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Vom arabischen Frühling zum amerikanischen Herbst?

Roundtable-Gespräch am John-F.-Kennedy-Institut am 22. November 2011 um 18.00 Uhr

21.11.2011

Die New Yorker Börse, als Symbol der globalen Finanzmärkte, zieht den Protest der Occupy-Bewegung auf sich.

Die New Yorker Börse, als Symbol der globalen Finanzmärkte, zieht den Protest der Occupy-Bewegung auf sich.
Bildquelle: wikipedia_hundsgemeini web

Margit Mayer ist Professorin für Politikwissenschaft am John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin.

Margit Mayer ist Professorin für Politikwissenschaft am John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Privat

Der Begriff „Occupy“ ist seit einiger Zeit in aller Munde. Die amerikanische Protest-Bewegung gegen soziale und wirtschaftliche Ungleichheit sowie die Struktur des Bankenwesens hat längst von US-amerikanischen Städten auf viele Regionen der Welt übergegriffen. Zur Bedeutung der Occupy-Bewegung jenseits und diesseits des Atlantiks ein Gespräch mit Professorin Margit Mayer, Politikwissenschaftlerin am John-F.-Kennedy-Institut. Sie organisiert die Roundtable-Veranstaltung „From the Arab Spring to the American Fall: The Occupy Wall Street Movement in the U.S.”, die am 22. November um 18.00 Uhr an der Freien Universität stattfindet.

Frau Professor Mayer, warum greift das JFKI das Thema auf?

Wir greifen regelmäßig aktuelle, die USA und/oder Kanada betreffende Ereignisse auf und organisieren hierzu Diskussionsveranstaltungen. So vor kurzem etwa anlässlich der WikiLeaks-Veröffentlichungen. Die amerikanische Occupy-Bewegung stößt bei unseren Studierenden auf großes Interesse und das Bedürfnis, mehr darüber zu erfahren. Da sich in letzter Zeit auch die Medienanfragen bei uns auf die Occupy-Bewegung konzentrieren, kann die angebotene Roundtable-Veranstaltung eine interessante Möglichkeit für Medienvertreter sein, sich zu informieren.

Was unterscheidet die Occupy-Bewegung in Deutschland von der in den USA?

Einige der Auslöser der amerikanischen Occupy-Bewegung – die sogenannten „grievances“ (Missstände) fehlen in Deutschland: Weder gibt es vergleichbare Trends bei Zwangsräumungen und entsprechend explodierende Obdachlosigkeitsraten, noch müssen sich Studierende hierzulande in ähnlichem Maße verschulden, um ein Studium zu absolvieren. Auch ist die gesellschaftliche Ungleichheit nicht so stark ausgeprägt wie in den USA. Gewerkschaftliche Rechte sind nicht vergleichbar eingeschränkt, und auch die kommunale Infrastruktur ist nicht so stark erodiert wie in den USA. Doch auch hier führen die staatlichen „Lösungsstrategien“ in Bezug auf die Finanzkrise zu Unmut. Viele Bürger sind enttäuscht, dass die Finanzmärkte auch nach der Krise kaum reguliert wurden; die „Assembleas“ aus Spanien, Griechenland und Ägypten finden Resonanz vor dem Hintergrund der Erfahrung, dass auch in Deutschland Demokratie nur eingeschränkt funktioniert. Wenn auch nicht so krass wie in den USA, so machen sich auch hier die Kürzungen im Sozialbereich sowie die Verschlechterung der Studienbedingungen schmerzlich bemerkbar.

Was kann eine Bewegung wie Occupy in Gang setzen? Welche Macht hat sie?

Die Occupy-Bewegung hat den öffentlichen Diskurs der USA grundlegend verändert. Die Probleme der sozialen Ungleichheit, der Privilegierung der Begüterten und der Konzerne bei gleichzeitiger zunehmender Entrechtung, Ausgrenzung und Enteignung wachsender Bevölkerungsgruppen (die sogenannten 99 Prozent) werden endlich, sowohl in den Medien als auch in der Politik, thematisiert und die bisherigen defizitären Lösungsstrategien zunehmend skandalisiert. Waren vorher als kritische Positionen gegenüber der Regierungspolitik lediglich die Deutungsmuster der Tea Party von den Medien aufgegriffen worden, so gelangen nun andere politische und intellektuelle Positionen, die den realen Problemen angemessener sind, in die öffentliche Debatte.

Weitere Informationen

Der Vortrag "From the Arab Spring to the American Fall: The Occupy Wall Street Movement in the U.S." findet am 22.11.2011 um 18.00 im John F. Kennedy-Institut der Freien Universität, Raum 340, an der Lansstr. 7-9, 14195 Berlin, statt.