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Robert Gernhardt

Robert Gernhardt auf der Immatrikulationsfeier der Freien Universität.

Robert Gernhardt auf der Immatrikulationsfeier der Freien Universität.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Der Schriftsteller Robert Gernhardt begrüßt die Neuimmatrikulierten für das beginnende Sommersemester 2000

"Wer schreibt, bleibt. Und was wird aus dem Leser?" Diese Frage stellte Robert Gernhardt den Studierenden auf der Immatrikulationsfeier am 19. April. Hintergründige Worte aus berufenem Mund. Und allseits anerkannt. Denn: Das seriöse Feuilleton nimmt ihn ernst, der einfache Mensch auf der Straße nimmt ihn wahr: "Deutschlands erfolgreichster lebender Dichter" (Peter Rühmkorf) wird in den großen Zeitungen des Landes ebenso publiziert wie auf Häuserwänden oder in Schulbüchern. Denn Gernhardt ist Kult.

Robert Gernhardt, geboren am 13. Dezember 1937 im estnischen Tallinn als Sohn eines Richters geboren. 1945 fiel der Vater als Soldat. Nach Kriegsende floh die Mutter mit ihren drei Söhnen über Thüringen und Hannover nach Göttingen. Gernhardt studierte dann  Malerei und Germanistik in Stuttgart und Berlin.

Er lernt Fritz Weigle kennen, der sich später F. W. Bernstein nennt. Beide entdeckten für sich die amerikanischen Blättern wie "Mad" und "Playboy". Und legten los, zeichnen, malen, dichten, texten. Als in Frankfurt die Satirezeitschrift "Pardon" gegründet wurde, zogen Gernhardt und Bernstein nach Frankfurt und arbeiteten an dem Heft mit. Gernhardt blieb als Redakteur zwar nur knapp zwei Jahre, aber schrieb bis 1976 gemeinsam mit Bernstein und F.K. Waechter die Tageszeitungsparodie "Welt im Spiegel" für das Magazin. Bereits ab 1966 arbeitete er als freischaffender Künstler. 1979 gehörte er zu den Begründern der Zeitschrift "Titanic" und betriebt "Humor-Kritik". Und er gehörte zu den Gründungsvätern der "Neue Frankfurter Schule". Dort waren neben Gernhardt noch Bernstein, Waechter, Traxler, Poth, und Henscheid versammelt; ohne sie - so ein Jahrzehnt später die Süddeutsche Zeitung 1989 - wäre "die Humorlage der Bundesrepublik wohl eine andere".

Lange wurde Gernhardt als "Nonsens-Lyriker" abgetan. Erst Anfang der 80er Jahre gelangt ihm der Durchbruch zum "anerkannten Gegenwartsliteraten", wie er voller Selbstironie bekundete. Dass er im Literaturbetrieb angekommen ist, belegen letztlich auch die unzähligen Preise, mit denen er ausgezeichnet worden ist. 1991 hatte er das Stadtschreiberamt von Bergen-Enkheim inne. Gernhardt hat Hörfunk-Sketche, Fernsehfilme und Theaterstücke geschrieben. Otto Waalkes hat er mit Sketchen und Drehbüchern für dessen Kinofilme auf die Beine geholfen. Als Texter und Zeichner hat er Kinder-, Katzen- und Cartoonbücher gemacht.