15491 Seminar

Innenpolitische Bedingungen internationaler Kooperation und Konflikt

Christian Tuschhoff

Kommentar

Internationale Vereinbarungen zur Lösung von Konflikten enthalten zumeist Bestimmungen, die den Gesellschaften (oder zumindest Teilgruppen dieser Gesellschaften) bestimmte Lasten auferlegen. Vereinbarungen von Militärallianzen zur Verbesserung kollektiver Verteidigungsanstrengungen bedeuten z.B., dass die aus Steuern finanzierten Verteidigungsausgaben erhöht werden müssen. Abkommen zum Klimaschutz erfordern, dass Bürger ihre Wohngebäude besser isolieren (dadurch können Mieten steigen), dass sie sich umweltschonende Autos kaufen und auf Flugreisen verzichten müssen, oder dass sie ihre Ernährung auf fleischlose Produkte umzustellen haben. Vereinbarungen über Freihandel können bedeuten, dass manche Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren, geringere Löhne erhalten oder umschulen müssen. Abkommen über Schuldenaufnahme können unter Bedingungen von Krisen dazu führen, dass Staaten sich sogenannten „strukturellen Anpassungen“ unterwerfen müssen, die zu drastischen Wohlstandsverlusten und sozialen Härten führen. Überdies schränkt die Praxis, durch Abschluss internationaler Vereinbarungen statt durch nationale Gesetzgebung zu regieren, die Möglichkeit der Bürger*innen ein, sich mit demokratischen Mitteln am Regierungsprozess zu beteiligen. Allen diesen Beispielen ist gemein, dass Vereinbarungen, die internationale Konflikte auflösen sollen, zu erheblichem innenpolitischen Konfliktpotential führen. Deshalb ist zu beobachten, dass viele Bürger*innen sich auf unterschiedliche Weise gegen das Regieren durch internationale Vereinbarungen zur Wehr setzen. Es entsteht ein wachsender Widerspruch zwischen Kooperation nach außen und (sozialem) Frieden nach Innen. Dieser Widerspruch steht im Zentrum des Seminars. Denn es stellt die ketzerische Frage, ob das innenpolitische Unvermögen, Anpassungen an internationale Herausforderungen kooperativ und konsensual vorzunehmen, nicht zu größerer Konfliktbereitschaft in internationalen Beziehungen und deshalb zu mehr Konfrontationen bis hin zu Kriegen führt. Daher spürt das Seminar den Ursachen dieses innenpolitischen Unvermögens nach: • Wie sind die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft gestaltet? • Wie trägt die Gesellschaft Konflikte zwischen verschiedenen sozialen Gruppen aus? • Wie hoch ist die Bereitschaft, Lasten für notwendige Anpassungsprozesse zu tragen? • Wie stark werden Anpassungsverlierer für ihre Verluste kompensiert und von wem? • In welchem Maß beeinträchtigen Politisierung und Polarisierung die Wahrscheinlichkeit, tragfähige gesamtgesellschaftliche Kompromisse schließen zu können? • Welche Typen von Staaten erweisen sich als eher anpassungsfähig, welche als eher anpassungsresistent? Das Seminar versucht diese und weitere drängenden Fragen aus der Interdependenzforschung zu beantworten, indem Beispiele für Staaten und Politikfelder eher zufällig ausgewählt werden. Es ist ganz bewusst interdisziplinäre angelegt und versucht, die gestellten Fragen auch unter Zuhilfenahme von Einsichten verschiedener wissenschaftlicher Fächer (Politikwissenschaft, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie, oder Geschichte) zu beantworten. Leistungsnachweise: • Modulteilprüfung: Debattenpapier • Modulprüfung: Hausarbeit; Referat mit Ausarbeitung Einführende Literatur: • Acemoglu, Daron/ Robinson, James A. (2019), The Narrow Corridor. States, Societies and the Fate of Liberty London, UK: Viking; Penguin Press. • Corbett, Jack/ Xu, Yi-chong/ Weller, Patrick (2019), 'Norm Entrepreneurship and Diffusion ‘from below’ in International Organisations: How the Competent Performance of Vulnerability Generates Benefits for Small States', Review of International Studies, 45 (04): 647-668. • Peter A. Hall/ Lamont, Michèle (Hrsg.)(2009), Successful Societies. How Institutions and Culture Affect Health Cambridge, UK; New York, NY: Cambridge University Press. • Tuschhoff, Christian (2021), 'From Internalization to Externalization: The Impact of Changing State-Societal Relations on US Foreign Policy' in: Florian Böller/ Werner, Welf (Hrsg.), Hegemonic Transition.? Global Economic and Security Orders in the Age of Trump Wiesbaden: Springer, 21-42.Culture Affect Health Cambridge, UK; New York, NY: Cambridge University Press. • Tuschhoff, Christian (2021), 'From Internalization to Externalization: The Impact of Changing State-Societal Relations on US Foreign Policy' in: Florian Böller/ Werner, Welf (Hrsg.), Hegemonic Transition.? Global Economic and Security Orders in the Age of Trump Wiesbaden: Springer, 21-42. Schließen

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