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Mehr Patientensicherheit erreichen

Kooperation von Universität Osnabrück, Hochschule Osnabrück und Freier Universität Berlin

Nr. 360/2015 vom 12.11.2015

Wie lässt sich eine Kultur im Gesundheitswesen entwickeln, die nachhaltig die Patientensicherheit gewährleistet? Mit dieser Frage befassen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Osnabrück, der Hochschule Osnabrück und der Freien Universität Berlin. Im Rahmen des Förderprogramms „Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung“ finanzieren das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die VolkswagenStiftung mit knapp 1,2 Millionen Euro ein gemeinsames Projekt mit dem Titel „Gestaltungskompetenz als Innovator für hochzuverlässige Organisationen im Gesundheitssystem“. Dabei sollen wissenschaftliche Ansätze aus der Bildung für nachhaltige Entwicklung, der Gesundheitsforschung und Organisationsentwicklung kombiniert werden.

Hintergrund des Projektes sind die hohen Voraussetzungen an die Gesundheitsversorgung, mit denen die Sicherheit der Patienten und Patientinnen gewährleistet werden sollen. „Eine sichere Gesundheitsversorgung ist ein hohes und wichtiges Gut, welches in einem hochentwickelten Gesundheitssystem wie dem deutschen als selbstverständlich erachtet wird“, erklärt Frau Prof. Dr. Birgit Babitsch, Gesundheitswissenschaftlerin von der Universität Osnabrück. Allerdings erschrecken in jüngster Zeit viele Berichte über Gesundheitsgefahren durch Behandlungsfehler. Bei der Analyse wird der Blick meist auf Fragen gelenkt, die die Gründe dieser Fehler identifizieren sollen. So geht es um die Ursachen, die Verantwortlichen und die Gründe dafür, warum eine Gefährdung nicht verhindert werden konnte.

In dem hochinnovativen und transdisziplinären Projekt nehmen die Forscher bewusst einen anderen Blickwinkel auf die Patientensicherheit ein. Im Mittelpunkt soll dabei die Sicherheitskultur stehen. So soll nicht erst nach dem Eintritt von Fehlern reagiert werden, sondern es soll vorab bereits das Auftreten von Fehlern vermieden werden. Entsprechend ist in der Einrichtung selbst wie auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Sensibilität für potenzielle Störungen und Fehler erforderlich. Auch mehr Flexibilität und Entscheidungskompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach Ansicht der Wissenschaftler unabdingbar. „Lernen wird dabei als entscheidende Basis für die nachhaltige Sicherung von Verlässlichkeit in Organisationen gesehen“, erklären die Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Andrea Braun von Reinersdorff und DISZIPLIN Prof. Dr. Ursula Hübner von der Hochschule Osnabrück.

Hier setzt das Forschungsprojekt an und entwickelt für den Bereich Krankenhaus eine interaktive Lernumgebung. Dadurch können das Krankenhauspersonal die erforderlichen Kompetenzen für eine Sicherheitskultur erlernen. Auch durch den Wechsel der Perspektive wird an Positivbeispielen gelernt. Hierzu werden in drei Fallstudien die Strukturmerkmale, mögliche Einflussfaktoren sowie Mechanismen, die durch proaktives Verhalten oder eine Sicherheitskultur zustande kommen, als gelingende Beispiele für Patientensicherheit im Krankenhaus identifiziert und in komplexe Lernszenarien überführt.

„Insgesamt wollen wir neue Denk- und Lernmodelle erarbeiten, um Krankenhäuser zu hochzuverlässigen Organisationen zu entwickeln. Dazu passt das Konzept des Erwerbs von Gestaltungskompetenz in herausragender Weise“, erklärt Prof. Dr. Gerhard de Haan vom Institut Futur der Freien Universität Berlin. Darüber hinaus geht es darum, neue Ansätze der Vermittlung von Patientensicherheit durch eine interaktive Lernumgebung zu nutzen und die Patientensicherheit im Sinne einer Sicherheitskultur dauerhaft zu gewährleisten.

Alle Projektbeteiligten sind ausgewiesene Forscherinnen und Forscher, die ihre Expertise in das transdisziplinäre Projekt einbringen. Weitere Kooperationspartner des Vorhabens sind die Schüchtermann-Schiller'sche Kliniken, Bad Rothenfelde, das Aktionsbündnis Patientensicherheit und das Netzwerk Versorgungskontinuität in der Region Osnabrück. “Das Forschungsprojekt kann wichtige und gewinnbringende Impulse in die Aktivitäten des Gesundheitscampus Osnabrück einbringen“, betont Gerhard de Haan.

Kontakt an der Freien Universität Berlin

Prof. Dr. Gerhard de Haan, Institut Futur der Freien Universität Berlin, Telefon 030 / 838-56847, E-Mail: sekretariat@institutfutur.de

Ansprechpartnerin für Presseanfragen

Freya Kettner, Institut Futur der Freien Universität Berlin, Telefon: 01512 / 7074360, E-Mail: freya.kettner@fu-berlin.de