Springe direkt zu Inhalt

Ein neues Dach für Gründungsforschung und -lehre

Am 9. Juni wird der Digital Entrepreneurship Hub an der Freien Universität Berlin eröffnet / Vorträge, Podiumsdiskussion und Ausstellung bei der Langen Nacht der Wissenschaften

06.06.2018

Unternehmerisches Denken und Handeln lernen: Der Digital Entrepreneurship Hub wird Veranstaltungen für Studierende, Promovierende und Postdocs anbieten.

Unternehmerisches Denken und Handeln lernen: Der Digital Entrepreneurship Hub wird Veranstaltungen für Studierende, Promovierende und Postdocs anbieten.
Bildquelle: Hannes Rothe

Am Department Wirtschaftsinformatik des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität entsteht ein neues Zentrum für Gründungsforschung und -lehre: Der Digital Entrepreneurship Hub (DEH) soll die gründungsbezogenen Aktivitäten verschiedener Fachbereiche bündeln und zugleich eine Schnittstelle für externe Kooperationen bilden. Initiatoren des DEH sind die Professoren Martin Gersch und Hannes Rothe sowie Janina Sundermeier, promovierte Betriebswirtschaftlerin. Am Department Wirtschaftsinformatik bieten die beiden Wissenschaftler und die Wissenschaftlerin selbst Veranstaltungen zu Entrepreneurship – unternehmerisches Denken und Handeln – an. Mit einer Lehr- und Austauschplattform (byCoKit) unterstützt das Team außerdem Gründungslehrende anderer Fachbereiche und Hochschulen: Diese können aus vorhandenen Bausteinen Lehrmaterial für eigene Vorlesungen und Seminare zusammenstellen. Über den Digital Entrepreneurship Hub sprach campus.leben mit Hannes Rothe, Juniorprofessor für Educational Service Engineering und IT-Entrepreneurship am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft.

Herr Professor Rothe, wer wohnt unter dem Dach des Digital Entrepreneurship Hub, und was passiert dort? 

Wir werden Forschende, Lernende sowie Gründerinnen und Gründer einladen, sich unter diesem Dach über unternehmerisches Denken und Handeln in einer digitalisierten Welt auszutauschen. In gemeinsamen Projekten und Veranstaltungen wollen wir über alle Fachbereiche hinweg die Diskussion über Entrepreneurship anregen. Jeder kann seine Perspektive einbringen. Zu unseren Partnern gehören ebenso die BWL-Professoren Jörg Sydow mit dem Schwerpunkt Gründen in Netzwerken und Carsten Dreher mit dem Schwerpunkt Technologiemanagement und Ideenentwicklung wie der Chemiker Professor Rainer Haag oder Professorin Petra Skiebe-Corrette aus der Biologie mit dem Schwerpunkt Gründen in den Naturwissenschaften. 

Ist Unternehmertum heute zwangsläufig digital?

Wir kaufen Kleidung, Möbel und Essen von zu Hause aus und buchen ein Auto oder ein Fahrrad mit dem Smartphone. Im Zuge der Digitalisierung werden zunehmend mehr Lebensbereiche in Daten übersetzt, sodass wir immer mehr Entscheidungen auf Basis von Daten treffen können. Aber Daten sind nicht mit Wissen gleichzusetzen. Wir müssen sie erst in Informationen und dann in Wissen umwandeln. Digitale Entrepreneure erkennen die wichtigen Probleme, denen man in der Welt begegnet und können sie mit technischen Systemen lösen. An der Universität sind wir für solche Fragen gut aufgestellt: Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben gelernt, Probleme zu erkennen, in Form bearbeitbarer Daten zu beschreiben und einzuschätzen. Zusätzlich vermitteln wir die Kompetenzen, die man braucht, um konkrete Lösungsvorschläge vorzubereiten. Eine Statistikerin kann zum Beispiel ein Datenmodell kreieren, ein Informatiker eine Software programmieren, eine Literaturwissenschaftlerin kann einen kritischen Diskurs in Form eines Blogs initiieren.

Dr. Janina Sundermeier, Prof. Dr. Hannes Rothe und Prof. Dr. Martin Gersch (v.l.n.r.) sind die Initiatoren des Digital Entrepreneurship Hub an der Freien Universität Berlin.

Dr. Janina Sundermeier, Prof. Dr. Hannes Rothe und Prof. Dr. Martin Gersch (v.l.n.r.) sind die Initiatoren des Digital Entrepreneurship Hub an der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Marion Kuka

Probleme zu lösen, bedeutet aber nicht unbedingt, dass man damit auch Geld verdienen kann. Wo bleibt das Unternehmertum?

Grundsätzlich hilft unternehmerisches Denken auch in der Forschung oder bei gemeinnützigen Projekten, denn auch ohne die Absicht Gewinne zu erzielen, geht es dort um Ressourcen und Ergebnisse. Aber wir wollen Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch darauf vorbereiten, ihre Lösungen auf den Markt zu bringen. Deshalb bieten wir fachübergreifende und fachspezifische Lehrveranstaltungen für Gruppen mit verschiedenen Anforderungen an – für Bachelor- und Masterstudierende, für Promovierende und Postdocs, sogar für Schülerinnen und Schüler.

Wie nutzen Sie dabei die Erkenntnisse aus der Gründungsforschung?

In der Forschung galt lange die These, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale dafür verantwortlich sind, ob eine Gründerin oder ein Gründer erfolgreich ist. Heute wissen wir, dass diese Hypothese falsch ist. Menschen haben zwar unterschiedliche Fähigkeiten und Voraussetzungen, aber unternehmerisches Denken, Handeln und auch Gründen lässt sich lernen. Die Forschung zeigt aber auch, dass es sinnvoll ist, die Unterstützung möglichst individuell anzupassen. Wer gern im Voraus plant, kann im BusinessplanLab der Freien Universität einen Businessplan bis ins Detail ausarbeiten. Wer lieber sofort in die Praxis starten möchte, kann sich im Funpreneur-Wettbewerb ausprobieren. So hat jeder auf seine Weise Spaß am Gründen. Meine Kollegin Janina Sundermeier greift einen weiteren Aspekt auf: In ihrer Veranstaltung „Women Ventures“ wird es im August darum gehen, wie Frauen gründen und welche Vorteile Diversität im Gründungsteam bietet.

Welchen besonderen Bedarf bedient das „Postdocs-to-Innovators Network“? 

Die Zielgruppe der Postdocs gerät häufig aus dem Blick, wenn es um Entrepreneurship und Karriereentwicklung geht. Dabei sind sie hochqualifiziert, können komplexe Probleme analysieren und Lösungen anbieten. Zudem sind sie häufig prekär beschäftigt und haben Interesse, ihre Karriere innerhalb oder außerhalb der Universität voranzubringen. Das Postdocs-to-Innovators Network bereitet sie darauf vor, in ein Unternehmen oder in die eigene Ausgründung zu wechseln. Zum Programm gehören Messen, Workshops und Summer Schools, die wir gemeinsam mit Unternehmen und den Partneruniversitäten in Paris, Glasgow, Cambridge und Innsbruck veranstalten.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher zur Eröffnung des Digital Entrepreneurship Hub bei der Langen Nacht der Wissenschaften?

Wir laden Unternehmerinnen und Unternehmer, Forschende und Studierende ein, mit uns über Gründungslehre, Gründungsforschung und Diversität zu diskutieren. Dabei fragen wir unter anderem, ob Forschen und Gründen sich manchmal auch ausschließen und wie ein Gründungsprozess familienfreundlich gestaltet werden kann. Es wird Vorträge von Seriengründern und Forschern geben. Lehrende und Studierende simulieren auf der Bühne Entrepreneurship-Seminare, damit sich die Besucherinnen und Besucher besser etwas unter Lehrveranstaltungen zum Thema Gründen vorstellen können. Ein Team von Masteranden wird zeigen, wie sie parallel zum Studium ihr Start-up aufgebaut haben. Außerdem stellen Studierende und Entrepreneure ihre innovativen Projekte in einer Ausstellung vor.

Die Fragen stellte Marion Kuka.

Weitere Informationen

  • Rahmenprogramm zur Gründung des Digital Entrepreneurship Hub auf der Langen Nacht der Wissenschaften an der Freien Universität Berlin
    • Samstag, 9. Juni 2018, 18.00 bis 22.00 Uhr
    • Habelschwerdter Allee 45 (Rostlaube), Hörsaal 2 (KL 29)
    • Programm im Detail
  • Website des Postdocs to Innovators Network: www.p2i-network.eu
  • Website des Women Ventures Kurs: www.womenventures.digital
  • Website von Profund Innovation: www.profund.fu-berlin.de