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Ein Herz für Tiere

Veterinärmedizinstudentin Carine Hadjadene wird am 12. Oktober mit dem diesjährigen DAAD-Preis an der Freien Universität ausgezeichnet

12.10.2022

Die Versorgung von Straßentieren – wie diesem Kater aus Bulgarien – ist für Carine  Hadjadene ein Herzensanliegen.

Die Versorgung von Straßentieren – wie diesem Kater aus Bulgarien – ist für Carine Hadjadene ein Herzensanliegen.
Bildquelle: privat

Carine Hadjadene studiert an der Freien Universität Veterinärmedizin, um sich einen Traum zu erfüllen: Sie möchte sich hauptberuflich für den Tierschutz einsetzen. Dafür wagte sie nach einem abgeschlossenen Biologie- und Geologie-Studium in Frankreich einen Neustart in Berlin. Am heutigen Mittwoch, 12. Oktober 2022, wird ihr der DAAD-Preis verliehen, mit dem der Deutsche Akademische Austauschdienst jährlich internationale Studierende und Promovierende an deutschen Hochschulen ehrt, die sich durch soziales Engagement und sehr gute Studienleistungen auszeichnen.

Studium in Frankreich

25 Jahre alt ist Carine Hadjadene, als sie für sich entscheidet: Ich möchte nicht Biologie- und Geologielehrerin an einem Gymnasium oder einer Hochschule werden. Zehn Semester hat sie da bereits in ihrer Heimatstadt Paris studiert und ihren Master erfolgreich beendet.

„In Frankreich läuft die Bewerbung um Studienplätze anders ab als in Deutschland“, erklärt sie. Nicht für staatliche Universitäten, aber für ein Studium an einer der traditionellen Grandes Écoles, den Elite-Universitäten, muss man zunächst zwei Jahre lang eine classe préparatoire besuchen, einen Vorbereitungskurs für bestimmte Fachrichtungen. Bei Carine Hadjadene war das die Klasse für Biologie, Chemie, Physik, Geologie und Veterinärmedizin.

Mit dem Platz an der Veterinärmedizinschule hat es leider nicht geklappt: „Ich habe dann Biologie und Geologie an der Universität Paris-Saclay studiert, denn Veterinärmedizin wird in Frankreich nicht an den staatlichen Hochschulen gelehrt.“ Nach ihrem Master war sich Carine Hadjadene dann sicher, dass sie es nochmal mit Tiermedizin versuchen wollte. Sie habe dann nach einem Land gesucht, in dem man das Fach an Universitäten studieren könne.

Studium in Deutschland ...

Deutsch lernt Carine Hadjadene seit der fünften Klasse. Nach der Entscheidung, nach Berlin zu gehen und doch noch Veterinärmedizin zu studieren, belegte sie einen zweijährigen Intensivkurs an der Universität Paris-Saclay und bestand den C1-Sprachtest. Damit konnte sie sich ebenso wie Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik an deutschen Universitäten bewerben. Ihre Wahl fiel auf die Freie Universität Berlin.

Wie geht es ihr nun in einem naturwissenschaftlichen Studium auf Deutsch? „Am schwierigsten ist für mich tatsächlich der Smalltalk“, sagt die Studentin und lacht. „Französisch ist ja eine romanische Sprache, deshalb verstehe ich die lateinischen Fachwörter oft leichter als deutsche Studierende.“ Herausfordernder sei das anschließende Gespräch in der Mensa, vor allem, wenn das Thema oft gewechselt werde. Aber auch das werde mit jedem Semester leichter.

... und als Erasmusstudentin in Frankreich

Um auch das Veterinärstudium in Frankreich kennenzulernen, war Carine Hadjadene als Erasmusstudentin in ihrer Heimat: Das fünfte Fachsemester verbrachte sie an der École nationale vétérinaire d'Alfort in Val-de-Marne bei Paris. „Leider war das genau während des Corona Lockdown, aber ich habe digitale Vorlesungen besuchen können“, erzählt die Studentin. Ihr habe geholfen, dass die Handouts der Dozierenden in Frankreich so genau sind, dass man sich kaum Notizen zu machen brauche. „In Deutschland ist das anders: Man muss tatsächlich in die Vorlesungen gehen und mitschreiben, wenn man nichts Prüfungsrelevantes verpassen will.“

Um auch anderen internationalen Studierenden die Ankunft in Deutschland zu erleichtern, ist Carine Hadjadene Erasmus-Buddy – das heißt, sie organisiert Treffen und Ausflüge für die Austauschstudierenden, die an die Berliner Hochschulen kommen. Als aktives Mitglied der International Veterinary Student Association (IVSA) pflegt sie außerdem den Kontakt zwischen Veterinärmedizinstudierenden in Berlin und im Ausland.

Jörg Aschenbach, Prodekan für Lehre bei der Veterinärmedizin gratuliert Carine Hadjadene. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Erstsemestereinführung am Fachbereich statt. Rechts im Bild: Erasmus-Koordinator Salah Amasheh.

Jörg Aschenbach, Prodekan für Lehre bei der Veterinärmedizin gratuliert Carine Hadjadene. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Erstsemestereinführung am Fachbereich statt. Rechts im Bild: Erasmus-Koordinator Salah Amasheh.
Bildquelle: Friederike Wenthe

In ihren acht Semestern Tiermedizin hat Carine Hadjadene mehrere Praktika absolviert, in Deutschland und in Frankreich. Zunächst hat sie ein landwirtschaftliches Praktikum auf einem Lehr- und Forschungsgut in Hannover gemacht, dann ein veterinärmedizinisches in einem großen Tierkrankenhaus in Frégis. „Die Massenabfertigung dort hat mir nicht so gut gefallen“, resümiert sie, deshalb habe sie ein zweites freiwilliges Praktikum angeschlossen: bei der SociétéProtectrice des Animaux (SPA) in Marseille.

Einsatz im Tierschutz

Man merkt Carine Hadjadene an, wie sehr sie die Tätigkeit bei der SPA berührt hat. Dort werden misshandelte Haustiere an neue Besitzer vermittelt und die Tiere von Bedürftigen kostengünstig medizinisch behandelt: „Die Halter, aber auch die Tiere selbst sind so dankbar für unsere Hilfe, das spürt man einfach.“ Die Arbeit bei der SPA stehe sehr im Einklang mit ihren eigenen Werten, sagt Carine Hadjadene, weshalb sie beschlossen habe, sich in dieser Richtung weiterzubilden.

In den vergangenen Semesterferien hat sie ein Praktikum in Bulgarien bei der Deutsch-Bulgarischen Straßentiernothilfe e.V. (DBSN) gemacht, hat dort beim Einfangen von wilden Hunden und Katzen und deren Kastration geholfen. „Viele können sich gar nicht vorstellen, wie schlecht es diesen Tieren geht, wie dünn sie sind, krank, ausgezehrt von der täglichen Futtersuche und den vielen Welpen oder Katzenjungen“, berichtet sie.

Zahlreiche Tiere werden von der DBSN nach Deutschland vermittelt. Carine Hadjadene hilft nun in Berlin mit, den Verein bekannter zu machen, beispielsweise auf den sozialen Medien, wenn dort jemand nach einem Tier sucht. Vor der Adoption treffe sie dann die Interessenten und schaue, ob diese genügend Zeit und Platz für ein Haustier hätten. „Ich mag es, wirklich nützliche Arbeit für Tiere in Not zu leisten“, betont die Studentin.

Zukunftspläne

Nach ihrem Studienabschluss möchte Carine Hadjadene in einer Tierschutzorganisation arbeiten oder einem Veterinäramt. Diese Einrichtung ist in Deutschland für das Wohlbefinden der Tiere in den Landkreisen zuständig und soll unter anderem Tierseuchen verhindern. Sie könne es kaum erwarten, in der Praxis tätig zu sein, sagt sie und freut sich schon auf ihr praktisches Studienjahr, das letzte.

Ob sie selbst ein Haustier habe? Die künftige Tierärztin schüttelt bedauernd den Kopf. Einen Straßenkater aus Bulgarien hätte sie fast mit nach Berlin genommen. Aber: „Ein Tier zu halten, bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen und es nicht stundenlang allein in einer Wohnung zu lassen und abends zu müde zum Spielen zu sein.“ Irgendwann wolle sie aber sicher eine Katze oder einen Hund adoptieren, selbstverständlich aus Bulgarien.

Der mit 1000 Euro dotierte DAAD-Preis wird Carine Hadjadene am 12. Oktober im Hörsaal A der Koserstraße 20 bei der Einführungsveranstaltung für Erstsemesterstudierende am Fachbereich Veterinärmedizin überreicht. Das Preisgeld will sie nach Deutschland und Frankreich spenden – an die Deutsch-Bulgarische Straßentiernothilfe und die Société Protectrice des Animaux.