationswissenschaftler lehrt Medienökonomie am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften. Seine Arbeit umkreist immer wieder die Frage: Wie lassen sich die gesellschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen von Medien so gestalten, dass sie zu einer vielfältigen Demokratie beitragen?

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Anja Kirsch wählte „Frauen in Führungspositionen“, womit sie eines ihrer Forschungsthemen benannte. In ihrer Forschung geht es zum Beispiel um die Vorteile, die Geschlechterdiversität für Vorstände und Aufsichtsräte haben kann, und um die Wirkung gesetzlicher Frauenquoten für Führungsgremien. 

Mit sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit im internationalen Vergleich beschäftigt sich der Soziologe Jan Paul Heisig. Er ist am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung beschäftigt und nun auch Professor am Institut für Soziologie der Freien Universität. In seinen aktuellen Projekten untersucht er die Auswirkungen der Corona-Pandemie: Wie hängen Einkommen und Infektionsrisiko zusammen? Hat sich die Bildungsungleichheit in Zeiten des digitalen Unterrichts verstärkt?

Die Neuberufenen kommen mit Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch, die ebenfalls neu an der Freie Universität starten.

Die Neuberufenen kommen mit Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch, die ebenfalls neu an der Freie Universität starten.
Bildquelle: Screenshot/Stabsstelle Kommunikation und Marketing

Die Turkologin Elke Hartmann, Expertin für osmanische Geschichte, wählte das Wort „Vielfalt“: „Weil ich mich mit dem osmanischen Reich in seiner sprachlichen, religiösen, ethnischen Vielfalt befasse.“ Die Bandbreite ihrer Arbeit reicht von der Militärgeschichte bis zur Rekonstruktion des armenischen Alltagslebens im Osmanischen Reich vor dem Völkermord. 

„Fernweh – Fernweh nach China, wo ich schon viele zu lange nicht mehr war“, begründete Sabrina Habich-Sobiegalla ihre Wortwahl. Sie ist Professorin für „Staat und Gesellschaft des modernen China“ am Ostasiatischen Seminar. Ihre Forschung dreht sich um Digitalisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in China, um Erneuerbare Energien und die sozialen Auswirkungen lokaler Ressourcenpolitik. 

Lutz Greb ist seit Oktober Professor für „Anorganische Chemie mit dem Schwerpunkt Koordinationschemie“ am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie. „Finden wir’s raus“, lautet sein Motto. Schließlich sei es die Neugierde gewesen, die ihn zum Wissenschaftler gemacht habe.

Seit September lehrt und forscht Michael Goebel als Professor für Globalgeschichte am Friedrich-Meinecke-Institut, an dem er sich 2014 auch habilitiert hat. Derzeit untersucht er aus einer historischen Perspektive die Bedeutung von Hafenstädten für die Globalisierung, darunter Buenos Aires, Rio de Janeiro, Kapstadt, Singapur und Manila. „Fast so international wie die Freie Universität“, bemerkte Präsident Ziegler. 

Sascha Gaglia hat in seiner Dissertation den kampanischen Dialekt seiner Eltern beschrieben, seine Habilitation befasste sich mit Höflichkeitsformen bei der Anrede in romanischen Sprachen. Passend dazu hatte der Sprachwissenschaftler das Wort „Features“ gewählt – die lautlichen, syntaktischen und wortstrukturellen Merkmale romanischer Sprachen. 

Was hat Geschlecht mit den Naturwissenschaften zu tun? Wie werden Wissensinhalte von sozial gelebten Verhältnissen mitbestimmt? Das sind zentrale Forschungsfragen von Martina Erlemann vom Fachbereich Physik. Dort untersucht die Soziologin und Physikerin unter anderem die Rolle des Geschlechts in den Fachkulturen der Naturwissenschaften. 

Martin Ehlert wählte den Begriff „Lebensverläufe“. Der Soziologe untersucht, welche Rolle Familien, Schulen, Arbeitsumfeld und private Lebensumstände beim individuellen Bildungsweg spielen. Seine Professur am Institut für Soziologie ist verbunden mit der Leitung der Forschungsgruppe „Berufsbildung und lebenslanges Lernen“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Mit den Worten „faszinierende Welt der Würmer“ fasste Friederike Ebner ihr Forschungsgebiet zusammen. Am Institut für Immunologie übernimmt die Juniorprofessorin für Veterinärmedizin das Fachgebiet für Vakzineentwicklung und sucht neue Ansätze zur Bekämpfung weltweit verbreiteter Wurminfektionen in Tieren und Menschen.

Das „hohe F“, das als eine besondere Herausforderung für jede Sopranistin gilt, war Camilla Borks Begriff. Die Professorin für Musikwissenschaft am Institut für Theaterwissenschaft forscht über die Musik des 18. bis 21. Jahrhunderts und interessiert sich besonders für Virtuosität und Gesten der Überbietung. 

Simulierte Stehtisch-Situation

Anschließend stellten sich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Universitätsverwaltung vor, und zuletzt kamen in mehreren „Break-out-Rooms“ neue und schon länger an der Freien Universität Beschäftigte miteinander ins Gespräch. Die fünfköpfigen Gruppen bei diesem digitalen Kennenlern-Roulette wurden ausgelost. Das Format war ein Ersatz für die sonst üblichen Stehtisch-Begegnungen bei Schnittchen und zungenlockernden Getränken.

Und während drinnen die Bildschirme flimmerten, fielen draußen die Schneeflocken.