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„Hätte ich nicht geholfen, hätte es ein anderer getan“

Student der Freien Universität rettet 82-Jährigen vor dem Ertrinken

21.08.2009

Florian Wessels rettete einen Menschen vor dem Ertrinken im Landwehrkanal

Florian Wessels rettete einen Menschen vor dem Ertrinken im Landwehrkanal
Bildquelle: Jan Hambura

Er sieht sich nicht als Held. Was er getan hat, sei selbstverständlich, sagt Florian Wessels. In der Nacht zum Mittwoch hat der Student der Freien Universität ein Menschenleben gerettet. Er bewahrte einen 82-jährigen Rentner vor dem Ertrinken im Landwehrkanal.

Florian Wessels befindet sich gerade auf dem Heimweg. Es ist Dienstagabend, kurz vor Mitternacht. Der 29-Jährige hat gemeinsam mit einer Freundin das "Internationale Tanzfest" in Berlin-Mitte besucht. Als die beiden den Abend am Landwehrkanal unweit der Hobrechtbrücke ausklingen lassen, hören sie etwas ins Wasser fallen.

„Zuerst dachte ich, ein Hund wäre ins Wasser gesprungen“, sagt Florian Wessels. „In der Nähe standen drei Personen. Ich nahm an, der Hund würde zu ihnen gehören.“ Doch schon nach wenigen Augenblicken wird ihm klar: Der vermeintliche Hund ist ein Mensch. Keiner der Passanten springt dem Mann hinterher. Später wird sich herausstellen, dass sich die Drei in einem Schock-Zustand befanden und teilweise nicht schwimmen konnten.

Zehn Minuten hält er den scheinbar leblosen Körper über Wasser

Der scheinbar leblose Körper treibt mittlerweile Kopf über im Wasser. Wessels überlegt nicht lange. Er zieht seine Schuhe und die Hose aus und springt ins Wasser. Der Student schwimmt dem Mann zu Hilfe. Er versucht, dem ertrinkenden Erich R. Mut zuzusprechen. Dieser flüstert nur „Hilf!“ und wird daraufhin ohnmächtig. Florian Wessels gelingt es, den 82-Jährigen zu greifen und mit ihm ans Ufer zu schwimmen. Dort hat Wessels wieder festen Boden unter den Füßen und kann den Körper im Wasser stützen. An Land ziehen kann er ihn nicht, die Uferböschung ist dafür zu steil. Nach rund zehn Minuten kommen ihm Polizei und Feuerwehr zu Hilfe. Der bewusstlose Rentner wird vom Notarzt auf die Intensivstation gebracht. Die Polizei vermutet, dass er sich das Leben nehmen wollte.

Zeitungen feiern Florian Wessels wie einen Helden

Florian Wessels, der Theaterwissenschaft und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft am Peter-Szondi-Institut der Freien Universität studiert, wird tags darauf wie ein Held gefeiert. „Berliner Student rettet Rentner vor dem Ertrinken“ titelt die „Berliner Morgenpost“. Doch für Florian Wessels ist sein Einsatz „nichts Besonderes“ gewesen: „Wäre ich nicht gesprungen, so hätte jemand Anderes dem Mann geholfen.“

Helfen ist für Florian Wessels keine Frage des Notfalls, für ihn ist es eine  Selbstverständlichkeit in allen Lebenslagen. Gemeinsam mit einem Freund bietet er jungen Schriftstellern in der „Galerie ORi“ in Berlin-Neukölln jeden Donnerstag eine Lesebühne. Bekannte und junge Autoren stellen dort unter dem Titel „Ich fang nochmal an..." ihre Werke vor. In seiner Freizeit schreibt Florian Wessels selbst Gedichte und Erzählungen. Am kommenden Donnerstag, 27. August, 21 Uhr, ist er mit eigenen Texten im „ORi“ in der Friedelstraße 8 zu hören und zu sehen.