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27 Kulturformen ins deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen

Vorschläge von Expertengremium unter Vorsitz des Professors für Anthropologie und Erziehung von der Freien Universität Berlin, Christoph Wulf, angenommen

Nr. 431/2014 vom 12.12.2014

Deutschland nimmt nach den Empfehlungen eines Expertengremiums unter Vorsitz des Professors für Anthropologie und Erziehung Christoph Wulf von der Freien Universität Berlin insgesamt 27 Traditionen und Wissensformen in sein neues bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf. Damit wird ein Übereinkommen der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) umgesetzt. Zu den lebendigen Traditionen, die die Kriterien erfüllen, zählen zum Beispiel das Chorsingen, die Morsetelegrafie, die Flößerei und die Orgelbautradition. Außerdem nominierten die Experten die Genossenschaftsidee. Sie wird als einzige der 27 Traditionen für die internationale „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ nominiert; mehr als ein Vorschlag ist nicht möglich. Die Nominierung soll im März 2015 bei der UNESCO eingereicht werden. Frühestens Ende 2016 entscheidet die Organisation dann darüber, ob die Genossenschaftsidee tatsächlich in die internationale Liste aufgenommen wird. Die Kultusministerkonferenz unter Leitung der Präsidentin, Nordrhein-Westfalens Schulministerin Sylvia Löhrmann, und die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, bestätigten die Empfehlungen des unabhängigen Expertenkomitees am Freitag.

Prof. Dr. Christoph Wulf betonte, Ziel der Liste sei es, „ein Bewusstsein für die Vielfalt kulturelle Bräuche und Traditionen zu schaffen“. Diese müssten gepflegt und weiterentwickelt werden. Der Aufstellung der UNESCO komme eine wichtige Bedeutung zu, sagte Wulf. Das Weltkulturerbe der UNESCO schütze seit Jahrzehnten Bauwerke. „Letztlich ist die Entstehung dieser Bauwerke auf die jeweiligen lokalen oder regionalen Praktiken, Künste oder Handwerksarbeiten – eben immaterielle Güter – zurückzuführen.“ Auch dies mache deutlich, wie sehr kulturelle Praktiken eine Gesellschaft prägten, unterstrich Wulf.

Das Expertenkomitee bei der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK) bewertete die 83 Vorschläge anhand fachlicher Kriterien. Neben den 27 aufgenommenen Kulturformen befinden sich 22 weitere Vorschläge noch im Verfahren. Davon sind 13 wegen fehlender Informationen zurückgestellt worden, 9 Anträge liegen für ein Register "Guter Praxisbeispiele" vor, mit denen sich das Expertenkomitee 2015 befassen wird. 34 Vorschläge wurden nicht zur Aufnahme ins bundesweite Verzeichnis empfohlen. Christoph Wulf gehört dem Expertengremium auch in Zukunft an und bleibt dessen Vorsitzender.

Weitere Informationen zu den 27 Einträgen

www.unesco.de/ua50-2014.html

Für Interview-Wünsche

Deutsche UNESCO-Kommission e. V., Benjamin Hanke, Geschäftsstelle Immaterielles Kulturerbe, Fachbereich Kultur, Memory of the World, Telefon: +49-30-2065819 11, E-Mail: hanke@unesco.de