Springe direkt zu Inhalt

Ein App-Store für das Internet der Dinge

Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert Informatikprojekt der Freien Universität Berlin und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg mit rund 1,8 Millionen Euro

Nr. 076/2017 vom 12.04.2017

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert ein Informatikprojekt der Freien Universität Berlin und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg mit rund 1,8 Millionen Euro zur Einrichtung eines App-Stores für das sogenannte Internet der Dinge. Der Begriff Internet der Dinge bezeichnet die intelligente Vernetzung von Geräten und Maschinen; ein wichtiger technologischer Trend. Unternehmensberatungen sagen voraus, dass sich damit 2020 in Deutschland 23 Milliarden Euro umsetzen lassen. Um erfolgreich zu sein, werden aber offene Lösungen benötigt, die den einfachen Austausch von Programmen erlauben. Daran mangelt es bisher, insbesondere für Kleinstcomputer. An der Freien Universität kommt die Förderung der Arbeitsgruppe um die Informatik-Professoren Dr. Jochen Schiller und Dr. Matthias Wählisch zugute.

Koordiniert wird das Projekt dabei von Prof. Dr. Matthias Wählisch. Innovationsmentor des Teams ist Manfred Hauswirth, Professor und Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) in Berlin. Unterstützt werden die Verbundpartner von Profund Innovation, der Service-Einrichtung für Wissens- und Technologietransfer in der Abteilung Forschung der Freien Universität Berlin.

Ziel des geförderten Projektes ist der Aufbau eines RIOT-App-Stores, kurz „RAPstore“, der analog zu bekannten mobile App-Stores (etwa Google Play) Software für das Internet der Dinge verteilt. Um es freien Entwicklern so einfach wie möglich zu machen, wollen die Projektpartner auch vorgefertigte Bausteine bereitstellen, etwa für die sichere Aktualisierung von Anwendungen oder für Datendienste. Auf dieser Basis soll eine Plattform geschaffen werden, auf der sich große und kleine Anbieter, technologisch, gesellschaftlich oder ökonomisch orientierte Teilnehmer mit Erfolg entfalten können. Die Fördermittel für das Projekt mit drei Jahren Laufzeit kommen aus dem Programm „VIP+ – Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung“ des Ministeriums.

Sensoren und Kleinstcomputer werden immer häufiger in Alltagsgegenstände oder Industrieanlagen eingebaut, etwa Mikrochips in Laufschuhe oder in Tablettenschachteln, die sich „merken“, ob die Tagesdosis schon entnommen wurde. In Smart Cars, Smart Homes und ganzen Smart Cities vernetzen sich zunehmend Minirechner dieser Art. Die eingebetteten Geräte sind klein, haben geringe Speicher- und Rechenkapazitäten, sind meist batteriegetrieben und setzen eine hohe Energieeffizienz voraus. Damit sie dennoch flexibel einsetzbar sind, sollten sie analog zu Programmen für Computer und Apps für Smartphones so einfach wie möglich mit wechselnden Anwendungen bespielt werden können. Bisherige Ansätze erlauben das nicht, denn dafür bräuchten die Chips in den Geräten ein einheitliches Betriebssystem, auf dem neue Anwendungen aufbauen können. Derzeit setzen die Hersteller jedoch auf sogenannte Silos, geschlossene Systeme, die nicht beliebig mit neuen Programmen bespielt werden können. Die Folge ist ein fragmentierter Markt, der die Entwicklung von innovativen Anwendungen hemmt statt fördert.

Das offene Betriebssystem RIOT bietet dagegen eine von Geräten und Herstellern unabhängige Grundlage für Anwendungen im Internet der Dinge. Initiiert wurde das Open-Source-Projekt 2013 von der Freien Universität Berlin, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und dem französischen Forschungsinstitut INRIA. Mehr als 100 Entwickler arbeiten derzeit weltweit an der Verbesserung von RIOT. Die Nutzung ist kostenlos, aber im Gegensatz zu anderen offenen Systemen können auch urheberrechtlich geschützte Programmteile mit der freien Software kombiniert werden. Ohne das Betriebssystem selbst modifizieren zu müssen, können also neue, kommerzielle Anwendungen für IoT-Geräte entwickelt und auf dem Markt platziert werden.

Mit dem Programm „VIP+ – Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung“ will das Bundesministerium für Bildung und Forschung Wege von der Forschung in den Markt kürzer und schneller machen. Durch Validierung werden die Innovationspotenziale von Forschungsergebnissen systematisch nachgewiesen und mögliche Anwendungsbereiche erschlossen.

Weitere Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Matthias Wählisch, Telefon: 030 / 838-50072 E-Mail: m.waehlisch@fu-berlin.de

www.cs.fu-berlin.de/~waehl 

www.riot-os.org