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Was auf den Tisch kommt, wird nicht gegessen

Beim Mitmach- und Experimentierlabor „NatLab“ der Freien Universität forschen 30 Schüler in ihren Winterferien im Chemielabor

03.02.2011

Nanopartikel mit Farbstoff beladen, zwischen Strom leitende Glasplättchen legen und mit einem Elektrolyten auffüllen: Fertig ist die Farbstoffsolarzelle.

Nanopartikel mit Farbstoff beladen, zwischen Strom leitende Glasplättchen legen und mit einem Elektrolyten auffüllen: Fertig ist die Farbstoffsolarzelle.
Bildquelle: Sabrina Wendling

Beim Mitmach-und Experimentierlabor „NatLab“ lernen Schüler  Lehre und Forschung an der Universität kennen.

Beim Mitmach-und Experimentierlabor „NatLab“ lernen Schüler Lehre und Forschung an der Universität kennen.
Bildquelle: Sabrina Wendling

"Kochen" im Chemielabor: Der rote Farbstoff im Rundkolben wurde aus Hagebuttentee gewonnen.

"Kochen" im Chemielabor: Der rote Farbstoff im Rundkolben wurde aus Hagebuttentee gewonnen.
Bildquelle: Sabrina Wendling

Ein bisschen fühlen sich die Schüler wie in einem Kochkurs: Sie tragen einen Kittel, bekommen ein Rezept und mischen verschiedene Zutaten zusammen. Das Endergebnis jedoch soll und will  keiner probieren - auch wenn bei manchen Experimenten Hagebuttentee im Spiel ist. Beim Feriencamp „Einblicke in die Welt der modernen Forschung: Multivalente Moleküle“ haben 30 neugierige Berliner Oberstufenschüler in ihren Winterferien selbst im Chemielabor experimentiert.

„Wir Chemiker bezeichnen unsere Arbeit im Labor tatsächlich als Kochen“, erklärt Carlo Fasting, wissenschaftlicher Koordinator des Sonderforschungsbereichs 765, den Schülern. Dieses Ferien-Camp ist eins der Programme, das Petra Skiebe-Corrette, Leiterin des „NatLab“ und Professorin für Biologie an der Freien Universität, für Schüler bereithält: Schon von der Grundschule an können Schüler Lehre und Forschung an einer Universität kennenlernen.

Zum Mitmach- und Experimentierlabor eingeladen haben Mitarbeiter des Sonderforschungsbereichs 765 der Freien Universität, in dem zum Thema „Multivalenz als chemisches Organisations- und Wirkprinzip: Neue Architekturen, Funktionen und Anwendungen“ geforscht wird. Chemiker, Physiker und Biologen gehen hier der Frage nach, wie sich Mehrfachbindungen zwischen Molekülen, Partikeln oder auch Zellen ausbilden, welche Kräfte dort wirken und wie man diese gezielt einstellen und einsetzen könnte, beispielsweise als neuartigen Wirkungsmechanismus von Medikamenten.

Sonnenmilch und Hagebuttentee

„Ich habe mir die Homepage des Sonderforschungsbereichs angeschaut und fand, das klang alles sehr interessant – auch wenn wir so etwas noch nicht in der Schule behandelt haben“, sagt Juliane Ritter. Die 16-Jährige hat schon einmal an dem Projekt „Natürlich“ aus dem „NatLab“ teilgenommen, das speziell Schülerinnen in den Naturwissenschaften fördert.

Zusammen mit Caroline Wolfsengger und Anne-Katrin Stegemann, die sie gerade erst kennengelernt hat, isoliert sie aus Sonnenmilch die notwendigen Halbleiter-Nanopartikel für eine selbst gebaute Farbstoffsolarzelle, der Farbstoff stammt aus Hagebuttentee. „Die Nanopartikel werden mit dem Farbstoff beladen, zwischen Strom leitende Glasplättchen gepackt und mit einem Elektrolyten aufgefüllt. So erhält man eine auch bei Berliner Winterwetter Energie produzierende Solarzelle“, sagt Carlo Fasting.

Nach dem Abitur Chemie studieren? 

Einen Tisch weiter machen Pascal Hinz, Benjamin Wartmann, Peter Tatarskij und Tobias Biberger Bekanntschaft mit Nanopartikeln. Die vier jungen Männer haben fast alle den Leistungskurs Chemie an ihren Schulen gewählt. Jeder von ihnen kann sich vorstellen, später Chemie zu studieren – anhand der Projekttage wollen sie herausfinden, ob sie mit dem Experimentieren warm werden: „Mein Vater arbeitet auch mit Nanotechnik, daher kenne ich die Arbeit ein bisschen“, sagt Peter Tatarskij, „ich möchte nun herausfinden, ob ein Chemiestudium auch etwas für mich wäre.“

Tobias Biberger kennt sich mit der Arbeit im Labor schon etwas aus, denn als Teil seines Abiturs verfasst er eine Abschlussarbeit am Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität. Für das Feriencamp hat er sich aber mehr zum Spaß angemeldet, und auch, weil sein Freund Pascal mit dabei war – zusammen zu „kochen“ ist eben schöner als allein Chemiebücher zu verschlingen.