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Was nach der Promotion alles möglich ist

Rund 250 junge Berliner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Promotionsphase erhielten beim Karrieretag an der Freien Universität Einblicke in verschiedene Berufswege

28.03.2017

Die Expertenrunde zu Behörden und Ministerien, von rechts: Dr. Jakob Schumacher, Dr. Diana Mutz, Dr. Petra Luber und Dr. Wolfgang Unger

Die Expertenrunde zu Behörden und Ministerien, von rechts: Dr. Jakob Schumacher, Dr. Diana Mutz, Dr. Petra Luber und Dr. Wolfgang Unger
Bildquelle: Jonas Huggins

Jakob Schumacher hat bereits einige Berufsstationen hinter sich. Nach seiner Promotion an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der gemeinsamen medizinischen Fakultät von Freier Universität und Humboldt-Universität zu Berlin, arbeitete er zunächst in einem Krankenhaus. Dann war er im Robert-Koch-Institut und im Bundesgesundheitsministerium beschäftigt, bevor er eine Tätigkeit im Berliner Gesundheitsamt aufnahm. Dort, erzählte er, sei ihm gesagt worden, dass sein Vorgänger im Job nach „nur“ sieben Jahren aufgehört hätte. Für ihn, sagte Jakob Schumacher, seien sieben Jahre allerdings keine kurze Zeit. Der Mediziner bestätigt damit einen der Trends, die sich beim Karrieretag an der Freien Universität abzeichneten: Dass es immer seltener wird, dass Berufstätige einen Job über lange Zeit ausüben.

Insgesamt 27 Expertinnen und Experten aus Behörden und Ministerien, aus der Forschung, dem Nonprofit-Sektor, der Privatwirtschaft, aus Wissenschaftskommunikation und -Management berichteten vor einem gut gefüllten Hörsaal im Henry-Ford-Bau der Freien Universität über Jobperspektiven nach der Promotion. In fünf Podiumsrunden konnten Promovierende mehr darüber erfahren, wie sie ihre eigene Zukunft gestalten können.

Die ganztägige Veranstaltung unter dem Motto „Karriereaussichten für Promovierende“ ist eine Kooperation zwischen der Freien Universität und der Humboldt-Universität, die jährlich abwechselnd an beiden Universitäten stattfindet. Sie wurde bereits zum zweiten Mal gemeinsam organisiert.

Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Mit einem Impulsvortrag eröffnete Kolja Briedis vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) das Programm. Er präsentierte eine Studie zu den Karrieren Promovierter. Sie zeigte, dass die Berufsaussichten von Promovierten im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung sehr gut sind: Mehr als 95 Prozent der Befragten hatten zwei Jahre nach der Promotion eine Beschäftigung gefunden.

 Dr. Jakob Schumacher erzählte, wie er zu seinem Job im Gesundheitsamt gekommen war.

Dr. Jakob Schumacher erzählte, wie er zu seinem Job im Gesundheitsamt gekommen war.
Bildquelle: Jonas Huggins

Was den Karrieretag besonders auszeichnete, war der direkte Kontakt zu Berufstätigen. So konnten sich im Anschluss an die Diskussionen im Hörsaal Interessierte mit den Referenten zu Gesprächen in kleineren Räumen zurückziehen.

Auch Aekyung Lee, die erst vor kurzem aus Südkorea nach Berlin gekommen ist, nutzte diese Gelegenheit. Sie beginnt bald ihre Promotion im Bereich Public Health an der Charité. Als Jakob Schumacher von seiner Arbeit im Gesundheitsamt berichtete – wo unter anderem die Beobachtung des Ausbruchs von ansteckenden Krankheiten zu seinen Aufgaben gehört –, hörte Aekyung Lee besonders aufmerksam zu. „Schon bevor ich zum Karrieretag gekommen bin, hatte ich Interesse daran, nach meiner Dissertation beim Gesundheitsamt zu arbeiten“, sagte sie. Im persönlichen Gespräch mit Jakob Schumacher konnte sie gleich mehr über den Bewerbungsprozess erfahren.

Die Berufstätigen beantworteten bei der Diskussionsrunde viele Fragen der Doktoranden, etwa, wie gut sich Arbeit und Familie vereinbaren lassen oder wo Stellenausschreibungen am besten zu finden sind. Initiativbewerbungen, erfuhren die Anwesenden, führten in Behörden und Ministerien meist nicht zum Ziel, es könne aber sinnvoll sein, beim Wunscharbeitgeber vorbeizugehen und sich nach offenen Stellen zu erkundigen. Die Telefonnummer, die in Ausschreibungen in der Regel angegeben ist, könne man tatsächlich anrufen, wenn sich Fragen ergeben – allerdings nur gut vorbereitet und zu einer für die Ansprechpartner günstigen Zeit: am besten zwischen 10 und 11 Uhr.

Offen für viele Berufe

Eine weitere Erkenntnis der Hintergrundgespräche war, dass niemand mit seiner Dissertation auf einen Beruf festgelegt ist. Schließlich sei es üblicher denn je, Quereinsteiger einzustellen. Wolfgang Unger, promovierter Chemiker und an der Bundesanstalt für Materialforschung und -Prüfung tätig, erzählte etwa von Sozialwissenschaftlern, die Untersuchungen zu Salmonellen im Schweinefleisch statistisch auswerteten. Es seien nicht nur die Fachkenntnisse, wegen derer eine Promotion bei Arbeitgebern wertgeschätzt wird. Martin Park, promovierter physischer Geograf, derzeit Postdoktorand am Exzellenzcluster TOPOI der Freien Universität, erkundigte sich bei den Referenten, welchen Mehrwert Arbeitgeber in einem Doktortitel sähen – und erhielt eine Antwort, die ihn beruhigte: Eine Promotion sei vor allem ein Nachweis für selbstständiges und wissenschaftliches Arbeiten und damit für eine Fähigkeit, die in fast allen Berufen wichtig sei.

Lana Rohr, die kurz vor Abschluss ihrer Promotion in den Neurowissenschaften steht, äußerte sich sehr zufrieden mit dem Karrieretag. Sie war gekommen, weil sie mehr über die Möglichkeiten jenseits einer wissenschaftlichen Laufbahn erfahren wollte. Nun sei ihr Interesse für eine Karriere in Behörden und Ministerien geweckt. Beim Karrieretag habe ihr besonders die Gesprächsatmosphäre gefallen: „Man konnte jeden ansprechen und individuelle Fragen klären“, sagte sie.

Weitere Informationen

FUBright Willkommen

Die Dahlem Research School, die den Karrieretag in diesem Jahr organisiert hat, bietet mit dem FU Bright Willkommen-Programm eine Reihe von Workshops und Info-Veranstaltungen für internationale Studierende an. Sie helfen, auf dem Campus Fuß zu fassen, Netzwerke zu knüpfen und die Promotion zum Erfolg zu führen. Das Programm beginnt am 5. April.