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In Bewegung

Tagung über Geschlechterforschung und ihre Bedeutung für das Verständnis von Medien und Öffentlichkeit

14.10.2010

Radha Hegde (New York University) sprach sich in ihrer Keynote-Rede dafür aus, mediale Prozesse global zu betrachten.

Radha Hegde (New York University) sprach sich in ihrer Keynote-Rede dafür aus, mediale Prozesse global zu betrachten.
Bildquelle: Saskia Sell

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen kultur- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen kamen mit Praktikern aus dem Genderbereich Ende September an der Freien Universität zusammen, um kritisch über die Leistungen der Gender Media Studies zu diskutieren. Mit dem Keynote-Vortrag von Professorin Radha Hegde von der New York University  eröffneten sich zugleich Chancen für eine transatlantische Zusammenarbeit.

Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht verändern sich stetig. Inhalte werden zunehmend in digitaler Form über Medien verbreitet, die Öffentlichkeit als Ganzes zergliedert sich in unterschiedliche Teilöffentlichkeiten und tradierte Geschlechterrollen geraten in die Krise. Diese Beispiele zeigen exemplarisch die Wandlungsprozesse, die in diesen drei Bereichen stattfinden.

Im Rahmen der Jahrestagung der Fachgruppe "Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht" der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) wurden zahlreiche Aspekte dieses Wandels näher betrachtet. Dabei diskutierten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen nicht nur theoretisch neue Ansätze und Methoden, es wurde auch immer auf aktuelle Zeichen dieser Bewegungsprozesse innerhalb der Mediengesellschaft Bezug genommen. Reizthemen wie das Kopftuchverbot, der Streit um den Moscheebau am Ground Zero, Frauenfeinlichkeit und Maskulinismus im Internet oder das Männlichkeitsbild junger krimineller Migranten wurden verhandelt.

Radha Hegdes Keynote-Rede "Emergent Publics and gendered visibilities" machte  dabei deutlich, dass mediale Prozesse nicht mehr rein nationalstaatlich sondern vermehrt global betrachtet werden müssen. Auch bei der Vergeschlechtlichung des öffentlichen Raumes lassen sich globale wechselseitige Abhängigkeiten  ausmachen.

Ein Teil der Tagungsbeiträge widmete sich der übergeordneten Frage nach den Bedingungen von Wissensproduktion an Universitäten und Fachhochschulen. Am Beispiel von "Uni brennt" wurden die Hochschulproteste in Wien 2009 auf ihren Umgang mit mobilen Medienöffentlichkeiten und Geschlecht hin beleuchtet. Allgemein hinterfragten die Teilnehmer zudem die Disziplinierung von Wissen und den Sinn und Unsinn der nur in Deutschland üblichen Trennung von Medien- und Kommunikationswissenschaften.

Die abschließende Diskussionsrunde debattierte über die Institutionalisierung und Kanonisierung innerhalb des eigenen Fachs. Eine Studie zu den Geschlechterverhältnissen innerhalb der eigenen Disziplin wurde vorgestellt, derzufolge Frauen, die einen Lehrstuhl besetzen, immer noch in der Minderheit sind (27 Professorinnen im Vergleich zu 88 Professoren im deutschsprachigen Raum).

Selten findet sich mehr als eine Frau pro Institut. Geschlechterforschung erscheint weiterhin als ein wenig beachtetes Feld, obwohl im Rahmen der Tagung immer wieder deutlich wurde, dass auch hier Bewegungsprozesse stattfinden.