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Lernen, wie die Deutschen ticken

Seit 20 Jahren organisiert das Berlin Consortium for German Studies der Freien Universität den Austausch zwischen deutschen und amerikanischen Studierenden

25.06.2015

Ausflug nach Istanbul im Januar 2015: Caressa Franklin (ganz  rechts), John Lillegard (6. v.r.), Resident Director Dr. Carmen Müller (10. v. r.) und Academic Director Prof. Mark M. Anderson (Columbia University) mit der ganzen Gruppe...

Ausflug nach Istanbul im Januar 2015: Caressa Franklin (ganz rechts), John Lillegard (6. v.r.), Resident Director Dr. Carmen Müller (10. v. r.) und Academic Director Prof. Mark M. Anderson (Columbia University) mit der ganzen Gruppe...
Bildquelle: BCGS

... und die allererste Austauschgruppe vor 19 Jahren im Sommersemester 1996 in Bonn.

... und die allererste Austauschgruppe vor 19 Jahren im Sommersemester 1996 in Bonn.
Bildquelle: BCGS

Sie sind hochmotiviert, wollen ihre Sprachkenntnisse verbessern und sich mit der deutschen Kultur auseinandersetzen: Jedes Semester kommen rund dreißig Studierende aus den USA mithilfe des Berlin Consortium for German Studies (BCGS) an die Freie Universität. Das Besondere: „Bei uns werden die Teilnehmer angehalten, ausschließlich Deutsch zu sprechen, sich mit Muttersprachlern zu umgeben und sich wirklich vollständig in die deutsche Gesellschaft zu integrieren”, sagt Projektkoordinatorin Carmen Müller. In diesem Jahr feiert das Programm sein zwanzigjähriges Bestehen.

„Nach Abzug der amerikanischen Truppen in den 1990er Jahren, wollte man das deutsch-amerikanische Verhältnis transformieren und eine fruchtbare und nachhaltige Beziehung auf Bildungsebene schaffen“, erklärt Carmen Müller. Daraufhin sei 1995 das BCGS ins Leben gerufen worden, ein Austauschprogramm zwischen der Freien Universität und renommierten amerikanischen Universitäten wie Princeton und Columbia. „Die Studierenden, die zu uns kommen, nehmen zunächst an einem sechswöchigen, intensiven Sprach- und Kulturkurs teil und werden einen Monat lang in Gastfamilien untergebracht. Im Anschluss halten wir sie dazu an, in eine WG mit Muttersprachlern zu ziehen“, erklärt Müller.

Deutsche Geschichte und Kultur intensiv erleben

Im Rahmen des Programmes lerne man wirklich, „wie die Deutschen ticken”, sagt John Lillegard und lacht. Vor allem der Aufenthalt in der Gastfamilie habe ihm viele spannende Einblicke verschafft. An seiner Heimatuniversität, der University of Pennsylvania, ist der junge Amerikaner für die Fächer Germanistik und Geschichte eingeschrieben. „Ich wollte unbedingt nach Deutschland. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts finde ich besonders interessant.“ Stadt und Austauschprogramm gefallen dem Studenten sehr gut. „Berlin ist toll Stadt, es gibt hier so viele kulturelle Angebote.“

Über den Aufenthalt zum Forschungsthema gefunden

Die Germanistikstudentin Caressa Franklin, die zuvor an der University of Chicago studierte, fand im Rahmen des Austausches zu ihrem Forschungsthema. Dabei wollte sie zunächst nur ihr Deutsch verbessern, als sie auf den Vorschlag eines Dozenten hin begann, sich mit deutschem Gangsterrap zu beschäftigen. „Er meinte das scherzhaft“, erzählt die Amerikanerin. „Als ich mir dann aber Sachen von deutschen Rappern anhörte, war ich tatsächlich sofort total fasziniert.“

Anfangs habe sie wenig von den Sprachspielen und Reimen verstanden, sich aber trotzdem viele Videos angesehen und das Thema immer spannender gefunden. Mittlerweile schreibt die Studentin ihre Bachelorarbeit über die Ästhetik in Musikvideos und beschäftigt sich damit, wie sich Identität über Musik ausdrückt. „Die vielen interessanten Musikveranstaltungen in Berlin werden mir sehr fehlen, wenn ich im August wieder nach Hause in die USA fliege.”

Einmal Berlin, immer wieder Berlin

Während ihres Aufenthaltes werden Caressa Franklin, John Lillegard und die anderen Teilnehmer unter anderem von Tutoren begleitet, machen Exkursionen und werden bei der Suche nach Praktikumsplätzen unterstützt. „Es ist wirklich großartig zu sehen, wie sehr sich die Studierenden während des Austausches weiterentwickeln“, sagt Carmen Müller. „Nicht nur was die Sprachkenntnisse angeht, geschehen da kleine Wunder. So ein Austausch ist eine prägende und lebensverändernde Zeit.“

Oft lege der Austausch das Fundament für lebenslange Freundschaften und wirke sich bei vielen auf die spätere Berufswahl aus. „Ehemalige Programmteilnehmer kommen häufig wieder hierher zurück. Einer hat mittlerweile zum Beispiel ein Übersetzungsbüro in Berlin eröffnet und gerade einen BCGS-Studenten als Praktikanten eingestellt.“ Zwar verlange die Arbeit für das Consortium viel organisatorischen Aufwand, dieser sei aber gut investiert, meint Müller. „Wir sehen hier so vielfältige Interessen und Talente, das ist wirklich bereichernd. Deswegen freue ich mich auf die nächsten 20 Jahre.“

Weitere Informationen

Videos zum Berlin Consortium for German Studies finden Sie auf der BCGS-Facebook-Seite.