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Riffe im Roten Meer

Der Biologe Salah Amasheh untersucht Proteinverbindungen, die für den Schutz von Korallen notwendig sind

15.02.2023

Mit Sauerstoffflasche, Taucherbrille und Flossen erforscht Salah Amasheh Korallenriffe im Golf von Aqaba.

Mit Sauerstoffflasche, Taucherbrille und Flossen erforscht Salah Amasheh Korallenriffe im Golf von Aqaba.
Bildquelle: privat

Ausgerüstet mit Sauerstoffflasche, Taucherbrille und Flossen nähert sich Salah Ama­sheh im Golf von Aqaba in Jordanien einer Steinkoralle. „Tauchen ist meine Leidenschaft, es ist toll, dass ich diese nun mit meinem Beruf verbinden kann“, sagt der Biologe und Professor am Institut für Veterinär-Physiologie der Freien Universität Berlin. Schon als Kind sei er vom Roten Meer begeistert gewesen, im Kunstunterricht habe er Korallenriffe gezeichnet. 

Tauchen gelernt hat der Biologe in Aqaba. Dort erforscht er seit Beginn des Wintersemesters 2022/2023 in Zusammenarbeit mit der Universität von Jordanien den artenreichsten maritimen Lebensraum: Korallenriffe. Durch den Klimawandel sind die riffbildenden Nesseltiere weltweit bedroht, wodurch mehr als 4000 tropische Fischarten und ein Vielfaches an weiteren Organismenarten gefährdet sind. 

Wie überstehen Steinkorallen Hitzestress und Umweltverschmutzung?

„Wir wollen die regional und artspezifisch unterschiedliche Widerstandsfähigkeit der Steinkorallen gegenüber Hitzestress und Umweltverschmutzung auf molekular-funktioneller Ebene ergründen“, so Salah Amasheh. „Auf diese Weise wollen wir einen Beitrag zur Arterhaltung leisten.“ Die Erforschung der molekularen Grundlagen findet – weit entfernt vom jordanischen Meer – vor allem auf dem veterinärmedizinischen Campus der Freien Universität in Berlin-Düppel statt. „Wir können in Berlin mit einer Fülle etablierter Techniken an kultivierten Korallen sowie deren Proteinen forschen“, erzählt der Wissenschaftler. Dafür steht Salah Amasheh unter anderem im Austausch mit dem Aquarium des Berliner Zoos. 

Der Umfang der Forschung ist dabei abhängig von weiterer Mitteleinwerbung durch Forschungsanträge. „Hier ist einiges auf den Weg gebracht, und wir erhalten bereits jetzt großen Zuspruch und Unterstützung, beispielsweise vom Fachbereich Veterinärmedizin und der Abteilung Internationales der Freien Universität.“ Am Fachbereich leitet er die Arbeitsgruppe „Epitheliale Barriereforschung“. „Alle Körperoberflächen und Organe von Mensch und Tier sind von einer Zellschicht, dem Epithelgewebe, bedeckt“, erläutert Salah Amasheh. Diese Zellschicht grenze Organe wie zum Beispiel die Haut gegen die „Außenwelt“ ab und übernehme so eine Schutz- und Barrierefunktion. „Diese Funktionen untersuchen wir, genauer gesagt: die Proteine, die die benachbarten Zellen miteinander verbinden.“ 

Korallenriffe weltweit erhalten

Durch Umwelteinflüsse, Toxine und andere Faktoren können die Proteinverbindungen gestört werden. Entzündliche Darmerkrankungen sind dafür ein typisches Beispiel. Umgekehrt können sie aber auch gestärkt werden. „Die gleichen Schutz-Prinzipien gelten, das ist unsere Hypothese, auch für die Steinkoralle. Hier sind viele dieser Barriere-Proteine in ganz ähnlicher Form vorhanden“, sagt der Biologe, der sich neben seiner wissenschaftlichen Arbeit auch als Beauftragter für Internationale Beziehungen und Partnerschaften des Fachbereichs engagiert. Bislang habe er mit seinem Team insbesondere am Darm von Säugetieren geforscht. „Wir wollen auf unseren Erfahrungen aufbauen – wenn die Erkenntnisse übertragbar sind, könnten diese ein Schlüssel sein, Korallenriffe weltweit zu erhalten.“ 

Dieser Artikel ist am 19.02.2023 in der Tagesspiegel-Beilage der Freien Universität Berlin erschienen.