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„Das Beste aus zwei Welten“

Zehn Jahre deutsch-französischer Masterstudiengang „Public Policy & Management“ – Interview mit Politikwissenschaftlerin Miriam Hartlapp

26.10.2020

Die Studierenden verbringen zwei Semester an der HEC in Paris (Foto), anschließend kommen sie als gemeinsamer Jahrgang an die Freie Universität Berlin.

Die Studierenden verbringen zwei Semester an der HEC in Paris (Foto), anschließend kommen sie als gemeinsamer Jahrgang an die Freie Universität Berlin.
Bildquelle: HEC

Über nationale Grenzen hinauszudenken, wird heute in fast allen Disziplinen erwartet. Wer den Masterstudiengang „Public Policy & Management“ belegt, erwirbt zudem interkulturelle Kompetenz auf verschiedenen Gebieten: Die Studierenden des deutsch-französischen Doppel-Masters besuchen Veranstaltungen sowohl am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin als auch an der renommierten École des Hautes Commerciales (HEC) in Paris. Sie schließen an beiden Hochschulen ab. In diesem Jahr feiert die Kooperation ihr zehnjähriges Bestehen. Ein campus.leben-Interview mit Professorin Miriam Hartlapp, Politikwissenschaftsprofessorin mit dem Schwerpunkt Deutschland und Frankreich im Vergleich und Koordinatorin an der Freien Universität.

Frau Professorin Hartlapp, was ist das Besondere am Studiengang „Public Policy & Management“?

Unser Doppel-Master vereinbart das Beste aus zwei Welten, wie man so schön sagt: Wirtschaftswissenschaft und Politikwissenschaft, die praxisorientierte Business-School und die forschungsstarke Universität – und natürlich die beiden Hauptstädte und politischen Zentren Paris und Berlin.

Unsere Studierenden beginnen mit einem Jahr in Frankreich, hier besuchen sie wirtschaftswissenschaftliche Lehrveranstaltungen. Danach kommen sie als gemeinsamer Jahrgang für zwei Semester an die Freie Universität, wo wir ihnen am Otto-Suhr-Institut eine politikwissenschaftliche Perspektive vermitteln.

Anschließend fügen sie in ihren Abschlussarbeiten beide Schwerpunkte zusammen. Sie wissen nun viel über internationale Prozesse in Politik und Wirtschaft, über Akteure, Strukturen, Entscheidungsabläufe auf Mikro- und Makroebene, Problemlösungsansätze, Fragen der Nachhaltigkeit und Legitimation.

Ihnen wird ein Master of Science in Management von der HEC verliehen und ein Master of Arts im Fach „Public Policy & Management“ von der Freien Universität. Zwei Abschlüsse in zwei Sprachen und mit sich hervorragend ergänzenden Inhalten – das kann auf dem Arbeitsmarkt sehr nützlich sein.

Warum wurde der Studiengang 2010 gegründet? Gab es einen bestimmten Anlass?

Meine Kollegin Sabine von Oppeln hat den Master gemeinsam mit Iris Ritter von der HEC initiiert. Die Idee dazu entstand im zeitlichen Umfeld der Euro- und Finanzkrise. Die Situation damals hat gezeigt, dass es wirtschaftlicher Expertise bedarf, aber auch eines tiefgehenden politischen Verständnisses, um die Handlungsmöglichkeiten der Mitgliedstaaten zu verstehen, Kriseninstrumente zur Stabilisierung der gemeinsamen Währung zu entwickeln und ihre Effekte auf Wirtschaft und Demokratie bewerten zu können. Die Wissensbestände beider Fachgebiete fügt der Studiengang zusammen.

Binnen einen Jahres wurde der Master entwickelt und von beiden Hochschulen anerkannt. Das dass so schnell ging, zeigt auch, welch hohen Stellenwert die internationale Zusammenarbeit im modernen Europa hat.

Finanziell unterstützt werden „Public Policy & Management“, aber auch die Studierenden selbst von der gemeinnützigen Einrichtung „Deutsch-Französische Hochschule“. Zu diesem Netzwerk gehören mehr als 200 Universitäten, Fachhochschulen und Grandes Écoles. Denn die deutsch-französische Freundschaft gilt seit dem Élysée-Vertrag von 1963 als besonders fördernswert.

An der Freien Universität gibt es drei weitere Kooperationen mit unserem Nachbarland: einen Bachelorstudiengang in Politik- und Sozialwissenschaften sowie die beiden Masterstudiengänge „Politikwissenschaft – Affaires Européennes“ und „Politikwissenschaft – Affaires Internationales". Partnerhochschule ist Sciences Po. Dieses binationale Studienprogramm war zur Gründungszeit vor 30 Jahren das erste seiner Art und hatte natürlich Modellcharakter, auch für „Public Policy & Management“.

Politikwissenschaftlerin Miriam Hartlapp koordiniert den binationalen Masterstudiengang von Seiten der Freien Universität.

Politikwissenschaftlerin Miriam Hartlapp koordiniert den binationalen Masterstudiengang von Seiten der Freien Universität.
Bildquelle: Bettina Ausserhofer

Welche Inhalte hat der Doppel-Master „Public Policy & Management“?

An der Freien Universität belegen die Studierenden Kurse im weiten Fach der Politikwissenschaft. Ein Schwerpunkt liegt auf verwaltungswissenschaftlichen Ansätzen. Auch wählen die Studierenden oft politökonomische Seminare und beschäftigen sich gerne mit Europapolitik, vor allem in Bezug auf die Wirtschaft. Aber es geht ebenfalls um die deutsch-französischen Beziehungen, zum Beispiel um das Potenzial und die Grenzen von interparlamentarischer Kooperation.

Bei allem behalten wir immer die aktuellen Entwicklungen im Blick, beispielsweise die Folgen des Brexit für Deutschland und Frankreich. An der HEC wird Betriebswirtschaftslehre gelehrt, unter anderem die rechtlichen Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen in Frankreich. Diese Gründungsperspektive ist in den vergangenen Jahren immer interessanter geworden für unsere Studierenden, einige Alumni arbeiten in der Start-up-Branche.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Die HEC ist eine Campusuniversität, was natürlich eine Herausforderung ist in der aktuellen Pandemie-Lage. Das Wintersemester hat in Paris zunächst regulär begonnen, nachdem zuletzt vieles nur digital stattgefunden hat. Zum Jubiläum konnte ich leider nur eine Videobotschaft senden und nicht nach Frankreich reisen. Alle Beteiligten hoffen, dass wir bald zu einem normalen Studienbetrieb zurückfinden und sich die Studierenden auch auf dem Campus untereinander vernetzen können.

Wir versuchen aber zudem, langfristig von den Web-Formaten zu profitieren, die sich in den vergangenen Monaten etabliert haben. So habe ich – als deutsche Koordinatorin – jetzt viel selbstverständlicher die Möglichkeit, mich regelmäßig mit den Studierenden in Paris per Videotelefonat auszutauschen, oder auch mal zu einem virtuellen Kaffeetrinken zu verabreden. Wir Lehrenden können auf diese Weise ebenfalls häufiger konferieren.

Wenn man sich schon kennt und in Kontakt miteinander steht, kommt man durch die technischen Möglichkeiten vielleicht leichter und sogar öfter zusammen, als wenn man physisch anreisen müsste.

Die aktuelle Situation zeigt uns außerdem, wie wichtig länderübergreifende Konzepte sind. Da hat unser Studiengang viel zu bieten – unsere Studierenden sind sehr qualifiziert, was Fragen deutsch-französischer Kooperation im EU-Kontext angeht.

Die Fragen stellte Jennifer Gaschler

Weitere Informationen

Masterstudiengang „Public Policy & Management“

Informationen zum Bewerbungsablauf befinden sich auf der Webseite des Studiengangs. Die Bewerbungsfrist für einen Studienbeginn im Herbst 2021 endet am 28. April 2021 für Studierende und Alumni der Freien Universität. Interessierte mit Abschlüssen von anderen Universitäten können bereits an den vorherigen drei Bewerbungsrunden teilnehmen. Das Bewerbungsverfahren erfolgt online über das Bewerbungsportal der HEC. Über die finale Auswahl der Studierenden entscheidet eine Auswahlkommission bestehend aus Vertretern der Freien Universität und der HEC.

Voraussetzung für eine Bewerbung sind:

  • Bachelor of Arts im Umfang von 180 ECTS oder äquivalente Studienleistung
  • Kenntnisse der deutschen und englischen Sprache, Französischkenntnisse sind erwünscht
  • Praktikum im Umfang von 10 Monaten (dieses kann auch während oder im Anschluss an das Studium absolviert werden)
  • Graduate Management Admission Test (GMAT) oder Graduate Record Examinations (GRE) (entfällt für Bewerberinnen und Bewerber mit einem Studienabschluss der Freien Universität)