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Vortrag | Keilschrifttafeln im digitalen Zeitalter: Die Electronic Babylonian Library Plattform

11.06.2024 | 18:15 - 19:45

Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Hinter dem Bauzaun – Schätze des Vorderasiatischen Museums neu entdeckt

  • Prof. Dr. Enrique Jiménez, Institut für Assyriologie und Hethitologie, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Dr. Zsombor Földi, Institut für Assyriologie und Hethitologie, Ludwig-Maximilians-Universität München

Die altorientalische Literatur befindet sich seit ihrer Wiederentdeckung in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Wiederaufbau. Ihre Meisterwerke sind noch immer voller Lücken, die mühsam durch glückliche Entdeckungen einer Handvoll geduldiger Spezialist:innen gefüllt werden. Doch das ist ein langsamer Prozess: Noch immer schlummern Tausende von Fragmenten in Museumsschränken, die bisher keiner Komposition zugeordnet werden können. Hier setzt die Plattform „electronic Babylonian Library“ an. Ihr Ziel ist es, digitale Werkzeuge zu entwickeln, die den Prozess der Rekonstruktion automatisieren und dadurch wesentlich beschleunigen. Diese Arbeit, die hauptsächlich an den Tontafeln des British Museums angefangen wurde, wird nun an der Keilschriftsammlung des Vorderasiatischen Museums fortgesetzt. In unserem Vortrag werden die verschiedenen Methoden zur Automatisierung der Rekonstruktion sowie einige der bisherigen Ergebnisse vorgestellt.


Das Vorderasiatische Museum ist seit dem 23. Oktober des vergangenen Jahres geschlossen. Ein Wiedersehen mit Ischtar-Tor und Co. wird es voraussichtlich nicht vor 2037 geben. Das heißt zum Beispiel: Die Kinder, die im letzten Herbst eingeschult wurden, werden dann ihre Schulzeit bereits hinter sich haben.

Ein geschlossenes Museum bedeutet aber nicht, dass seine Schätze verschwinden. Die Forschung geht weiter. Ein großes Forschungsnetzwerk in Berlin beschäftigt sich mit den Zeugnissen aus dem antiken Vorderasien. Zu diesem Netzwerk gehören u. a. die Freie Universität Berlin, das Deutsche Archäologische Institut und natürlich das Vorderasiatische Museum selbst. Hinzu kommen zahlreiche nationale und internationale Kooperationen.

Die Ringvorlesung macht ausgewählte, nun hinter den Baugerüsten verschwundene Museumsschätze sichtbar. Dazu gehören berühmte Highlights wie das Ischtar-Tor aus Babylon, aber auch auf den ersten Blick unscheinbare Objekte wie eine zerbrochene Tontafel, Elfenbeinfragmente oder ein Lehmziegel. Jede Woche präsentieren jeweils zwei Vortragende ein Objekt oder eine Objektgruppe aus der Sammlung des Museums aus unterschiedlichen fachlichen Blickwinkeln.
Auf diese Weise zum Sprechen gebracht eröffnen die Sammlungsobjekte Einblicke in die Breite und Buntheit vergangener Lebenswelten: Sie erzählen von den ersten Metropolen, von religiösen Praktiken im Großen wie im Kleinen, vom Alltagsleben und von Herrscherideologien, von uralten Mythen und astronomischen Berechnungen, von Schönheit und Verfall. Zugleich vermittelt die Vorlesung das Spektrum der Erforschung der antiken Hinterlassenschaften. Zum Einsatz kommen Archäologie und naturwissenschaftliche Analytik, restauratorische Arbeit, historische und stilistische Einordung, Forschung zu Sprachen und Schriften, bis hin zu digitalen Methoden und KI-gestützten Verfahren.

Zeit & Ort

11.06.2024 | 18:15 - 19:45

Hörsaal 1b,
Gebäudekomplex Habelschwerdter Allee 45,
14195 Berlin