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Von naiven Erwartungen und wertvollen Erfahrungen

In seiner letzten „Post aus… Saint-Denis“ lässt Elias Aguigah sein Auslandssemester auf La Réunion Revue passieren

25.02.2020

In der Regenzeit sind Wanderungen auf La Réunion besonders abenteuerlich: Elias Aguigah watet durch einen überschwemmten Wanderweg.

In der Regenzeit sind Wanderungen auf La Réunion besonders abenteuerlich: Elias Aguigah watet durch einen überschwemmten Wanderweg.
Bildquelle: privat

In den letzten sechs Wochen auf La Réunion, die ich mit Reisen verbracht habe, staunte ich immer wieder darüber, dass es auch nach vier Monaten auf der Insel, die so groß ist wie das Saarland, noch mehr als genug zu sehen gab. Außerdem hatte ich Zeit, mein vergangenes Semester ein wenig zu reflektieren.

Auch nach Monaten konnte Elias Aguigah auf der kleinen Insel La Réunion immer wieder neue Ecken entdecken. Vor der Abreise schwamm er ein letztes Mal unter einem Wasserfall...

Auch nach Monaten konnte Elias Aguigah auf der kleinen Insel La Réunion immer wieder neue Ecken entdecken. Vor der Abreise schwamm er ein letztes Mal unter einem Wasserfall...
Bildquelle: privat

...und machte eine Wanderung durch die tropische Landschaft.

...und machte eine Wanderung durch die tropische Landschaft.
Bildquelle: privat

Mein Vorhaben, der Erasmus-Blase fern zu bleiben, um der réunionesischen Gesellschaft und Kultur so nah wie möglich zu kommen und mein Französisch auf ein neues Level zu bringen, ist grandios gescheitert.

Einerseits sind fünf Monate schlichtweg zu kurz, um ausführlich in eine fremde Kultur einzutauchen. Andererseits hatte ich unterschätzt, wie einfach es ist, im Erasmus-Kontext Bekanntschaften und enge Freundschaften zu schließen, die ich natürlich nicht missen will – auch wenn wieder viele Deutsche darunter sind. Vor allem meinen Freundinnen und Freunden verdanke ich eine wundervolle Zeit, in der ich meinen Horizont in so viele Richtungen erweitert habe:

Mit Käse überbackene Sandwiches mit Pommes gibt es in Saint-Denis an jeder Straßenecke für wenig Geld.

Mit Käse überbackene Sandwiches mit Pommes gibt es in Saint-Denis an jeder Straßenecke für wenig Geld.
Bildquelle: privat

Im Dancehall-Tanzkurs lernte ich, meinen Körper anders wahrzunehmen. Ich habe eine Begeisterung fürs Wandern und für die Ruhe in den Bergen entdeckt. Ich bin jetzt stolzer Besitzer eines Tauchscheins und habe mich eines verrückten Tages kraxelnd, springend und mich in der Strömung treiben lassend einen Flusslauf hinunterbewegt. Und nicht zuletzt habe ich davon profitiert, kurzzeitig in einer kreolischen Gesellschaft Gast gewesen zu sein. Durch die von der Sklaverei geprägte Geschichte ist dort eine métissage entstanden: eine Vielfalt, die die in unserer Welt präsenten pauschalisierenden Stereotypen von „indischen“, „afrikanischen“ und „europäischen“ Kulturen für mich ein Stück weit aufbricht.

So hat Elias Aguigah auf La Réunion oft zu Abend gegessen: Mit dem Campingkocher am Flussufer.

So hat Elias Aguigah auf La Réunion oft zu Abend gegessen: Mit dem Campingkocher am Flussufer.
Bildquelle: privat

Kurz: Von nur einem Erasmus-Semester zu erwarten, in einer fremden Kultur zu leben und sie danach zu kennen, war etwas naiv. Trotzdem habe ich eine sehr intensive Zeit erlebt, in der ich unglaublich viel über mich selbst und die Welt lernen durfte, was ich als sehr wertvoll empfinde.

Inzwischen bin ich schon wieder mitten in einem neuen Abenteuer: Ich reise vier Wochen durch das benachbarte Madagaskar. Schöne Grüße!

Weitere Informationen

Das war die letzte Post von Elias Aguigah aus Saint-Denis! Er ist einer von elf Autorinnen und Autoren, die von ihren Auslandsstudienaufenthalten für campus.leben berichten, die Artikel aller Autorinnen und Autoren finden Sie hier.

Die bisherigen Artikel aus Saint-Denis finden Sie hier. Auch auf Englisch sind die erste, zweite und dritte Post verfügbar.