14667 Einführungskurs

Sakralisierungsprozesse in der Erinnerungskultur

Insa Eschebach

Kommentar

Historische Orte des Massensterbens waren lange Zeit – und sind es zum Teil heute noch – eingebettet in ein semantisches Feld, das durch Begriffe wie heilige Stätte, geweihte Erde, Opfer, Märtyrer, Wallfahrt, Prozession besetzt ist. Seit den Napoleonischen Kriegen bis hin zu den beiden Weltkriegen und der Ermordung der europäischen Juden sind Massentötungen immer wieder mit Hilfe eines sakralisierenden Vokabulars und sakralisierender Praktiken thematisiert worden. In Hinblick auf eine gewaltvolle Vergangenheit stellen Sakralisierungsprozesse Deutungsmuster zur Verfügung, die das Unheil gewissermaßen „bändigen“ und in einer sinnvollen, scheinbar überirdisch legitimierten Ordnung aufgehen lassen. Zugleich sind Sakralitätsbehauptungen aber immer auch als Ausdruck geschichtspolitischer, sozialer und/oder religiöser Interessenslagen zu lesen. Gegenstand des Seminars sind zunächst theoretische Ansätze: Wie werden Vorgänge des Sakraltransfers in Geschichts- und Kulturwissenschaften begründet? In einem zweiten Schritt werden Sakralisierungsprozesse in der Erinnerungskultur nach 1945 in den Blick genommen: Gefragt wird nach Funktion und Bedeutung narrativer Figuren wie der des Opfers, des Märtyrers und des Helden – sowohl im Kontext öffentlicher Gedenkveranstaltungen als auch hinsichtlich der Gestaltung von Gedenkstätten an Orten ehemaliger Konzentrationslager. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Geschlechterbildern: Die Bedeutung der Geschlechterdifferenz für die Erinnerungskultur wird häufig ausgeblendet. Doch bei genauerem Hinsehen wird erkennbar, dass Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit die Wahrnehmung historischer Ereignisse und ihrer Repräsentationen wesentlich bestimmen. Dies gilt in Besonderem für narrative Figuren, die der Religionsgeschichte entstammen und nun die Darstellung historischer Ereignisse strukturieren. Eine Exkursion in die Gedenkstätte Ravensbrück ist vorgesehen. Schließen

Literaturhinweise

Zur Vorbereitung empfohlen: R. Flasche, Heil, in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, hrsg. v. H. Cancik, B. Gladigow und K-H. Kohl, Bd. III, Stuttgart, Berlin, Köln 1993, S. 66 - 74. J. Paulmann, Sakralisierung, in: Handbuch Historische Authentizität, hrsg. v. Martin Sabrow und Achim Saupe, Göttingen 2022, S. 435 - 444. Schließen

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