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Was für ein Jahr!

Letzte Post aus Sydney: Jennifer Gaschler – zurück in Deutschland – lässt ihren Aufenthalt in Australien Revue passieren

19.04.2020

Jennifer Gaschler hat in einem Glasbläsereikurs Vasen gefertigt, die auf surreale Weise zu schmelzen scheinen.

Jennifer Gaschler hat in einem Glasbläsereikurs Vasen gefertigt, die auf surreale Weise zu schmelzen scheinen.
Bildquelle: privat

Inzwischen ist auch die University of Sydney zum Schutz vor der weiteren Ausbreitung des Coronavirus bis auf Weiteres geschlossen: Vorlesungen finden digital statt, und die vielen internationalen Studierenden sind fast alle in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Auch Jennifer Gaschler ist seit Anfang April wieder in Deutschland.

 „What a year“, sagen die Australier zurzeit kopfschüttelnd, was für ein Jahr. Von Oktober bis Dezember gab es die schlimmsten Buschbrände seit Jahrzehnten, Sydney lag wochenlang unter einem Rauchschleier. Auf die Dürre folgten Überschwemmungen, die ganze Straßen wegspülten, aber auch wöchentliche Proteste für mehr Klimaschutz. Harsche Kritik mussten Politiker einstecken, die sich nach Meinung vieler Studierender zu sehr auf fossile Brennstoffe fokussieren und das jahrtausendealte Wissen der Aborigines im Umgang mit dem roten Kontinent ignorieren. Nun ist das Coronavirus im von Katastrophen geplagten Land angekommen, und die Schutzmaßnahmen sind streng.

Außergewöhnliche Fauna: Vielfarbige Vögel – wie hier Kasuare – lassen sich in Australien beobachten.

Außergewöhnliche Fauna: Vielfarbige Vögel – wie hier Kasuare – lassen sich in Australien beobachten.
Bildquelle: privat

Dennoch war meine Zeit in Sydney eine wunderbare Erfahrung. Durch die widrigen Umstände kam der Optimismus der Australier besonders zur Geltung: „She’ll be right, mate“, so die beliebte Redewendung, wird schon alles werden.

Das Semester ist zu Ende, für die theaterwissenschaftlichen Seminare haben wir Inszenierungen analysiert, in der Kunsthochschule gab es eine Abschlussausstellung unserer Analogfilme. Im Glasbläsereikurs habe ich Vasen angefertigt, die in surrealistischer Manier ihre Form verlieren und dabei an den geschmolzenen Zustand von Glas erinnern.

Für die Dramatic Society der Universität, die seit 1889 besteht und damit die älteste noch bestehende Theaterkompanie Australiens ist, habe ich Franz Kafkas „Der Prozess“ als immersives Drama inszeniert. Gemeinsam mit dem internationalen Ensemble richteten wir das Theater auf dem Campus im DDR-Ambiente der Siebzigerjahre ein. Das Publikum zog mit den Schauspielern zu den verschiedenen Schauplätzen und war Teil der Handlung. „Weird, wonderful and very German“, urteilte ein Kritiker.

Auf ihren Reisen hat Jennifer Gaschler Kängurus beobachten können, ...

Auf ihren Reisen hat Jennifer Gaschler Kängurus beobachten können, ...
Bildquelle: privat

... die manchmal ganz zutraulich waren.

... die manchmal ganz zutraulich waren.
Bildquelle: privat

Im Februar ging es für mich tief hinab und hoch hinauf: Beim Tauchen im Great Barrier Reef und beim Drachenfliegen über Klippen, Strand und Meer. Fantasiewelten erstrecken sich Down Under, mit neonleuchtenden Fischschwärmen, futuristischen Unterwasserstädten aus vielfarbigen Korallen, singenden Walen, boxenden Kängurus und tropischen Vögeln, die bisweilen aussehen wie Flugsaurier.

Ihr Semester in Sydney sei eine wundervolle Erfahrung gewesen, schreibt Jennifer Gaschler.

Ihr Semester in Sydney sei eine wundervolle Erfahrung gewesen, schreibt Jennifer Gaschler.
Bildquelle: privat

Nach einer Odyssee über verlassene Flughäfen und mit einem unfreiwilligen Zwischenstopp in Katar landete ich schließlich wieder in Deutschland. Begrüßt wurden wir Einheimischen als erstes von Polizisten, die kontrollierten, dass auch wirklich nur deutsche Staatsbürger das Flugzeug verlassen: „Willkommen zu Hause!“

Weitere Informationen

Dies war die letzte „Post aus…Sydney!“ Jennifer Gaschler ist eine von elf Autorinnen und Autoren, die von ihren Auslandsstudienaufenthalten für campus.leben berichten. Hier finden Sie alle Berichte von Jennifer Gaschler.

You can read the letters in English here.