Springe direkt zu Inhalt

Der Schlitten muss warten: Voraussichtlich grüne Weihnachten

Berliner Wetterkarte an der Freien Universität: Westwetterlage verhindert Kälteumschwung

Nr. 394/2015 vom 11.12.2015

In Deutschland gibt es nach einer Prognose des Vereins Berliner Wetterkarte an der Freien Universität Berlin in diesem Jahr grüne Weihnachten. Zurzeit herrsche eine wechselhafte Westwetterlage vor, die einen Kälte-Einbruch verhindere und nur Regen und Wind bringe, sagte Meteorologin Petra Gebauer. Selbst in den Mittelgebirgen sei an den Feiertagen nicht mit Schnee zu rechnen. Zurzeit werde eine Durchschnittstemperatur von rund fünf Grad Celsius gemessen. Dies werde sich nicht gravierend ändern, denn „ein Tief gibt dem anderen zurzeit die Klinke in die Hand.“ Als Nächstes wird zum Wochenanfang das Tief „Werner“ mit Wind erwartet. Schnee liege zurzeit nur noch auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald sowie auf der Zugspitze in den Ostalpen, Schneereste auf dem Brocken im Harz und dem Fichtelberg im Erzgebirge, in den Mittelgebirgen sonst  nicht. Petra Gebauer betonte, nur im Jahr 1956 sei eine solche Wetterlage pünktlich zu Weihnachten von Kälte mit Schneefall abgelöst worden. Damals habe es Heiligabend einen Wetterumschwung durch ein Hoch über Skandinavien gegeben und bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag schneite es anhaltend. Wahrscheinlich sei eine solche Entwicklung aus heutiger Sicht 2015 nicht.

Nehme man die Vorgaben des Pioniers der Langfrist-Prognosen Franz Baur (1887–1977) zur Grundlage, dann sollte es einen insgesamt milden Winter geben, fügte Petra Gebauer hinzu. Baur zufolge ist ein milder Winter dann wahrscheinlich, wenn im ersten Drittel und in der ersten Hälfte des Monats Dezember die Temperaturen um 2,5 Grad über dem durchschnittlichen Normalwert für diesen Zeitraum lägen und gleichzeitig das Wetter durch Tiefs aus Westen bestimmt wird. Diese Vorgaben erfülle der Dezember 2015, da die Mittelwerte bereits jetzt zum Teil um 5 Grad über dem Normalwert liegen und mindestens bis zur Mitte des Monats keine Frosttemperaturen erwartet werden.

Meteorologen sprechen nur dann von einem „weißen“ Weihnachtsfest, wenn an wenigstens zwei der drei Weihnachtstage eine geschlossene Schneedecke von mindestens einem Zentimeter Höhe liegt. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Berlin-Dahlem 1908 lag im Schnitt alle vier bis fünf Jahre an mindestens zwei Festtagen Schnee. Mit fast plus 16 Grad war der 24. Dezember 1977 der wärmste Heiligabend seit Beginn der Messungen. Zuletzt lag vor fünf Jahren zu Weihnachten eine geschlossene Schneedecke über weiten Teilen Deutschlands. Zumindest statistisch gesehen wäre in diesem Jahr eigentlich wieder eine Schneedecke zu erwarten.

Die Meteorologen der Freien Universität Berlin verkaufen noch bis zum 17. Dezember 2015 Wetterpatenschaften für europäische Hoch- und Tiefdruckgebiete als Weihnachtsgeschenk. Unterstützt werden mit dem Erlös Lehre und Forschung, nämlich die studentische Wetterbeobachtung am Institut für Meteorologie. Im Jahr 2016 tragen die Tiefdruckgebiete weibliche und die Hochdruckgebiete männliche Vornamen. Die Preise liegen bei 299 Euro für Hochs und 199 Euro für Tiefs, jeweils zuzüglich Umsatzsteuer. Die Wetterbeobachtungsreihe läuft seit mehr als 100 Jahren und gehört damit zu den längsten Klimadokumentationen weltweit.

Weitere Informationen und Interview-Möglichkeiten zum Weihnachtswetter

Meteorologe vom Dienst der Berliner Wetterkarte e. V. am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin, Telefon 030/838-71212 (an allen sieben Tagen der Woche zu erreichen; bitte beachten Sie, dass Anrufe nur in den Zeitfenstern 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr möglich sind); E-Mail: wetter@met.fu-berlin.de

Im Internet

www.wetterpate.de