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30 LP Mittellat...  
Lehrveranstaltung

Institut für Griechische und Lateinische Philologie (WE 2)

30 LP Mittellateinische Philologie (SPO gültig ab WS 11/12)

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  • M1 Methoden und Grundlagen der Mittellateinischen Philologie

    0070bA1.1
    • 16321 Seminar
      Augustinus: Confessiones (Bernd Roling)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: K 31/201 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Wie kein Kirchenvater dürfte Aurelius Augustinus (354–430) mit seiner Erkenntnistheorie, seiner Gnadenlehre, seiner Schriftauslegung und Theologie der Dreifaltigkeit die Grundlage für die ganze Geschichte des lateinischen Westens gelegt haben, im Guten wie im Schlechten. Der Einfluß Augustins war ebenso überwältigend, wie er die nachfolgenden Jahrhunderte mit Hypotheken wie einer radikalen Prädestinationslehre und dem Gedanken der kollektiven Verworfenheit belasten sollte, Vorgaben, die bis ins 18. Jahrhundert hinein die Diskussionen bestimmten. Rechenschaft über sein Leben, seine Bekehrung, aber auch seine philosophischen Grundlagen legt Augustinus in seinen ‚Bekenntnissen‘ ab. Sie fokussieren zentrale Motive seiner Philosophie, den Gegensatz von Ewigkeit und Zeit, Diskursivität und Erleuchtung, Kontinuität und Wandel, zugleich präsentieren sie als Autobiographie aber auch die Schlüsselepisoden seines Lebens, die für Augustin einen nahezu emblematischen Charakter besitzen sollten, seine endgültige Konversion bei der Lektüre, den Birnendiebstahl oder die Konfrontation mit dem betrunkenen Bettler auf der Straße in Mailand. Was war hier real, was war Inszenierung? Für seine Leser lieferte der Kirchenvater für ganze Epochen das Paradigma einer Lebensbeschreibung, die als Umkehr und Weg zur Erleuchtung zu begreifen war. Im Seminar sollen Auszüge aus den ‚Confessiones‘ übersetzt und interpretiert werden.

      Literatur: Augustinus, Confessionum libri XIII, hg. von Heiko Jürgens, Stuttgart 1996, Kurt Flasch, Augustinus. Einführung in sein Denken, Stuttgart 2020, Therese Fuhrer, Augustinus, Darmstadt 2023.

  • M2 Frühchristliche und karolingische Literatur

    0070bA1.2
    • 16322 Übung
      Philosophie der Stoa. Stoische Texte der Antike sowie deren Rezeption im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (Juliane Küppers)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 29/207 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      „Philosophie der Stoa. Stoische Texte der Antike sowie deren Rezeption im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“

      Wie können wir mit den Herausforderungen sowohl des alltäglichen Lebens als auch unserer menschlichen Grundkonstitution umgehen? Sogar bewusst unsere mentalen Belastungen lindern? Was ist unser Platz als Menschen im Kosmos – und wie können wir Wissen darüber erlangen? Die antike Philosophie der Stoiker – seit einigen Jahren wieder populär in Philosophiepublikationen und in den Medien – bietet Hilfe und Antworten an für Probleme des Alltags bis hin zu existentiellen Fragen der Menschheit. 

      In diesem Lektürekurs vollziehen wir die Ursprünge und Entwicklungslinien der Stoa als einer der bedeutendsten Traditionen der westlichen Philosophie nach. Die Stoiker schufen eine der ersten systematischen Philosophien der griechisch-römischen Antike und versuchten, Erkenntnistheorie/Logik, Physik und Ethik jeweils für sich und in Bezug zueinander konsistent auszuformulieren. Im Rahmen unserer Lektüre lernen Sie zunächst in einem Überblick die stoische Kosmologie/Physik sowie Erkenntnistheorie/Logik kennen, bevor wir uns vor allem ethischen Fragen zuwenden. Kann die Stoa in ihrer ursprünglichen Ausprägung ein Weg zu Gelassenheit, sogar zu Glück sein? Wie wirkt sich die stoische Ethik auf Gesellschaften und ihre Hierarchien aus? Was fällt Ihnen bei heutigen, zeitgenössischen Darstellungen und Anwendungen der stoischen Tradition auf?

      Wir lesen wesentliche Vertreter des Stoizismus mit einem Schwerpunkt auf Vertretern aus der Antike: Darstellungen der Lehren der frühesten Stoiker Zenon, Kleanthes, Chrysipp (3. Jh. v. Chr.), sowie Auszüge aus Ciceros Schriften zur mittleren Stoa, außerdem aus erhaltenen jüngeren stoischen Werken aus dem kaiserzeitlichen Rom (Seneca, Epiktet, Mark Aurel). Im letzten Semesterdrittel schauen wir uns exemplarisch und punktuell die Spuren an, die die Stoa z.B. im frühen Christentum (Augustinus), in der islamischen Philosophie des 9. Jh. (an-Nazzam), im Mittelalter, der Renaissance (Lipsius) sowie der Frühen Neuzeit (Spinoza) bis hin zur Aufklärung (Kant) hinterlassen hat.

      Alle Teilnehmenden erhalten fundierte Einblicke in die Philosophiegeschichte der Antike und ihrer späteren Rezeption. Die Primärtexte lesen wir in deutscher Übersetzung, weitere Forschungsliteratur größtenteils auf Deutsch und bisweilen auf Englisch. Für Studierende der Philosophie bietet dieser Lektürekurs Kenntnisse zu Grundlagenschriften der Philosophiegeschichte. Ihr erworbenes Wissen können Sie je nach Bedarf und Modulanforderungen in Prüfungsformaten nach Absprache prüfen lassen. Studierende der Klassischen Philologie/Latinistik und Mittellatinistik vertiefen und erweitern ihr Wissen über eine der wirkmächtigsten philosophischen Traditionen der griechisch-römischen Antike. Sie können bei Bedarf eine individuelle Prüfungsleistung im Lesen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer Originaltexte Ciceros ablegen.

      Alle Texte für die wöchentliche Lektüre werden zu Semesterbeginn im Blackboard als Reader bereitgestellt.

      Sollten Sie vorab Fragen haben, schreiben Sie mich gern an: juliane.kueppers@fu-berlin.de.

    • 16325 Übung
      Logik der Gnade: Nicolas Malebranche (Bernd Roling)
      Zeit: Do 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: J 27/14 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Nicolas Malebranche (1638-1715) blieb es vorbehalten, als Reaktion auf den Siegeszug der cartesianischen Philosophie im 17. Jahrhundert jene große Alternative zu formulieren, die heute gemeinhin Okkasionalismus genannt wird und deren Echo bis zu Leibniz reicht. Die Philosophie des Okkasionalismus war in ihrem Kern theozentrisch, Gott sollte ein Höchstmaß an Bedeutung zugedacht sein, zugleich sollte er Herr über alle ursächlichen Zusammenhänge bleiben. Ebenso wie Malebranche zu diesem Zweck in den ‚Untersuchungen über die Wahrheit‘ eine Erkenntnistheorie entwickelte, die uns alle Ideen in Gott erschauen ließ, entwarf er im Anschluß in seiner ‚Abhandlung von der Natur und der Gnade‘, den er wiederholt überarbeitete, eine entsprechende Metaphysik, die entscheidende Fragen beantworten sollte. Wie ließen sich die Freiheit des Menschen und die göttliche Allmacht in Einklang bringen? Wie das göttliche Vorauswissen und die Autonomie menschlicher Handlungen? Wie die göttliche Gerechtigkeit, die nach dem Sündenfall, wie die Anhänger Augustins glaubten, alle Menschen verdammt hatte, und die göttliche Barmherzigkeit und Gnade? Welche Rolle sollte das Naturgesetz spielen? Welche Funktion hatte Jesus Christus? Das System, das Malebranche entwickelte, war provokant, an einigen Stellen, vor allem mit Blick auf die berüchtigte ‚Gefühlsgnade‘ mutet es fast surreal an, vor allem aber war es widerspruchsfrei und sollte für die ‚Theodizee‘ Leibniz‘ eine entscheidende Grundlage liefern. Im Seminar soll vor allem die ‚Abhandlung‘ gelesen und diskutiert werden.

      Literatur: Nicolas Malebranche, Abhandlung von der Natur und der Gnade (1712), übersetzt von Stefan Ehrenberg, Hamburg 1993, ders., Nicolas Malebranche, Von der Erforschung der Wahrheit. Drittes Buch, übersetzt von Alfred Klemmt, Hamburg 1968, The Cambridge Companion to Malebranche, hg. von Steven Nadler, Cambridge 2010.   

  • M3 Materielle Überlieferungskunde

    0070bB1.1
    • 16323 Übung
      Einführung in die Paläographie des Hoch- und Spätmittelalters (Bertram Lesser)
      Zeit: Fr 10:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: KL 29/235 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Übung verfolgt den Zweck, interessierte Philologen und Historiker, aber auch Angehörige der Nachbardisziplinen in die Eigenheiten jener hoch- und spätmittelalterlichen Schriftformen einzuführen, die allgemein unter dem Begriff "gotische Schriftarten" zusammengefasst werden. Diese bestimmen in ihren vielfältigen, zu verschiedenen Zwecken entwickelten Gestaltungsformen (Textualis, Bastarda, Kursive), die zahlreichen klösterlichen, universitären und laikalen Buchhandschriften. Eine Literaturliste wird in der ersten Seminarsitzung zu Verfügung gestellt, ebenso die Textvorlagen, die gemeinsam im Seminargespräch gelesen werden. Eine Exkursion in die Staatsbibliothek zu Berlin findet an einem Freitag zu Semesterende statt; die Einzelheiten hierzu werden noch bekannt gegeben.

  • M4 Lateinische Literatur des Hoch- und Spätmittelalters

    0070bB1.2
    • 16320 Vorlesung
      Bonaventura und die Franziskanerphilosophie im 13. Jahrhundert (Bernd Roling)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Franziskus mochte ebenso revolutionär wie egalistisch gewesen sein, schon seine Schüler der ersten Generation mußten realisieren, daß sie den Geist des Erzheiligen auch an die Universitäten zu tragen hatten. Spiritualität und intellektuelle Durchdringung der Theologie, Skepsis gegenüber einem zu weitreichenden Rationalismus, die philosophische Absicherung der Dogmatik und die Auseinandersetzung mit den großen Herausforderungen, vor die vor allem die Philosophie des Aristoteles die Theologie des 13. Jahrhunderts gestellt hatte, betrafen die Franziskaner ebenso wie die weltlichen Kleriker. Franziskaner gehörten zu den ersten Hörern an der Universität Oxford, Franziskaner besetzten die ersten Ordenslehrstühle in Paris; sie sollten mit ihren Konkurrenten aus dem Dominikanerorden zur Avantgarde des Christentums werden. Die Bandbreite ihrer ersten Denker reicht weit, vom technophilen Vertreter der Oxforder Franziskanerschule und Erben Robert Grossetestes, Roger Bacon, über Lichtmetaphysiker wie den Erzbischof von Canterbury John Peckham bis zu dem Verfasser der Summa Halensis, Alexander von Hales. Über allen aber steht der siebten General des Ordens, Bonaventura, in dessen breitgefaßtem Werk sich eine avicennistische Theologie mit tiefer Frömmigkeit und erbaulichen Schriften wie dem ‚Itinerarium mentis in Deum’, die zu Klassikern der christlichen Literatur werden sollten, vereinigen konnten. In der Vorlesung soll ein Überblick über die Franziskanertheologen des 13. Jahrhunderts gegeben werden.

      Literatur: Literatur: Arthur Armstrong (Hg.), The Cambridge History of Late Antique and Early Medieval Philosophy, Cambridge 2005; Kurt Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter, Stuttgart 2006, Theo Kobusch, Philosophie des Hoch- und Spätmittelalters (Geschichte der Philosophie 5), München 2011.

  • M5 Gattungen und Gattungstheorie

    0070bB1.3
    • 16322 Übung
      Philosophie der Stoa. Stoische Texte der Antike sowie deren Rezeption im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (Juliane Küppers)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 29/207 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      „Philosophie der Stoa. Stoische Texte der Antike sowie deren Rezeption im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“

      Wie können wir mit den Herausforderungen sowohl des alltäglichen Lebens als auch unserer menschlichen Grundkonstitution umgehen? Sogar bewusst unsere mentalen Belastungen lindern? Was ist unser Platz als Menschen im Kosmos – und wie können wir Wissen darüber erlangen? Die antike Philosophie der Stoiker – seit einigen Jahren wieder populär in Philosophiepublikationen und in den Medien – bietet Hilfe und Antworten an für Probleme des Alltags bis hin zu existentiellen Fragen der Menschheit. 

      In diesem Lektürekurs vollziehen wir die Ursprünge und Entwicklungslinien der Stoa als einer der bedeutendsten Traditionen der westlichen Philosophie nach. Die Stoiker schufen eine der ersten systematischen Philosophien der griechisch-römischen Antike und versuchten, Erkenntnistheorie/Logik, Physik und Ethik jeweils für sich und in Bezug zueinander konsistent auszuformulieren. Im Rahmen unserer Lektüre lernen Sie zunächst in einem Überblick die stoische Kosmologie/Physik sowie Erkenntnistheorie/Logik kennen, bevor wir uns vor allem ethischen Fragen zuwenden. Kann die Stoa in ihrer ursprünglichen Ausprägung ein Weg zu Gelassenheit, sogar zu Glück sein? Wie wirkt sich die stoische Ethik auf Gesellschaften und ihre Hierarchien aus? Was fällt Ihnen bei heutigen, zeitgenössischen Darstellungen und Anwendungen der stoischen Tradition auf?

      Wir lesen wesentliche Vertreter des Stoizismus mit einem Schwerpunkt auf Vertretern aus der Antike: Darstellungen der Lehren der frühesten Stoiker Zenon, Kleanthes, Chrysipp (3. Jh. v. Chr.), sowie Auszüge aus Ciceros Schriften zur mittleren Stoa, außerdem aus erhaltenen jüngeren stoischen Werken aus dem kaiserzeitlichen Rom (Seneca, Epiktet, Mark Aurel). Im letzten Semesterdrittel schauen wir uns exemplarisch und punktuell die Spuren an, die die Stoa z.B. im frühen Christentum (Augustinus), in der islamischen Philosophie des 9. Jh. (an-Nazzam), im Mittelalter, der Renaissance (Lipsius) sowie der Frühen Neuzeit (Spinoza) bis hin zur Aufklärung (Kant) hinterlassen hat.

      Alle Teilnehmenden erhalten fundierte Einblicke in die Philosophiegeschichte der Antike und ihrer späteren Rezeption. Die Primärtexte lesen wir in deutscher Übersetzung, weitere Forschungsliteratur größtenteils auf Deutsch und bisweilen auf Englisch. Für Studierende der Philosophie bietet dieser Lektürekurs Kenntnisse zu Grundlagenschriften der Philosophiegeschichte. Ihr erworbenes Wissen können Sie je nach Bedarf und Modulanforderungen in Prüfungsformaten nach Absprache prüfen lassen. Studierende der Klassischen Philologie/Latinistik und Mittellatinistik vertiefen und erweitern ihr Wissen über eine der wirkmächtigsten philosophischen Traditionen der griechisch-römischen Antike. Sie können bei Bedarf eine individuelle Prüfungsleistung im Lesen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer Originaltexte Ciceros ablegen.

      Alle Texte für die wöchentliche Lektüre werden zu Semesterbeginn im Blackboard als Reader bereitgestellt.

      Sollten Sie vorab Fragen haben, schreiben Sie mich gern an: juliane.kueppers@fu-berlin.de.

    • 16324 Übung
      Margaret Cavendish: Atomismus und Poesie (Bernd Roling)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: J 27/14 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Zu den eigenwilligen Kritikerinnen ebenso der cartesianischen wie auch der mechanistischen Philosophie des 17. Jahrhunderts, die erst seit einigen Jahren wiederentdeckt wird, zählt die Duchess of Newcastle, Lady Margaret Cavendish (1623–1673). Cavendish dürfte zu den vielseitigsten Wissenschaftlerinnen ihrer Zeit gehört haben, die ihre Thesen mit bemerkenswerter Autonomie vertrat und sich von vor allem männlicher Kritik an ihrer Person nicht irritieren ließ. Neben Gedichten, Theaterstücken, Briefen und ihrem heute wohl bekanntesten Werk, dem Sciencefiction-Roman ‚the Blazing World‘, legte Lady Cavendish eine ganze Galerie von naturphilosophischen Schriften vor, mit denen sie auf die Debatten ihrer Zeit Bezug nahm. Ausgehend von einem an Lukrez geschulten Atomismus, der dem Naturganzen die Aura des Unerklärlichen beließ, gelangte sie zu einem Materiebegriff, der vor allem die Annahme einer toten und unbelebten extensio, wie sie Descartes sehen wollte, in Frage stellte, und ihr einen vitalistischen Materialismus entgegenhielt. Konnte die Materie nicht selbst den Geist in sich enthalten? Lady Cavendishs Affirmation eines universalen und alleserfüllenden Lebens erweiterte sie im Laufe ihres Lebens um eine ökokritische Perspektive, die sie vor allem in ihren Gedichten zu Gehör brachte. Im Seminar soll eine Auswahl aus dem philosophischen Werk Lady Cavendishs gelesen werden.

      Literatur: Margaret Cavendish, Poems and Fancies, with the Animal Parliament, hg. von Brandie Siegfried, London 2018, Margaret Cavendish, Grounds of Natural Philosophy, hg. von Anne Thell, Peterborough 2020, Margaret Cavendish, Observations upon Experimental Philosophy, hg. von Eilleen O’Neill, New York 2001, Deborah Boyle, The Well-ordered Universe. The Philosophy of Margaret Cavendish, Oxford 2018.       

    • 16325 Übung
      Logik der Gnade: Nicolas Malebranche (Bernd Roling)
      Zeit: Do 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: J 27/14 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Nicolas Malebranche (1638-1715) blieb es vorbehalten, als Reaktion auf den Siegeszug der cartesianischen Philosophie im 17. Jahrhundert jene große Alternative zu formulieren, die heute gemeinhin Okkasionalismus genannt wird und deren Echo bis zu Leibniz reicht. Die Philosophie des Okkasionalismus war in ihrem Kern theozentrisch, Gott sollte ein Höchstmaß an Bedeutung zugedacht sein, zugleich sollte er Herr über alle ursächlichen Zusammenhänge bleiben. Ebenso wie Malebranche zu diesem Zweck in den ‚Untersuchungen über die Wahrheit‘ eine Erkenntnistheorie entwickelte, die uns alle Ideen in Gott erschauen ließ, entwarf er im Anschluß in seiner ‚Abhandlung von der Natur und der Gnade‘, den er wiederholt überarbeitete, eine entsprechende Metaphysik, die entscheidende Fragen beantworten sollte. Wie ließen sich die Freiheit des Menschen und die göttliche Allmacht in Einklang bringen? Wie das göttliche Vorauswissen und die Autonomie menschlicher Handlungen? Wie die göttliche Gerechtigkeit, die nach dem Sündenfall, wie die Anhänger Augustins glaubten, alle Menschen verdammt hatte, und die göttliche Barmherzigkeit und Gnade? Welche Rolle sollte das Naturgesetz spielen? Welche Funktion hatte Jesus Christus? Das System, das Malebranche entwickelte, war provokant, an einigen Stellen, vor allem mit Blick auf die berüchtigte ‚Gefühlsgnade‘ mutet es fast surreal an, vor allem aber war es widerspruchsfrei und sollte für die ‚Theodizee‘ Leibniz‘ eine entscheidende Grundlage liefern. Im Seminar soll vor allem die ‚Abhandlung‘ gelesen und diskutiert werden.

      Literatur: Nicolas Malebranche, Abhandlung von der Natur und der Gnade (1712), übersetzt von Stefan Ehrenberg, Hamburg 1993, ders., Nicolas Malebranche, Von der Erforschung der Wahrheit. Drittes Buch, übersetzt von Alfred Klemmt, Hamburg 1968, The Cambridge Companion to Malebranche, hg. von Steven Nadler, Cambridge 2010.