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Der Sprachwandel des Ägyptischen

Forschungsprojekt zu Lehnworten des Griechischen in der ägyptisch-koptischen Sprache wechselt an die Freie Universität Berlin

Nr. 362/2015 vom 17.11.2015

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in der zweiten Phase geförderte Forschungsprojekt Database and Dictionary of Greek Loanwords in Coptic (DDGLC, Datenbank und Wörterbuch griechischer Lehnwörter im Koptischen) ist seit November 2015 an der Freien Universität beheimatet. Die beteiligten Wissenschaftler arbeiten an der umfassenden lexikographischen Erschließung des Lehnwortschatzes im Ägyptisch-Koptischen. Mit der systematischen Erfassung aller griechischen Wörter im Koptischen in einer lexikographischen Datenbank werden rund eintausend Jahre kontaktinduzierten Sprachwandels im ägyptischen Wortschatz dokumentiert und der Analyse zugänglich gemacht. Bis voraussichtlich 2024 werden vier Lexikographen, eine IT-Mitarbeiterin und studentische Hilfskräfte unter Leitung von Professor Tonio Sebastian Richter am Ägyptologischen Seminar der Freien Universität in dem Projekt tätig sein.

„Der Sprachwandel der altägyptisch-koptischen Sprache kann über mehr als 4000 Jahre kontinuierlicher Textüberlieferung beobachtet werden“, erklärt Professor Tonio Sebastian Richter. „Dies ist eine für die historische Linguistik einzigartige Gelegenheit.“ Der Wandel im ägyptischen Wortschatz habe sich in den ersten 2500 Jahren ab der Schrifterfindung um 3000 v. Chr. weitgehend ohne externe Motivation vollzogen. Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. dagegen, als Sprachkontakt zwischen Ägyptern und Griechen zu einer gesellschaftlichen Konstante wurde, sei kontaktinduzierter Sprachwandel als wesentliches Moment der Wortschatzentwicklung festzustellen. In den etwa eintausend Jahren zwischen der Eroberung Ägyptens durch Alexander 331 v. Chr. bis zur arabischen Invasion 642 n. Chr. habe sich das Ägyptische mit mehr als 5000 griechischen Wörtern fast aller Wortarten und semantischen Felder angereichert. „Dieser gewaltige Lehnwortschatz war bisher so gut wie unerschlossen“, erläutert Professor Tonio Sebastian Richter.

Während seiner ersten Bewilligungsphase war das Projekt am Leipziger Ägyptologischen Institut affiliiert.

Kontakt

Prof. Dr. Tonio Sebastian Richter, Ägyptologisches Seminar der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-70291, E-Mail: sebastian.richter@fu-berlin.de