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Eine gemeinsame Sprache sprechen

Bessere Sprachförderung für Berliner Schüler verspricht das Projekt „Sprachen – Bilden – Chancen“ der drei Berliner Universitäten

13.11.2014

Für Schüler, die Deutsch als Zweitsprache erlernt haben, kann das im Unterricht zum Hindernis werden. Durch das Projekt "Sprachen - Bilden - Chancen" sollen Lehrer besser auf die sprachlichen Anforderungen ihrer Schüler vorbereitet werden.

Für Schüler, die Deutsch als Zweitsprache erlernt haben, kann das im Unterricht zum Hindernis werden. Durch das Projekt "Sprachen - Bilden - Chancen" sollen Lehrer besser auf die sprachlichen Anforderungen ihrer Schüler vorbereitet werden.
Bildquelle: complize / photocase

In Berlins Klassenzimmern herrscht Sprachenvielfalt: Mehr als 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Hauptstadt lernen Deutsch erst als zweite Sprache. Im Unterricht kann das zu erheblichen Lernschwierigkeiten führen. Deshalb lernen Berliner Lehramtsstudierende in Deutsch-als-Zweitsprache-Modulen (DaZ) bereits während des Studiums, den Fachunterricht sprachlich für alle Schüler verständlich zu machen. Nun werden die DaZ-Lehrveranstaltungen erstmals ausgewertet und maßgeblich weiterentwickelt – im Projekt „Sprachen – Bilden – Chancen: Innovationen für das Berliner Lehramt“, einem gemeinsamen Projekt von Freier Universität, Humboldt-Universität und Technischer Universität. Campus.leben sprach mit Daniela Caspari, Professorin der Didaktik der romanischen Sprachen und Standortleiterin des Projekts an der Freien Universität.


Frau Professor Caspari, weshalb ist es so wichtig, die Sprachkompetenz von Schülern zu fördern?

In fast allen Fächern wird Wissen und Erkenntnis durch Sprache gewonnen. Nicht nur in Deutsch, Geschichte oder den Fremdsprachen, bei denen das auf der Hand liegt. Sondern auch in Fächern, von denen man es erst einmal nicht erwartet hätte. Etwa in der Mathematik, in der neben Zahlen auch Textaufgaben und verbale Erklärungen eine Rolle spielen. Selbst im Sportunterricht ist es wichtig, die Abfolge von Bewegungsabläufen genau zu verstehen, um sie richtig ausführen zu können. Seit der PISA-Studie 2000 wissen wir, dass das vergleichsweise schlechte Abschneiden von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund auch daran lag, dass sie die Aufgabenstellungen nicht richtig verstanden haben. Deshalb ist es so wichtig, alle Lehrkräfte für die sprachlichen Voraussetzungen ihrer Schüler zu sensibilisieren.

Das Projekt "Schule – Bilden – Chancen" dient der Auswertung und Weiterentwicklung der Deutsch-als-Zweitsprache-Kurse (DaZ) für Berliner Lehramtsstudierende. Was versprechen Sie sich von dieser Evaluierung, und weshalb ist sie so wichtig?

Berlin war 2007 das erste Bundesland, in dem alle Lehramtsstudierenden im Laufe ihres Studiums DaZ-Kurse belegen mussten. Für andere Bundesländer, in denen derartige Lehrveranstaltungen erst jetzt verpflichtend eingeführt werden, ist eine Auswertung der Erfahrungen, die an den drei Berliner Universitäten gemacht wurden, von Interesse. Aber auch wir selbst sind an der Evaluation sehr interessiert, um Hinweise darauf zu gewinnen, wie wir unsere Lehre verbessern können. Ein Ziel des Projekts ist es, die derzeitigen DaZ-Module auszuweiten: Auch die sprachlichen Herausforderungen im Fachunterricht für Schüler mit Deutsch als Erstsprache sollen in den Blick genommen werden. Zudem sollen zukünftig in allen drei Phasen der Lehrkräftebildung – Studium, Referendariat und Fortbildung – praxisorientierte Kenntnisse zur Sprachbildung vermittelt werden, und zwar sinnvoll aufeinander abgestimmt.

Spielt die Zusammenarbeit der drei Berliner Hochschulen bei der Umsetzung des Projekts eine besondere Rolle?

Eine ganz besondere. Alle drei Universitäten haben in den letzten Jahren unterschiedliche Konzepte entwickelt und unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Außerdem haben die einzelnen Universitäten Kontakte zu verschiedenen Schulen, Institutionen und Akteuren. Dies alles zusammenzutragen, zu sichten und zu ordnen, wird sicherlich für alle ein großer Gewinn sein. Einen solch hohen Grad an Kooperation verschiedener Einrichtungen bei der Lehrkräftebildung hat es in Berlin bislang noch nicht gegeben. Möglich gemacht hat das auch das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache mit einer Projektförderung von 1,25 Millionen Euro. Darüber hinaus sind die Senatsverwaltung, die Universität Potsdam und weitere Akteure im Boot, sodass das ganze Projekt eine wirkliche Herausforderung und eine besondere Chance für die Zusammenarbeit ist.