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campus.leben-Serie: Start-ups digitalisieren Wissenschaft und Lehre

Teil 1: die Schreib- und Publikationsplattform SciFlow

19.01.2017

Das Team von SciFlow: (hinten von links nach rechts): Fabian Richter, Viktor Hahn, Daniel Thyen, Sindhura Gujjula. (Vorn von links nach rechts): Dr. Carsten Borchert, Frederik Eichler.

Das Team von SciFlow: (hinten von links nach rechts): Fabian Richter, Viktor Hahn, Daniel Thyen, Sindhura Gujjula. (Vorn von links nach rechts): Dr. Carsten Borchert, Frederik Eichler.
Bildquelle: SciFlow

Ein junger Informatiker am europäischen Kernforschungszentrum CERN hat vor 25 Jahren das World Wide Web erfunden, weil er den Datenaustausch unter Forschern vereinfachen wollte – und hat damit die Grundlage für das heutige Internet geschaffen. Digitale Innovationen aus der Wissenschaft für die Wissenschaft entstehen auch an der Freien Universität Berlin. In einer Serie stellen wir Gründerinnen und Gründer und ihre Start-ups vor, die auf dem Campus digitale Helfer zum Forschen und Lernen entwickeln. Heute: die Schreib- und Publikationsplattform SciFlow.

SciFlow ist ein einfach zu bedienender Texteditor, mit dem die Nutzer wissenschaftliche Texte allein auf dem eigenen Computer und online gemeinsam mit anderen Autoren schreiben und bearbeiten können. Das Programm sichert die Dokumente, zeigt Änderungen an und verwaltet die Versionen übersichtlich. Auch Diskussionen zum Text können online geführt werden – so, als säßen alle im selben Büro. Außerdem unterstützt die Software die gängigen Literaturverwaltungsprogramme wie Mendeley, Citavi oder Endnote.

„Das ist aber noch nicht alles“, sagt Carsten Borchert. Der promovierte Betriebswirt und Mitgründer Frederik Eichler wollen den Kolleginnen und Kollegen mit SciFlow noch mehr Arbeit abnehmen: „Schreiben, Verbessern, Publizieren. Bis es fertig ist“, lautet der Werbespruch auf der Startseite, die mit munteren Illustrationen geschmückt ist. SciFlow unterstützt die Autoren bei der Suche nach passenden wissenschaftlichen Zeitschriften und Konferenzen für die Publikation und formatiert den Text automatisch nach den Vorgaben der Verlage oder Veranstalter. Mit nur einem Klick entsteht so ein passendes PDF-Dokument. Wenn SciFlow im April online geht, sollen die Nutzer mitentscheiden, welche Vorlagen das Team zuerst zur Verfügung stellt.

Digitale Schnittstelle zu Verlagen

Für Carsten Borchert ist das nur ein Zwischenschritt. „Am liebsten hätten die Verlage die Texte und Daten ja nicht im PDF-Format, sondern in einer Struktur, die sie ohne Umwege in ihrem eigenen System weiterverarbeiten können“, weiß er aus Gesprächen mit vielen möglichen Partnern. Denn auch dort werden die Artikel vor der Veröffentlichung noch von mehreren Personen begutachtet und lektoriert. Langfristig will SciFlow deswegen eine Schnittstelle zu der Software von Verlagen einrichten, um den Prozess vom Schreiben, Einreichen, Begutachten bis hin zur elektronischen oder gedruckten Publikation von Artikeln effizienter zu gestalten.

SciFlow und die Wissenschaft

Startseite der Schreib- und Publikationsplattform SciFlow

Startseite der Schreib- und Publikationsplattform SciFlow
Bildquelle: SciFlow

Im Moment ist das SciFlow-Team in der sogenannten Beta-Phase: Registrierte Nutzer können eine Vorversion der Software kostenlos erproben, über Fehler berichten und Vorschläge zur Optimierung machen. „Wenn es geht, sitzen wir daneben und sehen den Anwendern beim Arbeiten zu. So können wir schnell herausfinden, wie unser Produkt noch besser werden kann“, sagt der Betriebswirt. Rund 100 Teilnehmer hätten SciFlow bisher getestet, „darunter auch viele Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität“, sagt Borchert.

Anbindung an das Department Wirtschaftsinformatik

Wissenschaftlicher Mentor des Start-ups an der Freien Universität ist Martin Gersch, Professor für Betriebswirtschaftslehre am Department Wirtschaftsinformatik. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören technologiegetriebene Veränderungs- und Transformationsprozesse ebenso wie Informationsmanagement, weshalb er die Gründer optimal mit seinem Know-how unterstützen kann. Als Teilnehmer der Inkubationsprogramms „Profund Innovation XL“ wird das Team außerdem von der Gründungsförderung der Freien Universität beraten und nutzt Gründerräume auf dem Geocampus in Berlin-Lankwitz.

Das zweite Standbein hat die SciFlow GmbH in Magdeburg. Dort verfügt Carsten Borchert über gute Kontakte zur Otto-von-Guericke-Universität aus seiner Promotionszeit. Mit dem Kapital von drei Privatinvestoren und einer Förderung der Investitionsbank Sachsen-Anhalt aus dem Programm „Innovationassistent“ konnte das Start-up im vergangenen Herbst einen Designer für die sogenannte User Experience, also das Nutzererlebnis, einstellen, der das Gründerteam vervollständigt. „Außerdem suchen wir gerade einen weiteren Software-Entwickler zur Festanstellung.“ Das Team freut sich über Bewerbungen – ebenso wie über weitere Testnutzer, die sich mit dem Kontaktformular auf der Website anmelden können.

Weitere Informationen

Demnächst in Teil 2 der Serie: Memucho – schnell und zuverlässig lernen.