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„Brontal“ und „megamäßig “: 10000 Euro für Forschung zu Jugendsprache

Sprachwissenschaftliches Projekt der Freien Universität ausgezeichnet

20.03.2009

"Ich schwöre" - mal anders: optische Darstellung der Schallwellen. Aufgezeichnet im Rahmen des Projekts "Jugendsprache im Längsschnitt"

"Ich schwöre" - mal anders: optische Darstellung der Schallwellen. Aufgezeichnet im Rahmen des Projekts "Jugendsprache im Längsschnitt"
Bildquelle: Forschungsvorhaben "Jugendsprache"

„Brontal“ und „megamäßig“ – wie sprechen Jugendliche untereinander? Sprachwissenschaftler der Freien Universität haben hierzu Audio- und Videoaufnahmen von 15 bis19-jährigen Jugendlichen ausgewertet. Die Ergebnisse werden ab Oktober auf einer Internetseite präsentiert, über die sich Jugendliche mithilfe von Blog- und Forumseinträgen mit ihrem eigenen Sprachgebrauch auseinandersetzen können.

Seit Mai 2008 beschäftigen sich Sprachwissenschaftler um Professor Norbert Dittmar vom Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität in dem Forschungsvorhaben „Jugendsprache im Längsschnitt“ mit der Entstehung und Entwicklung von Jugendsprache während der Pubertät. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Jugendsprache“ ist vom Bundesforschungsministerium (BMBF) im Hochschulwettbewerb „Alltagstauglich?“ mit 10000 Euro ausgezeichnet worden.

Selbstreflektion des eigenen Sprachgebrauchs

In dem ausgezeichneten Projekt „Jugendsprache“ steht die Selbstreflektion der Jugendlichen bezüglich ihrer eigenen Sprachgewohnheiten im Mittelpunkt. Wie entstehen neue Ausdrücke, wie erlangen bekannte Wörter Bedeutungsveränderungen? Die Neuschöpfung „brontal“ etwa, eine Verbindung von „brutal“ und „frontal“, geht auf das Komikerduo Erkan und Stefan zurück, „porno“ – als Adjektiv gebraucht – hat das alte „cool“ ablöst und „megamäßig“  könnte als ultimative Steigerung des herkömmlichen „sehr“ durchgehen. Im Rahmen des Projekts werden sich  Schüler von achten Klassen sowie Schüler, die den Leistungskurs Deutsch an ihrer Schule belegt haben, in Workshops mit ihrer eigenen Sprache beschäftigen. Neben der Erstellung eines Jugendsprachen-Glossars durch die Jugendlichen selbst könnte so die Lust zur Beschäftigung mit Sprache im Allgemeinen und zu einem Studium der deutschen Philologie im Besonderen verstärkt oder geweckt werden.

Außerirdischer „Jettich“ trifft Jugendliche dieser Welt

Durch Aufgaben und Rätsel sollen die jugendlichen Besucher der Internetseite aufgefordert werden, eigene Erhebungen, Beschreibungen und Erklärungen beizutragen. Die Seite soll didaktisch motivierend gestaltet sein und zu einer phantastischen Begegnung einladen: Rund um die Geschichte des Außerirdischen „Jettich“ vom Planeten Iuventas, der auf der Erde landet und trotz seines Übersetzungscomputers die Jugendlichen nicht verstehen kann, soll eine Flash-Seite angeboten werden, die eine nicht herkömmliche Lernumgebung präsentiert. Videos, Audiodateien, Textquellen und eine Bastelanleitung von Miniatur-Mikrofonen („Wanzen“) laden ein, sich aktiv mit der eigenen Sprache und der Sprachwissenschaft auseinanderzusetzen, indem die Jugendlichen dem Außerirdischen helfen, seine Übersetzungsprobleme zu lösen. Als Dank für die Unterstützung des Außerirdischen soll nach bestandener Mission ein E-Ling-Diplom ausgestellt werden.

Unter dem Motto „Alltagstauglich?“ waren Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen in Deutschland eingeladen, originelle Projektideen für eine wirksame Vermittlung von wissenschaftlichen Themen für Schülerinnen und Schüler zu entwickeln. Das Projekt „Jugendsprache“ der Freien Universität ist eines der 15 Sieger des Wettbewerbs.