Springe direkt zu Inhalt

Herzgesund dank App

Mio Health, eine Ausgründung der Freien Universität Berlin, entwickelt Europas erste digitale Klinik für Menschen mit Herzerkrankungen

21.07.2022

Gesund leben: Die App Mio Health unterstützt Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, ihren Lebensstil nachhaltig zu ändern.

Gesund leben: Die App Mio Health unterstützt Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, ihren Lebensstil nachhaltig zu ändern.
Bildquelle: Pexels / Marcus Aurelius

Etwa 7.000 Liter Blut bewegt das menschliche Herz täglich durch den Körper und versorgt so Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff. Stockt der Blutstrom, droht ein Herzinfarkt – häufig mit schweren Folgen für die Betroffenen. Nach überstandenem Herzinfarkt ist eine herzgesunde Lebensweise besonders wichtig. Aber welche Lebensmittel senken den Blutdruck? Welche Sportarten sind gut für das Herz? Und ist Kaffee ungesund für „die Pumpe“? Die App Mio Health liefert Antworten und unterstützt herzkranke Menschen nach einem Infarkt dabei, Routinen für ein gesundes Herz in ihren Alltag zu integrieren. 

Max Schubert ist einer der drei Gründer von Mio Health. Sein Vater erlitt vor zwei Jahren einen Herzinfarkt – der Gründungsmoment von Mio Health. „Die Akutversorgung bei einem Herzinfarkt ist in deutschen Krankenhäusern sehr gut. Aber wenn man nach ein paar Tagen die Klinik verlässt, gibt es für Betroffene keine langfristige Begleitung“, sagt Max Schubert. 

Virtuelle Klinik in der Hosentasche

Körperliche Aktivität, sich herzgesund ernähren, Stress reduzieren – über die Anpassung des Lebensstils könne man Herzinfarkten und Re-Infarkten in mehr als 80 Prozent der Fälle vorbeugen, berichtet Schubert. Mio Health setzt bei der Nachsorge und Therapiebegleitung an. Ein personalisiertes Gesundheitsprogramm unterstützt Betroffene spielerisch dabei, das Herz gesund zu halten und ihren Fortschritt zu verfolgen. Jeden Tag eine Viertelstunde, so das Versprechen von Mio Health, reiche aus, um einen herzgesunden Lebensstil zu erlernen und sich so gesund zu halten. 

Zur Nachsorge nach einem Herzinfarkt gehört in Deutschland auch das Angebot einer dreiwöchigen kardiologischen Reha. Wer die Gelegenheit wahrnimmt, lernt auch hier die Grundlagen für einen gesunden Lebensstil und erfährt Unterstützung auf dem Weg von der Akutbehandlung in der Klinik zurück in den Alltag. 

Mio Health kann ergänzend für Motivation sorgen und an die guten Vorsätze erinnern. „Drei Wochen ist ein kurzer Zeitraum, um seinen Lebensstil nachhaltig zu ändern. Wir gehen gezielt auf die persönlichen Risikofaktoren der Patientinnen und Patienten ein und helfen ihnen, das in der Reha erlernte Wissen in ihren persönlichen Alltag zu integrieren“, sagt Max Schubert.

Die Gründer von Mio Health: Jonas Schumacher, Chris Steden und Max Schubert

Die Gründer von Mio Health: Jonas Schumacher, Chris Steden und Max Schubert
Bildquelle: Mio Health

Die langfristige Nachsorge bestehe nach einem Herzinfarkt in Deutschland vor allem aus einer medikamentösen Therapie, sagt Schubert. Zwei Mal im Jahr sollten Betroffene außerdem eine ärztliche Fachkraft zur Kontrolluntersuchung aufsuchen. „Dieses Angebot wollen wir ergänzen“, sagt Mitgründer Chris Steden. Der Bedarf ist groß: Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. 

Schon während des Studiums in der Start-up-Szene

Eine große Hürde haben die Unternehmer diesen Sommer genommen: Seit Juli ist Mio Health in Europa als Medizinprodukt zugelassen. Im nächsten Schritt geht es darum, die App Menschen mit einer Herzkrankheit zugänglich zu machen. Dafür möchte das Team die Zusammenarbeit mit Krankenkassen, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und Kliniken ausbauen. Schon jetzt können die Patientinnen und Patienten die App im Rahmen einer Studie kostenlos testen oder als Selbst-Zahler im Abo-Modell darauf zugreifen. Das Angebot von Mio Health soll neben dem deutschen Markt auch in anderen europäischen Ländern ausgerollt werden.

Begleitet werden die Gründer Jonas Schumacher, Chris Steden und Max Schubert von einem medizinischen und wissenschaftlichen Beirat. Eine Psychologin ergänzt das Team mit ihrem Knowhow zur Verhaltensänderung.

Unterstützt wird das Team auch von Profund Innovation, der Service-Einrichtung für die Förderung von Unternehmensgründungen und Innovationen in der Abteilung Forschung der Freien Universität. Das Start-Up hat ein Büro in der Gründervilla, profitiert dort auch von dem kollegialen Austausch der Gründenden untereinander. Seit Dezember vergangenen Jahres wird Mio Health mit einem EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. „Sich ganz auf sein Projekt konzentrieren zu können, ist natürlich wahnsinnig toll“, sagt Max Schubert. 

Schon während ihres Studiums der Wirtschaftsinformatik an der Freien Universität hatten Chris Steden und Max Schubert Start-Up-Luft geschnuppert: 2019 nahmen sie erfolgreich am Ideenwettbewerb „Research to Market Challenge“ teil, vor der Gründung von Mio Health arbeiteten sie bereits in anderen Start-ups. „Wir können Studierenden wirklich jeder Fachrichtung nur raten: Schaut, ob das Gründen oder die Arbeit in einem Start-up etwas für euch ist“, sagt Max Schubert. 

Für Mio Health haben die Gründer noch große Pläne: Nicht nur zur Nachsorge und Therapie soll die App genutzt werden. Auch die Diagnose und das Monitoring bei Herzkrankheiten sollen in Zukunft möglich werden. Eine virtuelle Herzklinik in der Hosentasche sozusagen. „Unser übergeordnetes Ziel ist es“, sagt Max Schubert, „bei unseren Nutzerinnen und Nutzern die Anzahl der gesunden Lebensjahre mit hoher Lebensqualität zu steigern.“

Weitere Informationen

Die Freie Universität Berlin fördert Unternehmensausgründungen mit der Service-Einrichtung Profund Innovation in der Abteilung Forschung. Profund Innovation unterstützt Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Alumni dabei, Anwendungsideen für ihre Forschung zu entwickeln, Start-ups oder Spin-Offs zu gründen sowie Forschungsergebnisse gemeinsam mit etablierten Unternehmen zu verwerten. Das EXIST-Gründerstipendium ist ein Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums und wird durch den Europäischen Sozialfonds kofinanziert.