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„Es war toll, sich selbst neu herauszufordern“

Am Weiterbildungszentrum der Freien Universität Berlin gab es Anlass zum Feiern: Nach knapp zwei Jahren ging der Lehrgang „Fachbeschäftigte*r in der Hochschulverwaltung“ mit der feierlichen Zeugnisvergabe zu Ende.

11.03.2024

Gemeinsam aus verschiedenen Bereichen gelernt: die Absolventinnen mit Zertifikat.

Gemeinsam aus verschiedenen Bereichen gelernt: die Absolventinnen mit Zertifikat.
Bildquelle: Anne Kostrzewa

Für die 14 Teilnehmerinnen des Gesamtlehrgangs „Fachbeschäftigte in der Hochschulverwaltung“, kurz FabHo, startete am 26. Februar die Woche nicht wie sonst im Büro, sondern im großen Seminarraum im Obergeschoss des Weiterbildungszentrums in der Otto-von-Simson-Straße. Während draußen im Foyer noch das Buffet aufgebaut wird und die Morgensonne durch die großen Fenster des futuristischen Baus strahlt, lassen Gerke Schlickmann und Anja Stöshel, die vergangenen knapp zwei Jahre Revue passieren. Beide Frauen haben den FabHo-Lehrgang absolviert und sagen rückblickend: Es hat sich gelohnt.

„Neben dem Wunsch nach Hintergrundwissen war meine Motivation die Sorge vor einer beruflichen Sackgasse“, sagt Anja Stöshel. Die an der Freien Universität ausgebildete Chemielaborantin ist Team-Assistentin einer Arbeitsgruppe am Institut für Chemie und Biochemie. Weil die Sekretärin des Teams ins Traineeprogramm gewechselt war, übernahm Anja Stöshel sukzessive ihre Tätigkeit. „Allerdings hat mir das Kontextwissen gefehlt: Vieles habe ich so gemacht, wie es mir erklärt worden war, ohne die Zusammenhänge zu verstehen.“ Hinzu sei die Befürchtung gekommen, zu lange fernab ihres eigentlichen Laborberufs tätig zu sein, ohne einen entsprechenden Nachweis über ihre Verwaltungstätigkeit und die damit verbundenen Fähigkeiten zu haben.

Gerke Schlickmann (links) und Anja Stöshel haben den Lehrgang als Jahrgangsbeste absolviert.

Gerke Schlickmann (links) und Anja Stöshel haben den Lehrgang als Jahrgangsbeste absolviert.
Bildquelle: Anne Kostrzewa

Neben Anja Stöshel sitzt Gerke Schlickmann. Die Theater- und Sprachwissenschaftlerin arbeitet am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft im Sekretariat des Marketing Departments und ist zudem die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Fachbereichs. Sie sagt: „In meiner Tätigkeit habe ich viel mit Verwaltung und Hochschulpolitik zu tun, weshalb meine Verwaltungsleitung mir das Angebot machte, dass ich mich entsprechend weiterqualifiziere.“ Ihre Vorgesetzten nähmen ihre Personalverantwortung sehr ernst. „Sie haben mir den Lehrgang ermöglicht, auch auf das Risiko, dass ich mich nach meiner Weiterbildung höher qualifiziert wegbewerben könnte.“ 

Komme das für sie denn infrage? „Der Lehrgang hat meine Verbindung zur Freien Universität gestärkt“, sagt Gerke Schlickmann. „Ich habe unsere Universität in den Modulen noch einmal viel tiefer kennengelernt und habe nun viel mehr Verständnis für die Prozesse.“ Die Vernetzung mit anderen Fachbereichen sei ein hilfreicher Nebeneffekt des Lehrgangs.

Anja Stöshel nickt: „Die Universität kann wie ein Institutionendschungel wirken, aber das Seminar hat mir mehr Durchblick ermöglicht.“ Früher habe sie auf viele Anliegen ihrer Studierenden erst nach eigener Recherche antworten können. „Nun kann ich ihnen meist direkt weiterhelfen, oder ich weiß direkt, wo ich nachschlagen und wen ich fragen kann.“ Ihre Berufserfahrung aus der naturwissenschaftliche Ausbildung mit den im Lehrgang neu erworbenen Kenntnissen kombinieren zu können, sei ein tolles Gefühl. 

Die 14 Teilnehmerinnen, die an diesem Morgen ihre Zertifikate entgegennehmen werden, kommen aus verschiedensten Fachbereichen und Stabsstellen der Universität. In den vergangenen zwei Jahren haben sie bei universitätsinternen sowie externen Dozierenden in verschiedenen Modulen alle Aspekte der Hochschulverwaltung kennengelernt, Referate gehalten, Hausarbeiten und Klausuren geschrieben und in Gruppenarbeiten Themen erarbeitet. Nach der bestandenen Abschlussprüfung kehrt für sie nun ein neuer Alltag ein. „Der zeitliche Aufwand hat mich zunächst abgeschreckt“, erinnert sich Gerke Schlickmann. „Allerdings war es dann doch besser machbar als anfangs gedacht, und es war toll, den Arbeitsalltag zu unterbrechen und sich selbst neu herauszufordern.“

Anja Stöshel stimmt zu: „Phasenweise war es sehr aufwendig, aber man wächst in diese neue Herausforderung herein und entwickelt sich mit dem Kurs weiter. Ich war hinterher immer wahnsinnig stolz und habe gemerkt: Ich schaffe mehr, als ich dachte.“

„Das Engagement der Teilnehmenden ist inspirierend“, sagte Nicholas Hübner, Leiter des Weiterbildungszentrums.

„Das Engagement der Teilnehmenden ist inspirierend“, sagte Nicholas Hübner, Leiter des Weiterbildungszentrums.
Bildquelle: Anne Kostrzewa

Für Seminare am Weiterbildungszentrum werden Beschäftigte der Universität an Kurstagen von ihrer Tätigkeit freigestellt – was man auch unbedingt in Anspruch nehmen sollte, wie beide Teilnehmerinnen sagen. Sie seien von ihren Kolleginnen und Kollegen die gesamte Zeit mental und mit ihrer Arbeit unterstützt worden. „Ich habe wirklich von allen Seiten guten Willen gespürt und gemerkt, wie gewollt es ist, sich weiterzuentwickeln“, sagt Anja Stöshel. Auch die Belegung einzelner Module ist möglich. Das Ziel des FabHo-Lehrgangs ist es, Teilnehmende mit der Vielschichtigkeit der Verwaltungsaufgaben vertraut zu machen, die längst über übliche Sekretariatstätigkeiten hinausgehen, und einen umfassenden Überblick über die Prozesse der Hochschulverwaltung zu vermitteln. Eine Höhergruppierung ist mit dem Zertifikat auch ohne Hochschulabschluss möglich, wenn ein entsprechendes Aufgabenprofil vorliegt.

Die Kosten des FabHo-Kurses werden für Hochschulmitarbeitende zur Hälfte aus zentralen Mitteln gezahlt, die andere Hälfte trägt der entsendende Fachbereich. Grundsätzlich steht das Weiterbildungszentrum mit seinen jährlich bis zu 10.000 Kursteilnehmenden aber allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern bundesweit offen, und das seit mehr als 50 Jahren. https://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/tsp/2022/tsp-oktober-2022/72-50-jahre-weiterbildungszentrum/index.html 

Nun füllt sich der Seminarraum. Fröhliches Lachen, Umarmungen, Erleichterung. Auch Nicholas Hübner ist da, der Leiter des Weiterbildungszentrums. „Jede Zertifikatsverleihung macht mich stolz“, sagt er. „Das Engagement der Teilnehmenden ist inspirierend, und es ist toll zu sehen, wie sich ihre Mühe auszahlt.“ Was er den Absolventinnen des Lehrgangs an diesem Morgen mit auf den Weg geben möchte: „Mit Ihrer heute erworbenen Qualifikation können Sie Ihre aktuelle Tätigkeit besser ausüben, sich aber auch auf höhere Stellen bewerben“, sagt Nicholas Hübner. „Bitte tun Sie das. Und tun Sie es bitte an der Freien Universität.“

Die Verleihung der Zeugnisse übernimmt Andrea Güttner, Kanzlerin der Freien Universität (mdWb). „Ich habe am eigenen Leib erlebt, was für eine Belastung der Lehrgang neben der beruflichen Tätigkeit sein kann“, sagt Güttner eingangs: Eine ihrer Mitarbeiterinnen sei unter den Absolventinnen. An alle Teilnehmerinnen gerichtet sagt sie dann: „Ich hoffe, dass Sie das Gelernte an der Freien Universität gut einbringen können. Sollte sich der Erwartungshorizont der Absolventinnen durch den Lehrgang über die aktuelle Tätigkeit erweitert haben, sagt Andrea Güttner, so „möchte ich Sie ermuntern, sich an Ihre Personalentwicklerin zu wenden“. Die Kanzlerin betont: „Wir werden um jede Einzelne von Ihnen kämpfen.“

Andrea Güttner, Kanzlerin der Freien Universität (mdWb), überreichte allen ihr Zertifikat, hier Anja Söhsel.

Andrea Güttner, Kanzlerin der Freien Universität (mdWb), überreichte allen ihr Zertifikat, hier Anja Söhsel.
Bildquelle: Anne Kostrzewa

Bevor das Buffet eröffnet wird, gibt es noch eine Überraschung und einen Extra-Applaus für Anja Stöshel und Gerke Schlickmann: Sie sind die Jahrgangsbesten.

Bei Sekt, Kaffee und belegten Brötchen werden schließlich Erinnerungsfotos geschossen, und es wird gemeinsam angestoßen. Die Atmosphäre ist herzlich und vertraut. Anja Stöshel sagt: „Durch den Lehrgang sind für mich neue Freundschaften entstanden, mit Menschen aus Bereichen, denen ich sonst wohl nie begegnet wäre.“ Der Lehrgang habe sie im positivsten Sinne an die Schule erinnert: „Wir haben uns gemeinsam weiterentwickelt, was sonst im Erwachsenenalter selten in einer Gruppe passiert, wenn man Studium oder Ausbildung erst einmal abgeschlossen hat. Aber diese Erfahrung verbindet und wird uns auch in Zukunft verbunden halten.“

Weitere Informationen

Eine Bewerbung für den nächsten Zertifikatslehrgang „Fachbeschäftigte*r in der Hochschulverwaltung“ am Weiterbildungszentrum der Freien Universität Berlin ist bis zum 28. Juni 2024 möglich. Weitere Infos unter fu-berlin.de/weiterbildung 

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