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Forschungsseminar der Freien Universität über das Thema der Deportation polnischer Juden in Berlin ausgezeichnet

Prof. Dr. Gertrud Pickhan und Doktorandin Alina Bothe mit Lehrpreis der USC Shoah Foundation geehrt

Nr. 216/2015 vom 07.07.2015

Für die Weiterentwicklung eines Forschungsseminars zum Thema „Die Ausweisung polnischer Juden aus Berlin 1938“ haben die Historikerin Prof. Dr. Gertrud Pickhan und Doktorandin Alina Bothe von der Freien Universität den Lehrpreis der USC Shoah Foundation erhalten. In ihrem Kurs verwenden sie das Visual History Archiv, in dem Zeitzeugenberichte gesammelt und der Forschung zugänglich gemacht werden. Im Speziellen untersuchen sie Fakten zu Familien, die von der damals sogenannten „Polenaktion“ in Berlin vom 27. bis 30. Oktober 1938 betroffen waren. In diesen Tagen wurden zwischen 1.500 und 6.000 Menschen polnischer Herkunft von Berlin an die polnische Grenze deportiert. Das Seminar wurde bereits einmal gelehrt und soll mit dem Lehrpreis noch weitere drei Male angeboten werden. Der Lehrplan des Seminars wird auf der Website der Stiftung publiziert, und die Ergebnisse des Kurses sollen am Ende der Stipendienzeit öffentlich präsentiert werden. Der Preis besteht aus einem Stipendium in Höhe von 2000 US-Dollar und 500 US-Dollar für Kursmaterialien. Gemeinsam mit Studierenden arbeiten die Preisträgerinnen derzeit auch an einer Ausstellung zum Thema, deren Eröffnung für Oktober 2017 geplant ist.

„Bisher wurde die Ausweisung polnischer Juden aus Berlin noch nicht hinreichend umfassend wissenschaftlich aufgearbeitet“, erklärt Gertrud Pickhan. Im ersten Durchgang des Seminars 2014 konnten die Studierenden Kontakt zu Überlebenden und Verwandten von sechs Familien herstellen und stehen immer noch mit ihnen in Verbindung. Des Weiteren bemühen sich die Studierenden um „Stolpersteine“ für die Ermordeten. Gertrud Pickhan, Alina Bothe und ihre Studierenden streben an, weitere von der Deportation im Oktober 1938 betroffene Familien ausfindig zu machen.

In der Ausstellung, die sie konzipieren, wird das Leben von Opfern und Überlebenden der Deportationen im Jahr 1938 nachgezeichnet. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem Aktiven Museum Berlin und der polnischen Stiftung Fundacja Tres entwickelt.

Gertrud Pickhan war eine der ersten Wissenschaftler an der Freien Universität, die Zeitzeugenberichte in das Visual History Archiv einfügte, nachdem es 2006 frei zugänglich wurde. Alina Bothe ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg und derzeit im Begriff, ihre Doktorarbeit über das Visual History Archiv und die Frage, wie Digitalisierung die Erforschung, das Beschreiben und die Aufnahme der Geschichte der Shoah beeinflusst, an der Freien Univeristät zu beenden.

Weitere Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Gertrud Pickhan, Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin,

Telefon: 030 / 838-52469, E-Mail: pickhan@zedat.fu-berlin.de

Im Internet

Erklärung der USC Shoah Foundation