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„Schule und Universität stärker miteinander verzahnen“

Das Zentrum für Lehrerbildung der Freien Universität will Lehrkräfte dafür qualifizieren, an ihren Schulen Studierende während der Praxisphasen zu begleiten

01.08.2013

Während der Uni schneller und länger in die Schule: In Berlin soll das Praxissemester Bestandteil des Lehramtsmasterstudiums werden.

Während der Uni schneller und länger in die Schule: In Berlin soll das Praxissemester Bestandteil des Lehramtsmasterstudiums werden.
Bildquelle: MorgueFile

Lehramtsstudierende werden in Zukunft eine längere Praxisphase im Studium absolvieren: Während bisher nur zweimal vier Wochen Praktika vorgeschrieben sind, soll es bald ein halbes Jahr sein. In Berlin soll das Praxissemester Bestandteil des Lehramtsmasterstudiums werden. Um die Betreuung der Studierenden während dieser Zeit mit den universitären Anforderungen in Einklang zu bringen, entwickeln Wissenschaftler am Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) der Freien Universität derzeit im Rahmen des „Qualitätspakts für die Lehre“ eine Qualifizierung für Lehrkräfte an Grund-, Sekundarschulen und Gymnasien. Sabine Kirchner vom ZfL sprach mit Campusleben über das Pilotprojekt, das in den kommenden Jahren erprobt werden soll.

Frau Kirchner, was bedeutet das geplante Praxissemester für die Freie Universität?

Dadurch wird die erste Praxisphase während des Lehramtsstudiums verlängert, sie bleibt aber in der Verantwortung der Universität. Besonders eingebunden sind die Fachdidaktiker der einzelnen Fachbereiche, die die Praxisphasen weiterhin inhaltlich gestalten. Zum Beispiel besuchen sie die Studierenden im Unterricht und unterstützen bei der Vor- und Nachbereitung von Stunden. Die verlängerte Praxisphase bietet Möglichkeiten, die Lerngelegenheiten an Schule und Universität stärker miteinander zu verzahnen.

Sie werden dafür Fachdidaktiker und Lehrkräfte bei Qualifizierungskursen zusammenbringen. Wie wichtig ist die Begleitung im Praktikum?

Studierende bewerten praktische Phasen im Studium als sehr wichtig und wertvoll. Wie wirksam Praktika tatsächlich sind, hängt aber wesentlich davon ab, wie der Unterricht vor- und nachbereitet wird und wie gut die Betreuung ist. Wenn die Lehrkräfte an den Schulen und die Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker an der Universität dabei stärker zusammenarbeiten, lässt sich der Aufbau berufspraktischer Kompetenzen bei den Studierenden fördern.

Was sollen die Lehrkräfte aus der Qualifizierung mitnehmen?

Künftig werden Studierende und Lehrkräfte ein halbes Jahr an den Schulen zusammenarbeiten. Den betreuenden Lehrkräften soll bewusst werden, welche Voraussetzungen die Studierenden mitbringen und welche fachlichen Anforderungen von Seiten der Universität an das Praktikum gestellt werden. Während der Qualifizierung werden Lehrkräfte gemeinsam an fachdidaktischen Unterrichtsinhalten arbeiten, Methoden ausprobieren und sich darüber austauschen, wie man den Unterricht mit den Studierenden konstruktiv besprechen kann. Mit der längeren Praxisphase wird es wichtiger, die Lernprozesse der Studierenden zu begleiten So können die angehenden Lehrkräfte schrittweise an das Unterrichten und die Situation, vor einer Klasse zu stehen, herangeführt werden. Und sie brauchen Unterstützung im Umgang mit einer zunehmend heterogenen Schülerschaft. An deren Lernvoraussetzungen sollten sie ihre Unterrichtsgestaltung ausrichten können.

Mit Kollegen entwickeln Sie gerade das Konzept für die Qualifizierung. Worauf werden Sie dabei achten?

Mit der Qualifizierung wollen wir Lehrkräfte bei der Betreuung von Unterrichtspraktika unterstützen, indem die Zusammenarbeit zwischen Lehrenden der Universität und den Mentorinnen und Mentoren an den Schulen verstärkt wird. Studierenden soll es letztlich gelingen, ihr theoretisches Wissen und ihre praktischen Erfahrungen besser zu verbinden. Angestrebt ist, den Lernprozess für die Studierenden im Blick zu behalten. Denn die Praktikumsphase ist für sie eine wichtige Gelegenheit, sich auf dem Feld Schule zu erproben. Indem die Lehrkräfte mit Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktikern gemeinsam an Unterrichtsinhalten arbeiten und Unterricht reflektieren, kann ihr Blick für die Fähigkeiten der Studierenden geschärft und die Erwartungen an sie relativiert werden, zum Beispiel im Hinblick auf die Lehrkompetenz. Das Pilotprojekt lässt dafür genügend Handlungsspielraum.

Und wann geht es los?

Im September wird ein Workshop zu fachspezifischem Unterrichtscoaching stattfinden, mit dem Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktiker der Universität ihre Beratungskompetenzen erweitern können. Sobald das Konzept exemplarisch vorliegt, wird die Mentoring-Qualifizierung für ein Fach erprobt werden. Die Mentorinnen und Mentoren werden drei bis vier Mal ganztägig zusammenarbeiten: Die Module beinhalten jeweils Impulsphasen, Erprobungs- und Trainings- sowie Reflexionsphasen. Zwischen den Qualifizierungstreffen haben die Teilnehmer immer wieder die Möglichkeit, die Impulse in der Schulpraxis zu reflektieren. Die gemeinsame Arbeit soll den Mentorinnen und Mentoren zudem die Möglichkeit bieten, sich untereinander stärker über das Unterrichten auszutauschen.

Die Fragen stellte Gisela Gross.

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