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Exzellenzcluster „Temporal Communities“ zeigt erste Einzelausstellung der argentinischen Künstlerin Mirtha Dermisache in Deutschland

Ausstellung „Mirtha Dermisache: To Be Read“ ab 7. Juni im Raum für experimentelles Grafikdesign „A—Z“ in Berlin zu sehen

Nr. 085/2024 vom 25.04.2024

Seit den späten 1960er-Jahren hat die argentinische Konzeptkünstlerin Mirtha Dermisache (1940-2012) zahlreiche enigmatische Publikationen erschaffen: Bücher, Zeitungen, Postkarten, Briefe, Comics, Plakate und öffentliche Aushänge, die unlesbare, an Schrift erinnernde Zeichen enthalten. Die Ausstellung „Mirtha Dermisache: To Be Read“ – eine Kooperation des Exzellenzclusters „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“ an der Freien Universität Berlin und A—Z, einem Berliner Raum für experimentelles Grafikdesign – präsentiert von 7. Juni bis 11. August 2024 die erste Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland. Dem Selbstverständnis der Künstlerin folgend ist „Mirtha Dermisache: To Be Read“ als Ausstellung zum Anfassen angelegt. So können die Besucher*innen etwa in ausgestellten Kopien der Bücher und Zeitungen blättern. Eröffnet wird die Ausstellung am 6. Juni um 19 Uhr bei A–Z, Torstraße 93, 10119 Berlin. Mit einer öffentlich zugänglichen ortspezifischen Präsentation im Projektraum oxfordberlin setzt sich die Ausstellung im Wedding (Oxforder Straße 3-11, 13349 Berlin) fort.

Mirtha Dermisache, "Sin título (postal)", erstveröffentlicht von Guy Schraenen éditeur als Teil des Sets "4 cartes postales", 1978

Mirtha Dermisache, "Sin título (postal)", erstveröffentlicht von Guy Schraenen éditeur als Teil des Sets "4 cartes postales", 1978
Bildquelle: Maike Aden / Archivo Mirtha Dermisache

Geschaffen größtenteils unter den Bedingungen politischer Repression während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983, lässt sich die Zeichenkunst der Argentinierin Mirtha Dermisache als eine widerständige Geste deuten, die die Leere der staatlichen Propaganda widerspiegelt und den Wunsch einer Künstlerin ausdrückt, trotz widriger Umstände zu „schreiben“ und ihr Werk zu verbreiten. Während Dermisaches Arbeit in Teilen Südamerikas, den USA, Frankreich und Belgien bereits kritische Aufmerksamkeit erfahren hat und das Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires (MALBA) schon 2017 eine groß angelegte Retrospektive der Künstlerin zeigte, ist Dermisache in Deutschland noch weithin unbekannt.

Die Ausstellung „Mirtha Dermisache: To Be Read“ bietet einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland erstmals die Möglichkeit, das reichhaltige Werk von Mirtha Dermisache kennenzulernen. Im Sinne der Künstlerin, der gerade nicht daran gelegen war, wertvolle Buchwerke in Einzelauflage zu schaffen, die gesammelt und „wie Gemälde“ (Dermisache) ausgestellt werden sollten, ist der Ausstellungstitel „To Be Read“ auch als Aufforderung zu verstehen: Die Kuratorin Dr. Regine Ehleiter vom Exzellenzcluster „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“ und die Designerin der Ausstellung und Mitinitiatorin Anja Lutz vom Raum für experimentelles Grafikdesign A—Z schaffen mit ihrem Konzept einen Ausstellungsraum mit Exponaten zum Anfassen, zum Mitnehmen und zur Weiterverbreitung. Der Nachlass der Künstlerin in Buenos Aires, Legado Mirtha Dermisache, unterstützt die Ausstellung zudem durch Schenkungen, die anschließend in den Bibliotheken der Freien Universität Berlin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Im Rahmenprogramm zur Ausstellung findet am 7. Juni von 10 bis 18 Uhr ein kostenloser Workshop des Pariser Kunstbuchverlegers antoine lefebvre editions statt, bei dem die Teilnehmenden gemeinsam eine neue Ausgabe eines „Asemic Journals“ erarbeiten. Zudem stellen am 18. Juli ab 18.30 Uhr internationale Künstler*innen und Wissenschaftler*innen weitere Künstler*innen-Publikationen mit unlesbaren Schriftzeichen bei der hybriden Veranstaltung „Reading Artists' Books: Asemic Writing“ vor. (jkr)

Der Exzellenzcluster „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“

Der Forschungsverbund „Temporal Communities“ denkt Weltliteratur neu und geht davon aus, dass die zeitlichen Verflechtungen der Literatur entscheidend zu ihrer Globalisierung beitragen. Der Cluster, der 2019 seine Arbeit aufgenommen hat, ist eine dynamische und flexible Plattform für kollaborative Forschung mit einem umfangreichen Stipendienprogramm, einem globalen Netzwerk von akademischen Partnerinstitutionen und mit Kooperationen mit der lebendigen Literatur- und Kunstszene Berlins.

Weitere Informationen

Kontakt

  • Dr. Regine Ehleiter, Freie Universität Berlin, Exzellenzcluster „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“, E-Mail: regine.ehleiter@fu-berlin.de