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DFG bewilligt dreijähriges Forschungsprojekt zur Konvergenz von Fernsehen und Internet

Forscherinnen und Forscher der Freien Universität Berlin untersuchen die aktuellen Veränderungen des Fernsehens aus Angebots- und Nutzungsperspektive

Nr. 314/2014 vom 15.09.2014

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin ein Forschungsprojekt zur Konvergenz von Fernsehen und Internet. Unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Emmer und Prof. Dr. Joachim Trebbe wird bis 2017 untersucht, welche neue Angebots- und Nutzungsformen durch das Zusammenwachsen von TV und Internet entstehen und wie Entstehung und Nutzung dieser neuen Formen jeweils erklärt werden können. Die aktuellen Veränderungen des Fernsehens sollen dabei gleichzeitig aus Angebots- und Nutzungsperspektive untersucht werden. Mit Martin Emmer, der in den letzten Jahren intensiv zur Online-Nutzung in Deutschland geforscht hat, und Joachim Trebbe, der seit Längerem die kontinuierliche Fernsehprogrammforschung in Deutschland und der Schweiz leitet, stehen diesem Projekt zwei ausgewiesene Experten vor. So bescheinigt die DFG dem Forschungsvorhaben auch einen hohen theoretischen Anspruch und ein außergewöhnlich systematisches Vorgehen. Gefördert wird das Projekt mit 350.000 Euro.

Die technischen Potenziale des Fernsehens wurden in Deutschland erstmals im Rahmen der ersten Kabelpilotprojekte in den 1970er Jahren erforscht und diskutiert. Von der Digitalisierung des Rundfunks versprach man sich in der Folge eine Ausweitung des Angebots, höhere Bildqualität, Begleitangebote wie zum Beispiel das Teleshopping sowie neue Formen zeitunabhängiger und interaktiver Nutzung. Seither hat die „digitale Revolution“ der Medientechnik auf allen Ebenen Fortschritte gemacht, von der Infrastruktur zur Übertragung von TV-Signalen („Digital Video Broadcasting“, DVB), über die Produktionstechnik (Kameras, Studiotechnik etc.) bis hin zu den Empfangs- und Speichergeräten. Lediglich das interaktive Fernsehen hat sich bis heute nicht durchsetzen können. Jüngere Phänomene wie Web-TV, Social TV oder Second Screen deuten allerdings auf eine neue Dynamik der Verschränkung von Fernsehen und Internet hin. So thematisieren die aktuellen Konvergenzdebatten nicht mehr nur beispielsweise die Integration traditioneller Medien in das „Multimedium“ Internet und die Integration des Internets in neue Fernsehgeräte, sondern stärker die wechselseitige Verschmelzung des Fernsehens mit Formen der Online-Kommunikation.

Eine Folge davon ist, dass die Tätigkeit „Fernsehen“ nicht mehr als Nutzung des Fernsehgerätes definiert werden kann, da sich die kommunikativen Dienstleistungen zunehmend von der Technik entkoppelt haben: Das Fernsehprogramm wird nun live im Internet gestreamt, Serien und Filme sind in diversen Mediatheken abrufbar, und internetfähige Fernsehgeräte, die Hybrid-, Smart- oder Connected TVs heißen, können Inhalte aus dem Netz herunterladen und anzeigen. Dieses Verschwimmen klassischer Kategorien von Medienangeboten und Nutzungsformen erschwert nicht nur deren wissenschaftliche Erforschung – etwa im Bereich der Mediennutzungs- und Wirkungsforschung – sondern unter anderem auch ihre politische Regulierung. Die aus Marktforschung und Marketing stammenden und theoretisch häufig nur wenig unterfütterten Begrifflichkeiten und Erklärungsansätze helfen hier oft nicht weiter. Entsprechend haben sich die Wissenschaftler im Forschungsprojekt zum Ziel gesetzt, diese Konvergenzprozesse unter Einsatz verschiedenster qualitativer und quantitativer Methoden systematischer zu untersuchen.

Weitere Informationen

• Prof. Dr. Martin Emmer, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Freie Universität Berlin, Telefon 030 / 838-50832 (Sekretariat), E-Mail: martin.emmer@fu-berlin.de

• Prof. Dr. Joachim Trebbe, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Freie Universität Berlin, Telefon 030 / 838-50835 (Sekretariat), E-Mail: joachim.trebbe@fu-berlin.de

Im Internet

www.kommwiss.fu-berlin.de