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Finale am Wannsee

Drei Start-ups aus dem Umfeld der Freien Universität Berlin traten beim NFUSION Sommerfest um den Gründungspreis der Berliner Sparkasse an

30.06.2022

Gruppenbild der Finalteams im Garten

Strahlende Gewinnerin: Stella Neidhöfer (4. v. r.), Mitgründerin von YIN YOUNG & YOU, nahm den mit 5.000 Euro dotierten Gründungspreis der Berliner Sparkasse entgegen. Die Finalteams recoupling und Omiqa Bioinformatics erhielten je 1.000 Euro.
Bildquelle: Bernd Wannemacher

Vorsorge für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, Paartherapie per App oder digitale Unterstützung für die Biotech-Forschung – drei erfolgreiche Gründungsideen, drei überzeugende Auftritte, drei wichtige Anliegen. Doch nur eine Stimme durfte jeder Gast abgeben, um das Team zu küren, das in diesem Jahr den Gründungspreis der Berliner Sparkasse erhält.

Verliehen wurde die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung auf dem gemeinsamen Sommerfest von NFUSION Entrepreneurs Network Freie Universität Berlin, der Berliner Sparkasse und Profund Innovation, der Service-Einrichtung für die Förderung von Unternehmensgründungen und Innovationen in der Abteilung Forschung der Freien Universität Berlin. Schauplatz war wie fast jedes Jahr das Veranstaltungshaus der Berliner Sparkasse direkt am Wannsee.

Neben dem Generalbevollmächtigten der Berliner Sparkasse Olaf Schulz und dem Präsidenten der Freien Universität Berlin Professor Günter M. Ziegler begrüßte auch Michael Biel, Staatsekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, die rund 180 Gäste. Mit der Freien Universität Berlin verbinde ihn sein Studium der Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut, die Verbindung zur Start-up-Szene sei ihm eine Herzensangelegenheit, betonte er.

„Start-ups sind einer der Gründe, warum es Berlin heute wirtschaftlich besser geht als noch vor einigen Jahren. Das ist euer Verdienst!“, sagte Michael Biel und richtete sich damit an die Gründenden im Publikum. Aber auch die Hochschulen hätten ihren Anteil daran: Ohne sie wäre Berlin heute nicht die Start-up-Hauptstadt Europas, fügte er hinzu.

Dass die Berliner Start-up-Szene auch dank der Arbeit der Hochschulen floriert, bewiesen die drei Finalisten mit ihren Präsentationen. Die Teams waren zuvor durch eine Fachjury ausgewählt worden und warben nun um Stimmen aus dem Publikum.

Omiqa analysiert große Mengen biologischer Daten

Den Anfang machte Alexander Neumann, Mitgründer der Omiqa Bioinformatics GmbH. Das Unternehmen analysiert große Mengen biologischer Daten, um die biomedizinische Forschung in Biotech-Unternehmen und in wissenschaftlichen Einrichtungen zu beschleunigen. Mit speziellen Methoden der Sequenzdatenanalyse hilft Omiqa beispielsweise bei der Früherkennung von Krebserkrankungen, der Entwicklung personalisierter Medikamente und bei der Charakterisierung von Wirkstoffmechanismen.

„Wenn etwa ein Wirkstoff gesucht wird, der verhindern soll, dass sich bestimmte Tumorzellen vermehren, dann kommen dafür in der Regel viele Tausend verschiedene Moleküle infrage, die getestet werden müssen. Es dauert um die 13 Jahre und kostet rund zwei Milliarden Euro, ein neues Medikament auf den Markt zu bringen“, erläuterte der promovierte Biochemiker.

Omiqa digitalisiere diesen Matching-Prozess. „Wir nutzen 40 Milliarden Datenpunkte über die Tumorzelle und suchen nach schädlichen Veränderungen in ihrem Erbgut, auf die ein Wirkstoff abzielen könnte.“ So ließen sich rund drei Jahre Entwicklungszeit und ein großer Teil der initialen Kosten einsparen. Seit der Gründung im vergangenen Jahre habe Omiqa bereits 30 Projekte für 20 Kunden ausgeführt.

recoupling ermöglicht Beziehungsarbeit per App

Über mangelnde Nachfrage konnte sich auch das zweite Team im Finale, die recoupling UG, nicht beklagen. Nach der Corona-Zeit drohe eine Trennungswelle, in vielen Paarbeziehungen seien Konflikte aufgetreten, sagte Mitgründerin Jaane Henning. Die App von recoupling bietet wissenschaftlich fundierte Paartherapie unter anderem in Form von Übungen oder Quizzes für glücklichere Beziehungen. Paare können sich innerhalb der App austauschen oder online an Gruppensessions mit Paartherapeutinnen und -therapeuten teilnehmen.

„Wir wollen Beziehungsarbeit spielerisch und so einfach wie möglich machen“, sagte die Psychologin und Paartherapeutin. Das digitale Angebot sei jederzeit und ohne Hürden zugänglich. Während eine klassische Therapie-Stunde zwischen 150 und 300 Euro koste, gebe es bei recoupling kostenlose Module sowie ein Basispaket für 12,99 Euro im Monat.

YIN YOUNG & YOU fördert die psychische Gesundheit von Kindern

Das dritte Team im Finale, das Start-up YIN YOUNG & YOU, bietet seine App für Kinder und Jugendliche kostenfrei an. „Wir sind ein Social Business, finanzieren uns über Fördermittel und Spenden und kooperieren mit Krankenkassen und Sozialträgern“, erläuterte Mitgründerin Stella Neidhöfer. Die Präventions-App Mondori© soll helfen, die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nachhaltig mit kreativen und bewegungsorientierten Therapiemethoden stärken.

Plüsch-Faultier sitzt als Maskottchen neben einer großen Stoppuhr

Die Figur „Fauli, das Faultier“ leitet durch das Programm der App und war als Maskottchen bei der Präsentation dabei.

Übungen werden über die App spielerisch angeleitet, aber fernab vom Smartphone ausgeführt. Die Figur „Fauli, das Faultier“ leitet durch das Programm, das dabei hilft, den Selbstwert zu stärken, Emotionen zu regulieren und Ressourcen zu entdecken. Auch die Eltern werden einbezogen. „Kinder und Jugendliche können zum Beispiel ein Tagebuch führen und entscheiden, ob sie Einträge mit ihren Eltern teilen wollen“, sagte Stella Neidhöfer. Die Präventions-App wurde von Fachleuten gemeinsam mit Familien entwickelt und ist vor allem für Kinder von psychisch belasteten Eltern gedacht.

Nach den Pitches wurde per Smartphone abgestimmt – und so stand das Ergebnis schnell fest: Der diesjährige Gründungspreis der Berliner Sparkasse ging an YIN YOUNG & YOU. Mitgründerin Stella Neidhöfer nahm den Scheck über 5.000 Euro Preisgeld, Blumen und Glückwünsche strahlend entgegen. Die beiden weiteren Teams erhielten jeweils ein Preisgeld von 1.000 Euro.

Weitere Informationen

Der Gründungspreis ist Teil einer Kooperation zwischen der Berliner Sparkasse und der Freien Universität Berlin. Die Kooperation umfasst zudem die Unterstützung von Gründungsinteressierten aus der Hochschule auf dem Weg in die Selbstständigkeit.

Die Teams im Finale:

NFUSION Entrepreneurs Network Freie Universität Berlin vernetzt Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Reihen der Freien Universität Berlin und kooperierender Einrichtungen wie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Junge Gründerinnen und Gründer treffen auf erfolgreiche Entrepreneurinnen und Entrepreneure und Fachleute und profitieren von deren Know-how.

Profund Innovation, eine Service-Einrichtung der Abteilung Forschung der Freien Universität, unterstützt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende und Alumni dabei, Anwendungsideen zu entwickeln, selbst ein Unternehmen zu gründen oder wissenschaftliche Ergebnisse gemeinsam mit anderen Unternehmen zu verwerten. Profund Innovation hilft unter anderem dabei, Fördermittel für die Startphase zu beantragen. In der Start-up-Villa der Freien Universität stehen Büroräume für 25 Teams bereit, gleich nebenan entsteht das Technologie- und Gründungszentrum FUBIC mit Büros und Laboren für junge Unternehmen in der Wachstumsphase.