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Die Chemie stimmt

Joachim Heberle ist Professor für experimentelle molekulare Biophysik am Fachbereich Physik

29.03.2011

Joachim Heberle ist Professor für experimentelle molekulare Biophysik am Fachbereich Physik.

Joachim Heberle ist Professor für experimentelle molekulare Biophysik am Fachbereich Physik.
Bildquelle: Eva Hundemer

Er bewegt sich, wie er selbst mit einem Augenzwinkern sagt, überwiegend in „Grenzgebieten“: Zur Zeit des Mauerfalls war Joachim Heberle in Berlin, von 1988 bis 1991 promovierte er an der Freien Universität. Heute forscht er als Wissenschaftler im Grenzgebiet der drei Naturwissenschaften Chemie, Physik und Biologie.

Seine Neugier gilt Zellmembranen, Proteinen, Photosystemen und der photobiologischen Wasserstoffproduktion. Das „Wie“ und „Warum“ sei hier wichtig, und mit dem Mechanismus sei es ähnlich wie bei einer Uhr: „Man kann sie zwar äußerlich beschreiben, mich interessiert aber – im übertragenen Sinne – warum sie tickt“, erklärt Heberle.

Schon in der Schule interessierte sich der gebürtige Schwabe für das Fach Chemie, jedoch mit mäßigem Erfolg. Spät erst als Doktorand merkte er, dass er gerne wissenschaftlich arbeiten würde. „Ich hatte das Glück, in Berlin gute Mentoren zu haben, die mir viele Freiheiten ließen.“

Chemie, Biologie oder doch lieber Physik?

Allerdings wollte sich Heberle nicht nur einem Fach widmen. „Chemie, da sind meine Wurzeln, aber das Fach alleine hat mir nie gereicht.“ Genauso wie Biologie oder Physik alleine nicht gereicht hätten. Glücklicherweise musste sich der Wissenschaftler nicht zwingend entscheiden – er machte einfach alles: Nach seinem Chemie-Diplom folgte die Doktorarbeit in der Physik an der Freien Universität und dann die Habilitation in der Biologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seine Forschungsarbeiten führte er während dieser Zeit am Forschungszentrum Jülich durch, bevor er 2005 zunächst nach Bielefeld auf den Lehrstuhl für Biophysikalische Chemie berufen wurde.

Fachübergreifende Forschung

Zwanzig Jahre nach seinem ersten Aufenthalt in Berlin ist Heberle  an die Freie Universität zurückgekehrt. Anfang Juli 2009 wechselte er mit seiner Arbeitsgruppe an den Fachbereich Physik, wo er seitdem an Membranproteinen und ihrer Funktion forscht. Sie sind für die Kommunikation, den Energiehaushalt und den Stofftransport durch eine menschliche Zelle verantwortlich.

Noten sind nicht alles

„Was man in den Naturwissenschaften unbedingt braucht, ist Kampfgeist und Durchhaltevermögen“, sagt Heberle. „Und wenn man Spaß an der Sache hat, ist man meistens auch gut.“ Die Noten seien nicht unbedingt ausschlaggebend. Wichtig sei es, neugierig zu sein. Und sich wohlzufühlen: 

„Das Arbeitsklima ist entscheidend – nur wer sich wohl fühlt, kann gute Wissenschaft machen.“ Die Chemie unter den Wissenschaftlern scheint zu stimmen: Einmal in der Woche gibt es einen „Arbeitsgruppen-Stammtisch“. Jeder Berliner Bezirk wird dabei kulinarisch erkundet. „So viel Zeit sollte man sich nehmen“, fügt der Professor hinzu. Und auch wenn Berlin seine zweite Heimat geworden ist – Maultaschen und Kartoffelsalat stehen für den Schwaben noch immer hoch im Kurs.