„Teilweise haben wir jede Stunde, die wir hatten, in dieses Projekt investiert.“ Wenn der Student Gerrit Kürschner von der heißen Phase bei der Unternehmensgründung spricht, klingt das nach viel Arbeit. Im vergangenen Jahr gewann er mit Ninon Demuth, Bontu Guschke und Carolin Strehmel den studentischen Gründer- Wettbewerb „Funpreneur“. Die Idee der Studierenden von Technischer Universität und Freier Universität: Ein Kochbuch mit dem Titel „Über den Tellerrand kochen“, das landestypische Rezepte und Lebensgeschichten von Asylbewerbern versammelt. Das Team verfügte über gerade einmal fünf Euro Startkapital – und verkaufte bislang 3000 Bücher; Kochkurse sollen folgen.

Keine leichte Aufgabe neben Studium und Job. Jährlich nehmen in Berlin 100 bis 150 Studierende an „Funpreneur“ teil; wer sein Interesse für Unternehmertum entdeckt hat, kann die Kenntnisse in vielen Lehrveranstaltungen vertiefen und sich beim Aufbau seines Unternehmens von Profund, der Gründungsförderung der Freien Universität, beraten lassen.

Rund 100 Unternehmen sind so allein in den vergangenen acht Jahren aus der Freien Universität heraus entstanden. Um Studierende mit unternehmerischen Plänen gezielt zu fördern und ihnen zu ermöglichen, den Einklang mit dem Studium nicht aus den Augen zu verlieren, sammelt das „Netzwerk Unternehmertum“ der Freien Universität Berlin (NUFUB) seit 2013 kleinere Summenprivater Spender und mittelständischer Unternehmen und bündelt diese zu Jahresstipendien.Vom heutigen Samstag an wird erstmals online gesammelt – mittels Crowdfunding auf der Online-Plattform „Chariteam“.

Um einen Studierenden ein Jahr lang mit monatlich 300 Euro zu unterstützen, sind 1800 Euro an Spenden nötig; weitere 1800 Euro schießt der Bund im Rahmen des Programms der Deutschlandstipendien dazu. Das Online-Verfahren bietet Förderern den Vorteil, dass sie ihr Engagement ab einem Betrag von 150 Euro online präsentieren und sich mit anderen Unterstützern vernetzen können. Spender erhalten auch die Möglichkeit, im Rahmen von Veranstaltungen mit angehenden und etablierten Unternehmern in Kontakt zu treten, erläutert der Vorstandsvorsitzende des NUFUB, Karsten Stein.

Von unternehmerisch ausgerichteten Stipendien profitierten bisher drei Studierende der Freien Universität: Einer von ihnen ist Marcel Kaiser, der seinen Masterstudiengang in Management und Marketing im Jahr 2013 abgeschlossen hat. Mit Kommilitonen hatte er noch während des Bachelorstudiums das Unternehmen „Pocket Sight“ gegründet.

Die Idee eines neuartigen Berlin-Reiseführers im Hosentaschenformat verhalf dem Team ebenfalls zum Sieg beim damaligen „Funpreneur“-Wettbewerb. „Das Stipendium hat mir enorm geholfen“, sagt Kaiser, der mittlerweile in der Beratung Erfahrungen sammelt. „Ich hatte den Kopf frei für das Studium und bekam von meinen Förderern viele Anregungen für die weitere Entwicklung des Unternehmens.“ Für später kann sich Marcel Kaiser gut vorstellen, selbst ein Unternehmen zu gründen oder zu fördern, wie er sagt.

Den nächsten Stipendiaten oder die nächste Stipendiatin wählt die zentrale Auswahlkommission der Freien Universität unter den Bewerbern für das Deutschlandstipendium aus: „Wir würden uns freuen, wenn die Kandidaten unternehmerisches Potenzial erkennen lassen, etwa weil sie nachweislich ein Unternehmen aufbauen oder etwa am ,Funpreneur‘- Wettbewerb teilnehmen“, sagt NUFUB- Vorstand Karsten Stein.

Dass sich unternehmerisches Engagement neben dem Studium auszahlt – etwa durch positive Rückmeldungen von Kunden, Medieninteresse und Erfahrung –, betont auch Gerrit Kürschner von „Über den Tellerrand kochen“. „Die Gründungsförderung der Freien Universität hat uns zudem schon früh beraten, und etwa bei rechtlichen Fragen kamen wir direkt mit Experten in Kontakt“, erzählt der Biotechnologie- Student. Ob auf diesem Gebiet eines Tages von ihm eine weitere innovative Ausgründung zu erwarten sei? Kürschner lacht: „Das jetzige Projekt hat mich in dieser Hinsicht auf jeden Fall inspiriert.“

— Unterstützen auch Sie eine unternehmerische Studentin oder einen unternehmerischen Studenten der Freien Universität: https://chariteam.de/fu