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Pitch Day: Überzeuge in 120 Sekunden!

Von der Universität ins eigene Unternehmen – diesen Sprung haben 21 Teams mit dem Berliner-Startup-Stipendium gewagt

02.08.2017

Pitch-Marathon im Charlottenburger Innovations Centrum: 21 Berliner Startup Stipendiaten aus vier Hochschulen präsentierten ihre Geschäftsideen.

Pitch-Marathon im Charlottenburger Innovations Centrum: 21 Berliner Startup Stipendiaten aus vier Hochschulen präsentierten ihre Geschäftsideen.
Bildquelle: Jo Ann Stuhr

Ihre Geschäftsideen haben Marktpotenzial, aber für die üblichen Förderprogramme sind ihre Projekte einfach noch nicht weit genug gediehen. So geht es vielen Gründungswilligen an der Schwelle zwischen Idee und Umsetzung. In solchen Fällen können die Freie Universität Berlin, die Charité - Universitätsmedizin Berlin, die Technische Universität Berlin und die Humboldt-Universität gemeinsam schnell und unbürokratisch ein Berliner-Startup-Stipendium vergeben, über das zwei bis vier Mitglieder eines Gründer-Teams mit jeweils 1.500 Euro monatlich über eine Laufzeit von sechs oder zwölf Monaten gefördert werden. So sind die Gründerinnen und Gründer nicht auf Nebenjobs angewiesen, können sich ganz ihrem Start-up widmen und einen Prototypen ihres Produkts entwickeln. Beim Pitch Day im Charlottenburger Innovations Centrum (CHIC) präsentierten die Stipendiatinnen und Stipendiaten kürzlich ihre Ideen, Stärken und Ergebnisse. Die besondere Herausforderung: Jedes Team hatte für seinen Auftritt nur zwei Minuten Zeit.

Unterstützung beim ersten Schritt auf den Markt: das Berliner-Startup-Stipendium.

Unterstützung beim ersten Schritt auf den Markt: das Berliner-Startup-Stipendium.
Bildquelle: Jo Ann Stuhr

Der Produktdesigner Mladen Milosevic stellt das Blloc Phone vor, das mit einem innovativen, effizienten und sicheren Betriebssystem ganz für berufliche Nutzung optimiert ist.

Der Produktdesigner Mladen Milosevic stellt das Blloc Phone vor, das mit einem innovativen, effizienten und sicheren Betriebssystem ganz für berufliche Nutzung optimiert ist.
Bildquelle: Jo Ann Stuhr

„Ich bin froh, dass ich länger als 120 Sekunden sprechen darf“, bekannte Staatssekretär Christian Rickerts zuvor bei der Begrüßung. Der Absolvent der Freien Universität Berlin ist heute bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unter anderem für die Förderung von Start-ups mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds verantwortlich. Aus dieser Quelle kommt auch das Geld für das Stipendienprogramm. Sichtlich erfreut stellte Christian Rickerts die Ausschreibung einer neuen Förderrunde vor und schloss damit, dass er nun neugierig sei, welche Wirkung das Programm erziele.

Den Auftakt für den Pitch-Marathon machte Mladen Milosevic vom Team Blloc der Freien Universität Berlin, das ein Smartphone mit Betriebssystem speziell für Geschäftsleute entwickelt. Sein letzter Satz nach 120 Sekunden wurde zwar von der Schlussglocke unterbrochen, doch eigentlich hatte der Produktdesigner das Wichtigste gesagt: Smartphones sind heute auf Entertainment ausgerichtet. Zum Arbeiten braucht man diese Funktionen nicht, sie lenken nur ab. Deshalb entfernen oder sperren Unternehmen viele dieser Anwendungen auf den Dienst-Handys ihrer Mitarbeiter. Beim Kauf zahlen die Firmen also für Leistungen und Produkte, die sie gar nicht benötigen – und wer will das schon? Deshalb sind Blloc Phones reduziert, robust und effizient – also ganz für die berufliche Nutzung optimiert.

Michael Tegtmeier (links) und Otto König (rechts) von Turbit Systems optimieren mit ihrer Software Windenergieanlagen.

Michael Tegtmeier (links) und Otto König (rechts) von Turbit Systems optimieren mit ihrer Software Windenergieanlagen.
Bildquelle: Jo Ann Stuhr

Auf Reduktion setzte auch das Team von Turbit Systems von der Freien Universität Berlin – halb freiwillig, weil die Gründer aus Zeitnot ohne Präsentationsmaterial pitchen mussten – aber auch aus Überzeugung: „Wir haben keine Powerpoint-Folien dabei, denn wir kommen gerade von der Autobahn – aus Schleswig-Holstein, wo wir auf Vertriebstour waren. Ich sach‘ mal: Moin!“, grüßte Michael Tegtmeier in die Runde. So knapp mögen es die Menschen in Norddeutschland, weiß der Physiker und angehende Betriebswirt, deshalb hat er sich auch im Verkaufsgespräch darauf eingestellt: „Das Problem: 40 Prozent aller Windräder sind nicht korrekt zum Wind ausgerichtet und können deshalb nicht ihre volle Leistung bringen. Mit unserer Technik richten wir sie perfekt aus. So erzeugen sie fünf Prozent mehr Energie. Das rechnet sich.“ Der Gründer legte eine kurze Pause ein, um die Botschaft wirken zu lassen, dann legte er nach: „Mit den Daten, die wir sammeln, können wir aber noch mehr: zum Beispiel vorhersagen, wann die nächste Wartung fällig wird oder wann Bauteile ersetzt werden müssen.“

Auftakt zum geselligen Teil des Abends: Das Team GelTouch Technologies (v. r. n. l.: René Sachse, Paul Krause und Christian Stöcklein) wird von Steffen Terberl (l.), Leiter von Profund, für den besten Pitch ausgezeichnet.

Auftakt zum geselligen Teil des Abends: Das Team GelTouch Technologies (v. r. n. l.: René Sachse, Paul Krause und Christian Stöcklein) wird von Steffen Terberl (l.), Leiter von Profund, für den besten Pitch ausgezeichnet.
Bildquelle: Jo Ann Stuhr

Im Zwei-Minuten-Takt ging es weiter, die meisten Redner wirkten im Pitch-Handwerk schon recht geübt: Mit Fakten und einer für Laien verständlichen Sprache überzeugten sie das Publikum, das am Ende des Abends über die beste Präsentation abstimmen sollte. Auf den ersten Platz wurde schließlich GelTouch Technologies von der Technischen Universität Berlin gewählt. Das Team entwickelt programmierbare Oberflächen, auf denen nach Bedarf real fühlbare Knöpfe erzeugt werden. Das weiche, ebene Material erhärtet an den Stellen, die durch Berührung erwärmt werden. So entstehen Knöpfe, wenn Nutzer haptische Unterstützung brauchen – etwa in Form einer Tastatur zum Tippen. Belohnt wurde die überzeugende Vorstellung des Gründer-Teams mit einer Einladung zum internationalen Technologie-Festival „Tech Open Air“, das im Juli in Berlin stattfand. Fazit des Abends: Berliner-Startup-Stipendiatinnen und -Stipendiaten haben nicht nur gute Ideen, sondern können sie auch überzeugend präsentieren.

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