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Lufthoheit über Düppel

An einem alten Backsteinturm nisten seit März 2024 Turmfalken an der Freien Universität Berlin

16.04.2024

Einblick: Pünktlich am Ostersonntag lag das erste Turmfalken-Ei im Nest. Inzwischen sind es vier – sechs könnten es insgesamt werden.

Einblick: Pünktlich am Ostersonntag lag das erste Turmfalken-Ei im Nest. Inzwischen sind es vier – sechs könnten es insgesamt werden.
Bildquelle: Stabsstelle NE

Mehr Biodiversität. Inspiration für Nachhaltigkeit. Das Erleben einer intakteren Umwelt. Stärkung des Wir-Gefühls nach der langen Corona-Pause an der Universität. Gründe gab es reichlich, als sich fünf Mitglieder verschiedener Hochschulinitiativen – darunter die Teams von Blätterlaube, UniGardening und Blühender Campus – zusammenschlossen und sich 2023 erfolgreich für ein „FUturist“-Projekt der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie der Freien Universität Berlin bewarben, um Nistkästen für Turmfalken auf dem ansonsten eher an Greifvögeln armen Campus einzurichten.

„Die Standortsuche zog sich länger hin als gedacht“, sagt Leon von Salisch, ehrenamtlicher Leiter der Blätterlaube. „Erst am 22. Februar 2024 konnten wir – mit dem Okay des Nabu – den ersten Nistkasten am alten Backsteinturm neben dem Dekanat auf dem veterinärmedizinischen Campus Düppel anbringen.“

Kurz vor knapp, denn Anfang März endet in der Regel die Nistplatzsuche. Kaum zwei Wochen später aber waren die „Mieter“ bereits eingezogen. Kein Wunder, denn so komfortabel wie in dem hölzernen Kasten, der in den Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen der Stephanus-Stiftung gefertigt wurde, logieren Turmfalkenpaare selten. Über eine hochwertige Web-Cam können nun alle jederzeit am horstnahen Greifvogel-Alltag teilnehmen.

Hoher Einsatz: Sabine Heckmann von der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie füllt bei stürmischem Wetter in neun Metern Höhe den Nistkasten mit Einstreu.

Hoher Einsatz: Sabine Heckmann von der Stabsstelle Nachhaltigkeit & Energie füllt bei stürmischem Wetter in neun Metern Höhe den Nistkasten mit Einstreu.
Bildquelle: Stabsstelle NE

Wer etwas länger dran bleibt, sieht auch Folgendes: „Das Männchen, der Terzel, übergibt dem Weibchen eine Maus, anfangs war dies ein sogenanntes Brautgeschenk, um das Weibchen für die Partnerwahl zu beeindrucken. Das stärkt die Paarbindung“, erzählt Tobias Schober, Mitarbeiter der Campusbibliothek, der in der Corona-Zeit eine Ausbildung zum Falkner absolvierte. Verspeist wird die Beute allerdings nicht „daheim“. Das Weibchen fliegt damit davon, um die Maus draußen zu kröpfen.

Pünktlich am Ostersonntag lag das erste Ei im Nest. Inzwischen sind es vier – sechs könnten es insgesamt werden. Bis die Küken schlüpfen, werden rund 29 Tage vergehen. Damit über den Sommer auch alle großgezogen werden können, muss das Revier reich an Mäusen sein – Turmfalken jagen nur lebende Beute. Im Herbst werden die Jungtiere dann von den Alten vertrieben und müssen sich ein neues Revier suchen. Turmfalken sind Teilzieher und fliegen im Winter meist nach Südeuropa oder sogar Nordafrika. Die Alttiere sind sehr standorttreu und kommen jedes Jahr in ihren angestammten Horst zurück.

Inzwischen sucht das Team nach weiteren Standorten für Nistkästen. Was nicht ganz einfach ist, denn mindestens acht Meter hoch sollten sie liegen und möglichst unzugänglich sein. Der Nabu und das Landesdenkmalschutzamt Berlin haben auch ein Wörtchen mitzureden. Zusätzlich könnten alte Hornissenkästen für Waldkäuze umgebaut werden. Je mehr Artenvielfalt auf dem Campus, umso besser. Wie passend, dass die Freie Universität Berlin 2024 zum Themenjahr Biodiversität ausgerufen hat.