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Bücher für alle!

Offene Veranstaltung am Freitag, 24. Februar: Studierende unterstützen ehrenamtlich die Asylothek: eine offene Bücherei für Flüchtlinge am ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof

24.02.2017

Jonas Fischer (l.), Student im Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft, engagiert sich in der Tempelhofer Asylothek.

Jonas Fischer (l.), Student im Masterstudiengang Angewandte Literaturwissenschaft, engagiert sich in der Tempelhofer Asylothek.
Bildquelle: Ann-Kristin Müller

Ein Ort des Lernens und des kulturellen Austauschs für Menschen, die vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland geflohen sind, und Berliner Bürgerinnen und Bürger – das möchte die „Asylothek“ – die Asylbewerberheim-Bibliothek – in der Notunterkunft im Hangar 1 im ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof sein. Jonas Fischer, Student der Angewandten Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin, engagiert sich in dem über Spenden und ehrenamtliche Mitarbeit getragenen Projekt. Im campus.leben-Interview erläutert er das Konzept der Asylothek.

Herr Fischer, was unterscheidet eine Asylothek von gewöhnlichen Bibliotheken?

Zunächst vermutlich die Lage: Asylotheken befinden sich in direkter Nähe einer Unterkunft, in der Flüchtlinge leben. Asylotheken sind nicht nur Büchereien, sondern auch Begegnungsräume. Die an der Notunterkunft in Berlin-Tempelhof angesiedelte Asylothek ist ein idealer Ort, um in Ruhe lesen und lernen zu können. In den offenen Wohnhallen in den Hangars der Flüchtlingsunterkunft herrscht ständig Trubel, da ist Ruhe ein kostbares Gut. Fast 2000 Flüchtlinge leben in der Unterkunft im ehemaligen Flughafen Tempelhof nebenan, mit denen wir gemeinsam auch Veranstaltungen organisieren wie Lesungen oder Musikabende. Ansonsten haben wir, wie jede andere Bibliothek auch, natürlich Bücher. Nicht nur auf Deutsch, sondern auch in den Muttersprachen der Flüchtlinge.

Gibt es weitere Einrichtungen dieser Art in Deutschland?

Die erste Asylothek wurde 2012 von dem Architekten Günter Reichert in Nürnberg ins Leben gerufen. Grund für sein Engagement war das Fehlen von Bildungsangeboten in Erstaufnahmestellen und Gemeinschaftsunterkünften. Inzwischen wurden in ganz Deutschland rund 50 Asylotheken eröffnet. In Berlin gibt es neben der Einrichtung auf dem Tempelhofer Feld eine Asylothek in Weißensee.

Sie engagieren sich jetzt seit fast einem Jahr in Tempelhof. Wie kam es dazu?

Ich bin gemeinsam mit meiner Kommilitonin Friederike Oertel zu dem Projekt gestoßen. Wir studieren beide Angewandte Literaturwissenschaft und haben im Rahmen eines Studienprojekts in der Asylothek über Flüchtlinge und ihren Umgang mit Literatur recherchiert Jetzt gehören wir alle zum Team ehrenamtlicher Helfer, die den Betrieb aufrechterhalten.

Wie können Interessierte die Asylothek unterstützen?

Wir freuen uns über jede ehrenamtliche Helferin und jeden Helfer, die oder der mit anpackt – ob bei der Organisation von Lesecafés, Musik-Abenden oder einfach, um während der normalen Öffnungszeiten präsent zu sein. Zum Kennenlernen bieten sich die Treffen unseres Organisations-Teams an: alle zwei Wochen, immer mittwochabends von 18 bis 20 Uhr in der Asylothek in Tempelhof. Die Termine stehen auf unserer Facebook-Seite.

Was findet heute Abend in der Asylothek statt?

In unseren Räumen, die wir uns mit dem THF-Café teilen, wird ein InfoPoint – eine Informations- und Anlaufstelle für Flüchtlinge – des Projekts InfoCompass eröffnet. Wir haben dazu verschiedene Musiker eingeladen, es werden auch arabische Musikerinnen und Musiker aus der Unterkunft Tempelhof spielen. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Wir freuen uns über alle, die kommen.

Die Fragen stellte Annika Middeldorf