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Vokabeln singen oder am Körper ablegen

Professorin Michaela Sambanis nutzt neurowissenschaftliche Erkenntnisse für die Fremdsprachendidaktik / Internationale Tagung am 8. Dezember ist auch über Webinar zu verfolgen / Anmeldung bis 30. November

24.11.2017

Hauptsache Bewegung: Wer das Lernen mit Bewegung verbindet, hat mehr Erfolg. Schon das Schreiben mit der Hand aktiviert fürs Merken wichtige Hirnareale.

Hauptsache Bewegung: Wer das Lernen mit Bewegung verbindet, hat mehr Erfolg. Schon das Schreiben mit der Hand aktiviert fürs Merken wichtige Hirnareale.
Bildquelle: Privat

Wie lassen sich neurowissenschaftliche Erkenntnisse für das Fremdsprachenlernen fruchtbar machen? Mit diesem Thema beschäftigt sich die Veranstaltung „Focus on Evidence – Fremdsprachendidaktik und Neurowissenschaften im Dialog“, die am 8. Dezember an der Freien Universität stattfindet. Die Plattform ist die bundesweit einzige, die die Verbindung zwischen den Neurowissenschaften und der Fremdsprachendidaktik herstellt. Michaela Sambanis, Professorin der Didaktik des Englischen an der Freien Universität, hat die Tagung zusammen mit ihrem Kollegen Heiner Böttger von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt organisiert.

Frau Professorin Sambanis, viele Menschen möchten gerne eine neue Sprache lernen, können sich aber keine Vokabeln merken. Hat die Wissenschaft einen Tipp für sie?

Es ist wichtig, dass Wissen nicht nur abstrakt im Gehirn abgelegt wird, sondern an vielen verschiedenen Orten gespeichert wird. Das funktioniert dann, wenn die Sinne oder auch Handlungen miteinbezogen werden. Dadurch werden verschiedene Gehirnareale aktiviert. Ich kann die Vokabeln singen, sie mit einer Bewegung verknüpfen oder sie an verschiedenen Orten meines Körpers „ablegen“ und dadurch einen haptischen Impuls senden. Gut klappt es auch, wenn sich das Lernen mit Gefühlen verbindet – zum Beispiel beim Theaterspielen. Musik oder Bewegung schaffen Nachhalleffekte, die etwa 15 Minuten andauern, währenddessen fällt das Lernen leichter. Das Wichtigste: Es darf nicht langweilig werden. Wem das Wiederholen von Lerninhalten schwerfällt, sollte sich darüber nicht ärgern: Dem Gehirn mangelt es einfach an Weitsicht, es erkennt die Relevanz der Lerninhalte nicht.

Das Forschungsgebiet, das diese Effekte erforscht, heißt Neurodidaktik. Sie organisieren gerade eine Tagung zu diesem Thema...

... ja, aber ich mag den Begriff Neurodidaktik nicht.

Warum nicht?

Er stammt aus den achtziger Jahren und hat nicht nur Befürworter. Damals wurden teils absurde Dinge vorgeschlagen: Kinder sollten klassische Musik im Unterricht hören – weil das Hören von Mozart in einer Studie die Lernleistung erhöht hatte. Dabei können sich manche Kinder gar nicht konzentrieren, wenn Musik läuft. Oder es wurde gefordert, dass sie die ganze Zeit Mineralwasser trinken, damit genügend Hirnwasser vorhanden ist. Wir haben lange nachgedacht, ob wir den Begriff in die Ankündigung für unsere Tagung aufnehmen sollen, haben uns aber dagegen entschieden, weil er so vergiftet ist.

Stattdessen lautet der Titel jetzt: Fremdsprachendidaktik trifft Neurowissenschaften.

Genau darum soll es gehen. Wir wollen Experten zusammenbringen: Didaktiker und Neurowissenschaftler. Wir wollen einen Dialog anregen und moderieren.

Welche Themen werden auf der Tagung behandelt?

Petra Arndt vom TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm wird beispielsweise darüber referieren, ob es für Kinder einen Unterschied macht, ob sie mit der Tastatur oder mit einem Stift schreiben lernen. Studien legen nämlich nahe, dass Wörter besser behalten werden, wenn sie mit einem Stift geschrieben werden, weil die Bewegungsabfolge komplexer ist. Ein anderer Vortrag soll sich damit befassen, ob Musik beim Sprachenlernen hilft. Das sind nur zwei Beispiele; wir werden Experten aus ganz Europa an der Freien Universität haben.

Die Fragen stellte Katharina Frey

Weitere Informationen

Focus on Evidence - Fremdsprachendidaktik trifft Neurowissenschaften 

  • Freitag, 8. Dezember, 9 bis 19 Uhr
  • Freie Universität Berlin, Rostlaube, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin

Programm

Die Tagung ist ausgebucht, aber man kann die Vorträge online über ein kostenloses Webinar verfolgen – und auch Fragen stellen.

Anmeldung für das Webinar bitte bis 30. November 2017.