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Viermal finanzieller Rückenwind

Vier Teams starten mit EXIST-Gründerstipendien an der Freien Universität Berlin

Nr. 178/2014 vom 21.05.2014

Gleich vier neue Gründungsvorhaben der Freien Universität Berlin dürfen sich über ein EXIST-Gründerstipendium freuen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bewertete die Projekte als innovative technologie- oder wissensbasierte Geschäftsideen mit guten Erfolgsaussichten und unterstützt die Vorhaben mit je bis zu 100.000 Euro. Die Initiatoren der Projekte „HOZI“, „DVISUS“, „volatiles“ und „Anacode“ haben nun ein Jahr Zeit, um ihr Produkt zu entwickeln und einen Businessplan auszuarbeiten. Seit dem Start des Programms hat profund, die Gründungsförderung der Freien Universität Berlin, insgesamt 68 Teams bei der Einwerbung des Stipendiums und auf dem Weg zur Gründung begleitet. Die Freie Universität gehört damit bundesweit zu den erfolgreichsten Antragstellern für das Förderprogramm, das Studierenden, Absolventen sowie Wissenschaftlern aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen offensteht.

HOZI – das Bildformat für interaktive Experimente

Gunnar Keuer, Oliver Schulze und David Bialik greifen auf die Forschung des Didaktik-Professors Volkhard Nordmeier zurück, der am Fachbereich Physik der Freien Universität lehrt und von 2011 bis 2014 das vom Bundesbildungsministerium geförderte Projekt „Technology Enhanced Textbook“, kurz „TET“, leitete. Dabei handelt es sich um eine multimediale Lehr-Lern-Umgebung, mit der etwa auf Tablets oder Smartphones auch mobil gelernt werden kann. Ein Schwerpunkt des Projekts ist die multimediale Repräsentation realer naturwissenschaftlicher Experimente im virtuellen Labor. Dafür haben die Wissenschaftler „Hotzone Images“, kurz „HOZI“, erfunden: In dem Bildformat sind einzelne Bildinhalte oder Objekte über Bildserien animierbar; dies erlaubt dem Nutzer eine Interaktion mit der Fotografie. So können Schülerinnen und Schüler Experimente am Bildschirm nicht nur betrachten, sondern aktiv durchführen. Das Gründerteam will den „HOZI.maker“ auf den Markt bringen – einen Cloud-Service zur einfachen und effizienten Erstellung der interaktiven Bilder. Als Webservice und als App ist das Produkt für den digitalen Bildungsmarkt ebenso interessant wie für Gestalter von Webauftritten und Online-Shops. Aber auch Privatpersonen können mit der Anwendung Bilder animieren.

Volatiles – das Lichtsystem mit künstlicher Intelligenz

Die Geschäftsidee von René Schulz, Fabian Metzeler, Janos Kutscherauer und Jakob Baatz ist ein intelligentes Lichtsystem, das auf den ersten Blick wie ein traditionelles Glasmosaik aussieht. Kern des Systems mit dem Namen „volaTiles“ sind handtellergroße, quadratische Module, die zu individuellen Beleuchtungsflächen zusammengesetzt werden und dynamische Lichtszenen abspielen. Farben, Muster und Helligkeit lassen sich sowohl durch Berührung als auch per Smartphone-Anwendung (App) verändern und personalisieren. Über Umgebungssensoren und Schnittstellen zum Smart-Home passt sich das System selbstständig an Veränderungen der Umgebung an. Volatiles bedient damit den Trend zur langlebigen Festkörpertechnologie (SSL – Solid-State Lighting) in der Beleuchtung und den Bedarf nach ergonomischer, gesundheitsförderlicher Lichtgestaltung. Potenzielle Kunden sind Privathaushalte ebenso wie Hotels, Wellness- und Gesundheitszentren. Wissenschaftlicher Mentor des Teams ist Professor Dr.-Ing. Jochen Schiller, Leiter der Arbeitsgruppe Technische Informatik an der Freien Universität Berlin.

Anacode – die Software für Marktanalyse in China

Janna Lipenkova, Aaron Baur und Qingyi Zeng von „Anacode“ entwickeln eine Software für Geschäftskunden, die den chinesischen Markt anhand von im Internet frei verfügbaren Kundenmeinungen erfasst und analysiert. Zielkunden sind nicht-chinesische Unternehmen, denen die Sprachkompetenz für Feldforschung oder sekundäre Marktforschung in China fehlt; mit der Software können sie zahlreiche kulturelle, sprachliche und rechtliche Hürden umgehen. Das Team kombiniert Expertenwissen in chinesischer Linguistik, automatischer Sprachverarbeitung und sogenanntes Data Mining, um auch längere Kundenkommentare – etwa über Autos, Elektronik oder Küchengeräte – präzise auszuwerten. Mentor des Teams an der Freien Universität Berlin ist Prof. Dr. Henning Kreis vom Marketing-Department des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft.

DVISUS – Trends im Immobilienmarkt systematisch erfassen und auswerten

Die Initiatoren des Gründungsvorhabens nutzen frei zugängliche Immobilienanzeigen und werten sie mit einer Software systematisch in Bezug auf Lage, Preis und weitere Objektmerkmale aus. Ergebnis ist eine Marktstatistik für Makler und Bauträger. Dr. Andreas Lubbe, Svenja von Holt und Martin Rosellen entwickeln außerdem eine Investitionsanalyse für Kauf- und Mietimmobilien, mit der die Nutzer errechnen können, wie sich der Wert eines Objekts durch den Anbau eines Balkons oder die Sanierung des Bades verändert. Auch Informationen zur umliegenden Infrastruktur werden einbezogen. Makler und Bauträger können damit Markttrends besser erfassen, fundierte Investitionsentscheidungen treffen und marktgerechte Preise festlegen. Das Team arbeitet mit Professorin Agnès Voisard zusammen, die am Fachbereich Informatik der Freien Universität die Arbeitsgruppe Datenbanken und Informationssysteme leitet.

Das EXIST-Programm wird durch den Europäischen Sozialfonds kofinanziert und hat neben dem Stipendium noch zwei weitere Förderlinien: EXIST-Forschungstransfer und EXIST-Gründungskultur – die Gründerhochschule. EXIST-Forschungstransfer unterstützt forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwendigen und risikoreichen Entwicklungsarbeiten verbunden sind. Mit Mitteln aus dieser Programmlinie arbeitet derzeit das Team „PerformaNAT“ vom Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität, das einem natürlichen Futtermittelzusatz für Milchkühe entwickelt.

Im Wettbewerb „EXIST-Gründungskultur – Die Gründerhochschule“ wurde die Freie Universität Anfang 2013 gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin ausgezeichnet und erhielt 2,8 Millionen Euro Fördermittel, um die Gründungsförderung an beiden Hochschulen bis 2017 auszubauen.

Weitere Informationen

Marion Kuka, profund, die Gründungsförderung der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-73656, E-Mail: marion.kuka@fu-berlin.de

Im Internet

www.profund.fu-berlin.de